Schaffhausen feiert Partys ohne Masken

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Dicht an dicht genossen die feierwütigen Schaffhauserinnen und Schaffhauser das Nachtleben im Orient. Bild: zVg

Am ersten Wochenende nach dem Ende der Corona-Massnahmen wich die Zurückhaltung merklich. Manche Clubs waren so gut besucht, dass Gäste abgewiesen werden mussten. Auch die Gastronomie und kulturelle Einrichtungen verzeichneten ein Plus an Besuchenden.

von Kay Fehr und Jurga Wüger

Maske ade, hiess es am vergangenen Donnerstag. Mit diesem Tag fielen praktisch alle Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus weg. Dazu gehörte auch das Zertifikat, welches neu nirgendwo mehr verlangt wird. In einer ersten Reaktion schätzten viele Betriebe noch, dass die Zurückhaltung zu Beginn relativ gross sein werde – langsam aber stetig würden die Besucher wohl zurückkehren, war der Tenor.

Nach dem ersten Wochenende zurück in der neuen Normalität zeigt sich jedoch, dass die angenommene Zurückhaltung kleiner als gedacht ausfällt. Der Güterhof berichtet beispielsweise von zahlreichen Reservationen fürs Wochenende. «Geradezu euphorisch haben die Gäste für Freitag und Samstag reserviert. Wir hatten eine höhere Frequenz als in den Wochen zuvor», sagt die neue Geschäftsführerin des Güterhofs Kathrin Schenk. Spontan hatten sie sich gar entschlossen, auch am Sonntag geöffnet zu haben. Schenk konnte bereits zahlreiche Anfragen für Privat- und Firmenanlässe verbuchen. «Ich stelle fest, dass sich viele Gäste seit längerer Zeit zum ersten Mal wieder auswärts getroffen haben», sagt Schenk.

«Wir mussten notgedrungen sogar einige Gäste weiter-schicken oder bis zum Einlass warten lassen.»

Henry Abderhalden, Co-Besitzer Orient und Meiers Pool

Auch das Alprestaurant Babental durfte viele Gäste begrüssen. «Die Leute freuen sich, die Atmosphäre im Restaurant ist wieder fröhlich», sagt Gastgeberin Marianne Meier Schaffner. Aus Gewohnheit hätten noch einige Personen die Maske beim Reinkommen getragen – beim Anblick der vielen maskenlosen Gesichter legten sie diese jedoch direkt ab. «Es ist für die Gäste und für uns eine riesige Erleichterung», sagt Meier Schaffner.

Ausgelassene Stimmung

Der Ausgang ist wieder normal: Die Freude nach dem ersten Wochenende über die Aufhebung der Massnahmen war auch im Club Orient und in der Bar Meiers Pool deutlich zu spüren. «Es war der Teufel los», sagt Co-Besitzer Henry Abderhalden. Er blicke noch zuversichtlicher in die Zukunft. «Dieses Wochenende war super. Beide Standorte waren pumpenvoll. Wir mussten notgedrungen sogar einige Gäste weiterschicken oder bis zum Einlass warten lassen. Das hat es schon länger nicht mehr gegeben.» Die Stimmung sei, so Abderhalden, ausgelassen und optimistisch gewesen. «Das Leben kehrt zurück. Es ist schön zu sehen, dass die Menschen endlich etwas Freiheit und Unbeschwertheit geniessen dürfen.»

Die Medienverantwortliche im Museum zu Allerheiligen, Suzanne Mennel, weiss ebenfalls Erfreuliches zu berichten. Das Museum sei insbesondere am Sonntag mit über 300 Gästen sehr gut besucht gewesen. «Dies hatte sicher mit der Rückkehr zur Normalität zu tun und auch mit dem attraktiven Programm», sagt Mennel. So fand am Sonntag die Einweihung des neuen für Kinder und Familien konzipierten steinzeitlichen Jagdlagers statt, mit Besuch aus der Steinzeit und Überraschungen. Ebenfalls am Sonntag stand ein Vortrag auf dem Programm. Auch dieser sei mit über 80 Interessierten sehr gut besucht gewesen, so Mennel. Hier trugen die Besuchenden vereinzelt noch Masken, obwohl das Tragen einer Maske bei den Veranstaltungen keine Pflicht mehr ist. «Im ganzen Museum war am Wochenende etwas von der neuen Leichtigkeit und Unbeschwertheit zu spüren», bilanziert Suzanne Mennel.

Langsam in Richtung Normalität

Das Wegfallen der Massnahmen machte sich auch im Freizeitpark Ticiland in Stein am Rhein stark bemerkbar. «Im Vergleich zu vorher sprechen wir von einem Anstieg der Besucherzahlen um den Faktor vier», sagt Geschäftsführer Peter Hablützel. Dennoch sei man erst auf etwa 50 Prozent der ursprünglichen Zahlen. Das «Ticiland» müsse nun seinen Bekanntheitsgrad weiter steigern, so Hablützel. «Eine gewisse Unsicherheit ist noch da, wir haben einige Anfragen, ob im Park nun wirklich keine Maske getragen werden müsse.» Es brauche also noch etwas Zeit, bis alles wieder ist wie vor der Pandemie. Aber man komme langsam wieder in Richtung Normalität zurück.

Im Restaurant Falken ist das Wochenende erfreulich verlaufen. «Es ist schön, mal wieder unter normalen Umständen zu arbeiten», sagt Gastgeber Jonas Jacky. Er habe Leute gesehen, die er zuvor lange nicht angetroffen hatte. Man müsse nun aber die nächsten zwei bis drei Wochen abwarten, um zu sehen, wie es sich entwickle, so Jacky. «Spontane Restaurantbesuche sind jetzt auf jeden Fall wieder leichter möglich», sagt er, auch da die Homeoffice-Pflicht weggefallen sei. Die ausgelassene Stimmung im Lokal erinnere ihn an früher. «Viele haben jetzt das Bedürfnis, rauszugehen.»

In der Pizzeria Romana in der Unterstadt konnte Geschäftsführer Giorgio Allieri den Umsatz übers Wochenende im Vergleich zur Vorwoche um einen Drittel steigern. «Besonders am Samstag war viel los, es setzen sich wieder mehr Leute ins Restaurant», sagt Allieri. Gleichzeitig wurden auch leicht mehr Pizzen zum Mitnehmen verkauft. Er relativiert aber, dass man noch nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie sei. «Gegenüber dem Wochenende von vor zwei Jahren, also vor der Pandemie, verzeichnen wir noch 49 Prozent weniger Umsatz.» Das werde auch die nächsten Wochen noch zu spüren sein. Allerdings sei er zuversichtlich, dass die Kundschaft nach und nach zurückkommen wird.

Kaum Masken zu sehen

Vergangenen Sonntag fand im Münster unter der Leitung von Pfarrer Andreas Heieck ein Gottesdienst statt – ohne Einschränkungen. «Es kamen wieder mehr Leute als noch vor einigen Wochen», freut sich Heieck. Auch Menschen, welche die Kirche lange nicht besuchen konnten, waren anzutreffen. Dabei trugen nur Vereinzelte noch eine medizinische Maske. Im Anschluss an die Predigt wurde der Kirchgemeinde an der Münstertheke Kaffee und Tee gereicht, zum ersten Mal seit dem Ausbruch von Corona. Auch daran hätten viele Leute teilgenommen, so Heieck.

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