«Wir haben gemeinsam viel erreicht»

Mark Liebenberg | 
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Zum Neubau: «Es sieht so aus, dass ich vermutlich das Vorprojekt noch selber zum Abschluss bringen kann» – Spital- direktor Daniel Lüscher im Gespräch mit den SN. Archivbild: Selwyn Hoffmann

Überraschend hat Daniel Lüscher hat seinen Job als CEO der Spitäler Schaffhausen per Ende März 2020 gekündigt. Im Gespräch sagt er, wie es weitergehen wird.

Herr Lüscher, Sie verlassen das Kantonsspital nach nur zwei Jahren. Was hat Ihnen nicht gefallen bei den Spitälern Schaffhausen?

Daniel Lüscher: Mein Weggang hat rein berufliche und private Gründe. Mit dem Kantonsspital hat das rein gar nichts zu tun.

Noch im April präsentierten Sie solide Geschäftszahlen und blickten mit Zuversicht in die Zukunft. Hat sich daran etwas geändert, oder wieso verlässt der Direktor gerade jetzt das Haus?

Das Haus ist sehr gut aufgestellt, und es gibt deutliche Anzeichen, dass wir im laufenden Jahr sogar noch besser gewirtschaftet haben als im letzten. Natürlich bedaure ich, meine Teamkollegen und Mitarbeitenden zu verlassen, vor allem in der jetzigen Phase des Neubauprojekts.

Wann fiel der Entscheid?

Letzte Woche. Der Grund liegt in meiner sechsmonatigen Kündigungsfrist.

Sie haben ein neues «attraktives Stellenangebot» angenommen, heisst es. Wo wechseln Sie denn hin?

Das kann ich leider nicht bekannt geben zum jetzigen Zeitpunkt. Es ist vertraglich so ausgemacht mit der Institution, die mein neuer Arbeitgeber ist.

Ist es ein anderes Spital?

Davon dürfen Sie ausgehen.

Sie machen darüber hinaus private Gründe geltend. Welche?

Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich in Schaffhausen stets Wochenaufenthalter war und meine Familie im Aargau geblieben ist. Dies wird sich nun ändern. Und ich wieder näher bei der Familie arbeiten.

Hat man versucht, Sie hier zu halten?

Das war kein Thema mehr, nein. Ich habe meinen Entscheid letzte Woche dem Spitalrat und der Spitalleitung mitgeteilt.

Ist die Bezahlung als Spitaldirektor in Schaffhausen zu schlecht?

Nein, damit hat es überhaupt nichts zu tun.

Sie haben zuletzt einen Löwenanteil Ihres Pensums für das Projekt Spitalneubau aufgewendet. Ist Ihnen diese Sache über den Kopf gewachsen?

Im Gegenteil. Ich bin da ja auf einen bereits fahrenden Zug aufgesprungen und bin froh, dass wir mit dem Neubauprojekt jetzt sehr gut unterwegs sind. Es sieht so aus, dass ich vermutlich das Vorprojekt noch selber zum Abschluss bringen kann, bevor meine Anstellung Mitte März endet.

Nicht nur am Neubau gibt es kritische Stimmen, letzthin war das Kantonsspital wegen resistenter Bakterien in den Schlagzeilen, und Pflegende haben in den Medien anonym belastende Arbeitssituationen kritisiert. Gaben diese Probleme mit einen Ausschlag für ihre Kündigung?

Auch hier ein klares Nein. Dies sind Problemfälle, die an jedem Spital auftauchen können. Wir haben die Themen aufgenommen und bearbeiten sie aktiv.

Es gab also keinerlei Problembereiche an den Spitälern Schaffhausen, die für Ihren Schritt mitursächlich sind?

Natürlich gibt es immer gewisse Entwicklungen, die nicht so verlaufen, wie man sie sich persönlich wünscht.

Was meinen Sie konkret?

Wie üblich gibt es bei vielen Themen unterschiedliche Meinungen und Positionen. Es wurden immer gemeinsame Lösungen gefunden.

Sie haben die Prozessoptimierung zum obersten Grundsatz erklärt. Haben die Mitarbeitenden mitgezogen oder gab es Widerstände?

Nein, wir haben gemeinsam viel erreicht. Fortwährende Innovation muss zur Triebkraft im Spital werden, das ist ganz wichtig.

Wie schwierig ist es, das mittelgrosse Regionalspital hier in Schaffhausen unter den gegebenen Umständen sicher in die Zukunft zu führen?

Im Moment ist alles im Gesundheitswesen in Bewegung, das ist unser tägliches Brot. Und da stehen alle Spitäler in der Schweiz unter sehr ähnlichen Herausforderungen.

Welches Profil sollte Ihr Nachfolger haben?

Ich muss sagen, dass ich nicht in die Suche nach einem Nachfolger involviert bin. Aber ich denke, es braucht jemanden, der einen ähnlichen Job schon vorher gemacht hat, jemand der Routine mitbringt, kein Greenhorn. Ob es ein Jurist, ein Arzt oder Betriebswirtschaftler ist, dürfte dabei unerheblich sein.

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