Jetzt kann es endlich weitergehen

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Bald Geschichte: Die Maskenpflicht im und um den Bahnhof. Bild: Roberta Fele

Die Öffnungsschritte des Bundesrats übertreffen die Erwartungen vieler Gewerbetreibender. Gegen Vorweisen des Covid-Zertifikats ist fast alles wieder möglich, aber auch die Gastronomie will für ihre Geduld belohnt werden. Die Reaktionen aus der Region sind gemischt.

Alexander Vitolić und Alfred Wüger

Es war ein kollektives Aufatmen, das sich gestern fast hörbar in der Stadt ausbreitete. Selbst Stadträtin Christine Thommen findet zwischen zwei dringenden Sitzungen kurz Zeit, ihre Erleichterung in Worte zu fassen: «Grosse Freude herrscht bei mir über die vom Bundesrat beschlossenen Öffnungsschritte. Sie sind mutig, aber auch Lohn für die lange Zeit, in der wir mit Einschränkungen leben mussten und uns daran gehalten haben. Nun freue ich mich auf ein Zurück in die Freiheit, auf das Ende des Schwitzens draussen unter der Maske, und darauf, dass der Lippenstift wieder Sinn macht und dass ich das Lächeln der Menschen wieder sehen kann, auf persönliche Begegnungen, auf das Ende von gefühlt hundert Zoom-Sitzungen pro Tag und auf Kulturgenuss.»

Dennoch mahnt sie zur Vorsicht, denn das Virus sei immer noch da und wie schnell die Fallzahlen wieder steigen könnten, zeigten Beispiele in anderen Ländern: «Und das wollen wir alle nicht.»

Olma und Herbstmesse finden statt

Enthusiastisch fallen auch die Reaktionen der Messebetreiber aus: Die Herbstmesse kann stattfinden, und die Olma, bei welcher Schaffhausen im Oktober der Gastkanton ist, ebenso. Und das ganz ohne Einschränkungen – sofern ein Covid-Zertifikat vorhanden ist. «Es freut uns riesig, dass wir einen weiteren Schritt in Richtung Normalität gehen dürfen», sagt Messeleiterin Karin Spörli. Diese Schritte würden den Ausstellern und auch den Veranstaltern die nötige Zuversicht geben, dass man eine erfolgreiche Messe realisieren könne. «Wir werden mit einer attraktiven Show über­raschen, Lernende werden Einblick in eine sehr spannende Berufswelt nehmen. Und ein weiteres Highlight wird sich in luftigen Höhen abspielen.»

Hannes Schärer, OK-Chef des Schaffhauser Olma-Auftritts ist erleichtert. Nachdem man im letzten Jahr mitten in den Vorbereitungen gestoppt wurde, sei die Motivation nun gross, die Arbeiten und Ideen endlich zu realisieren: «Der Entscheid kommt für uns gerade noch zur richtigen Zeit: Lange haben wir darauf gewartet, dass der Startschuss für die Endphase der Vorbereitung möglich ist. Und nun können wir den Schlussspurt in Angriff nehmen.»

Kinepolis-Geschäftsführer Lorenz Koch zeigt sich verhalten begeistert. Viel ändern werde sich am laufenden Betrieb vorerst nicht: «Ich begrüsse die Lockerungen und freue mich auf einen unbeschwerteren Sommer. Wie halten uns jedoch an die Empfehlungen des ProCinema-Verbandes und halten an der Maskenpflicht und der beschränkten Kapazität fest. Der Aufwand und die Planung, welche für den maskenfreien Kinobesuch einer Familie nötig wären, ist meines Erachtens einfach zu gross.»

Auch der Betreiber des Clubs «Orient», Metin Demiral, wartet lieber noch etwas ab. «Wir sagen uns: Ruhig Blut! Für uns ist die Qualität wichtig.» Schliesslich sei man nicht einfach ein Getränkehandel. «Wir können nicht hingehen und den Schalter umlegen und öffnen, wir brauchen ein gutes Programm, wir brauchen Künstler und DJs.» Die seien jetzt gesucht und umworben wie lange nicht. «Wir machen dann auf, wenn wir bieten können, was wir vor der Pandemie bieten konnten.» Dieses Wochenende geht das «Orient» jedenfalls noch nicht auf. «Ob wir es in einer Woche oder in zwei öffnen, sehen wir dann», so Demiral.

Kritisch äussert sich Giorgio Allieri von der «Pizzeria Romana». Er hätte sich gefreut, wenn die Maskenpflicht im Restaurant ganz generell aufgehoben worden wäre: «Wir haben langsam genug. Ich empfinde diese Maskenpflicht mittlerweile nur noch als absurd. Ich will, dass sich unsere Gäste so frei in meinem Restaurant bewegen können, wie sie wollen. Sonst können wir das langfristig nicht überleben.»

Ganz anders Remo Rey, Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft URh: Die Welle der Erleichterung sei riesig. «Sie reicht von Schaffhausen bis nach Kreuzlingen! Wir freuen uns für unsere Passagiere, dass die Maskentragpflicht auf den Aussendecks ab Samstag aufgehoben ist. Das passt perfekt vom Timing: Am Samstag startet der Sommerfahrplan. Auch die Aufhebung der Restriktionen in der Gastronomie und bei Veranstaltungen auf den Schiffen schafft neue Perspektiven.»

Homeoffice nicht länger als nötig

Geht es jetzt wieder zurück ins Büro? Bei den kleineren Firmen werde die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht sicherlich begrüsst, sagt Nina Schärrer von der Industrie- und Wirtschaftsförderung (IVS): «Empfehlungen geben wir aber keine ab. Es ist an der Zeit, dass jede Firma wieder den für sie besten Weg suchen kann. Wir sind nur zu zweit, aber wir waren seit über einem Jahr nicht mehr gleichzeitig im Büro.»

Grösser ist die Georg Fischer AG. Beat ­Römer von der Medienstelle: «Für uns gibt es keinen Grund, die Maskenpflicht oder das Home­office länger als nötig beizubehalten. Ich gehe davon aus, dass wir diese Weisungen so rasch als möglich umzusetzen. Bei uns war es allerdings schon vor der Pandemie möglich, von zu Hause aus zu arbeiten.»

Daran, dass die Pandemie trotz aller Zuversicht noch nicht endgültig ausgestanden ist, erinnert Gesundheitsdirektor Walter Vogelsanger. Auch er begrüsst die neue­sten Lockerungen, und dass es nun weiter gehe in Richtung Normalität. «Der Unterschied zum letzten Jahr ist, dass grosse Teile der Bevölkerung geimpft sind, aber das ist natürlich keine absolute Garantie», so Vogelsanger. «Diejenigen, die noch nicht geimpft sind, sollen sich impfen lassen. Und es gilt weiterhin, vorsichtig zu sein.»

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