«Die epidemiologische Lage ist zum Glück besser»

An der heutigen Point de Presse des Bundesamts für Gesundheit (BAG) informierten die anwesenden Fachleute des Bundes über die aktuelle Pandemie-Lage. Ein Überblick.
Wie schätzen Expertinnen und Experten des BAG die aktuelle Corona-Lage ein? Dieser Frage widmeten sich diesen Dienstag um 14 Uhr an der wöchentlichen Pressekonferenz folgende Fachleute:
- Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit (BAG)
- Matthias Remund, Direktor, Bundesamt für Sport (Baspo)
- Markus Feller, Stv. Leiter Bereich Sportpolitik und Ressourcen
- Nassima Mehira, Co-Projektleitung Covid-19-Zertifikat, Bundesamt für Gesundheit (BAG)
Und darüber haben die Fachexperten gesprochen:
Epidemiologische Lage
Virginie Masserey startete die Pressekonferenz mit den Worten: «Die epidemiologische Lage ist zum Glück besser.» In den vergangenen zwei Wochen sei die Lage stabil geblieben, trotz der vorsichtigen Öffnungen. Auf den Intensivstationen befinden sich laut Masserey zurzeit 250 Covid-Patienten, was etwa der Hälfte des Höhepunkts an Intensivpatienten entspricht. In Spitalpflege befänden sich zudem weniger Menschen über 80 Jahren.
Tests
Sich auf Covid-19 zu testen, bleibt zentral. Massentests seien wichtig, so Masserey, um auch asymptomatische Personen zu erkennen und diese von gesunden zu isolieren. In einigen Kantonen würden solche Massentestungen bereits durchgeführt. 25 Kantone hätten ein Testkonzept eingereicht, gab Masserey bekannt. Um neue Öffnungsschritte vornehmen zu können, sei es wichtig, diese Teststrategie bis Ende Mai fortzuführen.
Impfungen
Zu den Impfungen äusserten sich die Experten des BAG vor allem in der Fragerunde. Eine Frage war etwa, was der der Bund von der Strategie halte, keine Reservedosen für die zweite Dosis zurückzuhalten? Die Antwort: Während einer bestimmten Zeit habe man den Kantonen empfohlen, die zweite Dosis zu reservieren, da man damals noch eingeschränkt war mit der Verfügbarkeit der Dosen. Jetzt sei die Anzahl der Dosen allerdings gestiegen, weshalb man jetzt nicht mehr empfehle, die Dosen zu reservieren. Es bestehe nun die Garantie, dass immer mehr Impfdosen einträfen.
«Sollen schwangeren Frauen geimpft werden oder nicht?», war eine weitere Frage aus dem Plenum. Nach einer medizinischen Besprechung mit einem Gynäkologen können sich schwangere Frauen, die aufgrund einer Krankheit zu einer Risikogruppe gehören, impfen lassen, so die Antwort. In den USA seien bereits viele schwangere Frauen geimpft worden. Bisher seien weder für die Frau noch für das Baby Nebenwirkungen festgestellt worden.
Eine weitere Frage war: «Ist es ein Problem, wenn sich eine bereits erkrankte Person impfen lässt?» Das sei kein Problem, so die Antwort. Wenn die Krankheit noch nicht lange zurückliege, seien Nebenwirkungen wie Rötungen oder Fieber etwas stärker beobachtet worden. Deshalb werde in diesen Fällen nur eine Dosis empfohlen.
Mutationen
In puncto Coronavirus-Varianten war an der Point de Presse einerseits die indische Virusmutation Thema. Indien wurde am Montag auf die Quarantäneliste des BAGs gesetzt. Um eine Verbreitung in der Schweiz einzudämmen, hat die Schweiz den Reiseverkehr nach Indien eingeschränkt. Gemäss Masserey sei die indische Variante weltweit zwar noch wenig verbreitet, aber da sie einige Mutationen aufweise, die gefährlich sein könnten, wolle man vorsichtig sein. Andererseits gab noch eine andere Mutante von sich zu reden: Die sogenannte «Schweizer Variante» B.1.1.39. Masserey sagte, es gebe keine Anzeichen darauf, dass diese ansteckender sei.
In der Fragerunde wollte jemand wissen, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit sei, dass sich die indische Variante in der Schweiz verbreite? Das sei schwierig einzuschätzen, so die Antwort. Die Verbreitungsgefahr der indischen Variante werde beobachtet. Die brasilianische Variante habe sich in der Schweiz nicht so verbreitet.
Covid-Zertifikat
Es handle sich hier um ein Covid-Zertifikat und nicht um einen Impfausweis, betonte Masserey. Gültig sei dieses auch für Genesene oder diejenigen, die einen negativen Test vorweisen könnten. Das Bundesamt für Informatik arbeite zurzeit an zwei technischen Varianten. Eine endgültige Lösung erhofft man sich, gemäss Masserey, bis Mitte Mai.
Wie ist das Vorgehen? Zuerst werde das Zertifikat für Geimpfte ausgestellt und danach werde an einem Zertifikat für Genesene und Getestete gearbeitet. Im Fokus stünde eine internationale Kompatibilität der Zertifikate. Für welche Anlässe solche Zertifikate ausgewiesen werden sollen, entscheide der Bundesrat.
Freizeit und Sport
Matthias Remund sprach an der Pressekonferenz des BAG vom Dienstag auch ein Wort zum Sport. «Sport und Bewegung wirken präventiv und sind wichtig für die Gesundheit der Bevölkerung.» Mit dem letzten Öffnungsschritt habe der Sport weitere Lockerungen erfahren. Im Hinblick auf Nachbarländer sei das ein Privileg, sagte Remund. Das bringe aber auch grosse Verantwortung mit sich, so würden Schutzkonzepte regelmässig kontrolliert und angepasst.
Zur Situation bezüglich Veranstaltungen sagte Remund, auch wenn 50 Zuschauer, die nun wieder an Veranstaltungen teilnehmen dürften, eine verschwindend kleine Zahl sei, mache es doch schon viel aus. «Die Sportwirtschaft wird mit Verzögerung getroffen und braucht länger, um sich zu erholen», sagte er. Deshalb werde der Sport auf verschiedenen Ebenen durch den Bund unterstützt.
Neu stehen den Sportclubs gemäss Remund zwei Varianten offen: Kompensation von zwei Dritteln der entfallenen Ticketeinnahmen und eine Senkung der Lohneinnahmen. Oder keine Lohnsenkungen, dafür aber nur eine Übernahme der Hälfte der entfallenen Einnahmen.