«Das braucht die Wissenschaft»
Wissenschaftliches Arbeiten gelernt und unter Beweis gestellt: An der Kantonsschule Schaffhausen wurden im Rahmen der Prämierungsfeier acht Maturaarbeiten ausgezeichnet, die sich Prädikate wie «reife Leistung» oder «hohes Niveau» verdient haben.
So hochgesteckt ist das Ziel nicht wie in Alfred Nobels Verfügung, nämlich «Preise an diejenigen auszuteilen, die im vergangenen Jahr der Menschheit den grössten Nutzen erbracht haben». Immerhin: Der Weg in diese Richtung beginnt mit dem Lernen, «ein Thema vertieft zu bearbeiten und Wissen fachgerecht anzuwenden», also sich «Techniken anzueignen, die zum wissenschaftlichen Arbeiten gehören». So steht es im Leitfaden für die Maturaarbeit, jenem seit der Gymnasialreform von 2001 erforderlichen Teil («eine grössere, eigenständige, schriftliche oder schriftlich kommentierte Arbeit») zur Erlangung der Maturität.
«Ob nun die Maturaarbeiten prämiert wurden oder nicht: Hut ab vor eurer Leistung!»
Pasquale Comi, Rektor der Kantonsschule
105 solcher Arbeiten wurden vom Maturajahrgang 2022 verfasst, und «ob prämiert oder nicht: Hut ab vor eurer Leistung!», lobte Kanti-Rektor Pasquale Comi die in der Aula der Kantonsschule zur Prämierungsfeier versammelten Maturandinnen und Maturanden. Aber es gab einen weiteren guten Grund, zusammen mit Angehörigen, Lehrerinnen und Lehrern sowie zahlreichen Gästen zu feiern: Unter den mit der Höchstnote 6 bewerteten Arbeiten hatten die involvierten Lehrkräfte siebzehn als «überdurchschnittlich» zur Prämierung vorgeschlagen, und aus diesen wählte eine externe Jury insgesamt acht Arbeiten in den Fachbereichen Sprachen, Geistes- und Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Mathematik sowie Technik und Wirtschaft (im Fachbereich Kunst und Sport wurden diesmal keine Arbeiten vorgeschlagen) aus, Arbeiten, die mit dem jeweils mit 500 Franken dotierten Preis der unabhängigen Schaffhauser Buchhandlung Fass und des Architekturbüros Hofer-Kick, der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen, des Historischen Vereins Schaffhausen und der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen (IVS) «gekrönt» wurden.
Lob für «reife Arbeiten»
Die Prädikate, welche die Laudatoren (Architekt Urs Kick, der ehemalige Stadtarchivar Peter Scheck, der Naturwissenschafter Jakob Walter und IVS-Vorstandsmitglied Markus Bachmann) für ihre Preisträgerinnen und Preisträger formulierten, reichten von «reife Arbeit» über «ausgezeichnet recherchiert», «engagierte und empathische Reflexion» oder «eine wunderschön abgerundete Arbeit» bis zu «hohes Niveau» und Beweis für «logisches Denken, Kreativität und Hartnäckigkeit» … gefolgt von einem «Das braucht die Wissenschaft!»
Tatsächlich: Die ausgezeichneten Maturaarbeiten decken eine riesige Spannweite der aufgegriffenen Problemstellungen auf. Nur zwei Beispiele: Die Erfahrung mit einer dem Coronavirus geschuldeten Isolation brachte Moira Cotti zum Erkunden der Auswirkungen einer solch unfreiwilligen Isolation auf Körper und Psyche. Sie wählte die Situation von Menschen, die in den USA zum Tode verurteilt sind und bis zur Hinrichtung in einer Warteschlaufe ihr restliches Leben fristen müssen. Oder: Simona Styger entdeckte neu das vor 150 Jahren in Schaffhausen erfundene Polarplanimeter nach J. Amsler-Laffon, jenes mechanische Gerät, das die Fläche anzeigt, nachdem man ihren Umriss nachzeichnet, und beschrieb nicht nur dessen Funktionsweise geometrisch und mathematisch, sondern baute es mit einem Metallbaukasten nach.
Nach Rezept für einen Döner
So viel Wissenschaftlichkeit mag mit der Aussage des die Feierstunde witzig moderierenden Kanti-Prorektors Detlef Roth kontrastieren: Eigentlich seien Maturaarbeiten mit der Zubereitung eines Döners zu vergleichen … ein Konzept erarbeiten, die richtigen Stücke und Zutaten wählen und dann die notwendige Ausdauer am Drehspiess aufbringen. Aber damit war zumindest schon der gesellige Abschluss des Anlasses, der Apéro mit Buffet (natürlich «scharf mit alles»), vorweggenommen. Und auch da klang die Festlichkeit nach, zu der in der Aula Johanna Merz, Hanneke Keltsch, Nuria Gschwend und Louis Holzgang auf ihren Celli und die Pianistinnen Aaliyah Agarwal und Nora Ruppel musikalisch beigetragen und viel Applaus entgegengenommen hatten.