450'000 Franken für Borkenkäferschäden

Daniel Jung | 
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Hier fehlen viele Fichten: Eine von Käferholz geräumte Fläche im Gebiet Brämlen, Gemeindegebiet Stetten. Bild: Kanton Schaffhausen

Im Hitzesommer 2018 konnte sich der Borkenkäfer fast explosionsartig ausbreiten, was dem Schaffhauser Wald stark zugesetzt hat. Der Regierungsrat will Waldeigentümern jetzt helfen.

Das Jahr 2018 war geprägt von einer ausserordentlich grossen Trockenheit und hohen Temperaturen. Besonders auffällig waren deren Auswirkungen auf den Wald. Bereits Ende Juli färbten sich die Blätter von Buchen und weiteren Baumarten braun, viele Bäume warfen in der Folge die Blätter ab und gingen in den Herbstzustand über. «Die Bäume standen im vergangenen Jahr ganz besonders unter Dauerstress, und ihre Widerstandskraft wurde geschwächt», schreibt der Regierungsrat in einer neuen Vorlage. Die Trockenheit habe auch erhebliche Auswirkungen auf die Borkenkäfersituation bei den Fichten im Kanton gehabt. «Es kam zu einer fast explosionsartigen Ausbreitung des Borkenkäfers», schreibt die Regierung. Besonders stark betroffen seien der obere Kantonsteil und der Reiat. «In diesen Regionen gibt es mit Stand Februar 2019 kaum noch Fichtenbestände, die nicht vom Borkenkäfer befallen sind.»

Deshalb sollen nun Massnahmen gegen den Käferbefall ergriffen werden, um die restlichen Fichten zu schützen. Um diesen zusätzlichen Aufwand in der Waldbewirtschaftung zu finanzieren, beantragt der Regierungsrat einen Nachtragskredit. Insgesamt geht es um bis zu 450'000 Franken, welche den Waldbesitzern für die Umsetzung von Massnahmen ausbezahlt werden sollen. Die Kosten werden zwischen Bund und Kanton aufgeteilt. Während der Bund 40 Prozent der Ausgaben übernehmen soll (180'000 Franken), bleiben 60 Prozent beim Kanton (270'000) Franken. In dieser Höhe beantragt der Regierungsrat beim Kantonsrat einen Nachtragskredit zulasten der Rechnung 2019. Ziel ist es, dass die Vergütungen für die Umsetzung der Massnahmen noch in diesem Jahr ausbezahlt werden können. Die Massnahmen sind ab sofort und bis im Herbst auszuführen.

Ziel: Die Käferpopulation reduzieren

Gegen den Käferbefall sind drei verschiedene Massnahmen geplant. Erstens sollen befallene Fichtenstämme auf Zwischenlagerplätze abgeführt werden, die rund 500 Meter ausserhalb des Waldes liegen. So können die Borkenkäfer nicht mehr auf gesunde Fichten im Wald zurückfliegen. Zweitens soll befallenes Fichten-Bruchholz und Fichten-Kronenmaterial im Wald gehackt werden. Beim Hacken des Holzes zu Holzschnitzeln werde der grösste Teil der Borkenkäfer abgetötet. Drittens sollen befallene Fichtenstämme mit der Entrindungsmaschine im Wald entrindet werden. Dabei werde der sich unmittelbar unter der Rinde befindliche Borkenkäfer abgetötet.

Für jede dieser Massnahmen hat der Regierungsrat eine Vergütung festgelegt. Und zwar werden pro Kubikmeter Fichtenholz, das entweder abgeführt, gehackt oder entrindet wird, 15 Franken an den Waldbesitzer vergütet. Zur administrativen Abwicklung sollen die Förster Listen zu den ausgeführten Massnahmen führen. Die Kreisforstmeister überprüfen diese mittels Stichproben.

Hintergrund für die finanzielle Unterstützung ist das Überangebot an Nadelrundholz in weiten Teilen Europas: Das vom Borkenkäfer befallene Fichtenholz kann kaum noch verkauft werden. «Eine Entspannung auf dem Holzmarkt ist derzeit nicht in Sicht», so der Regierungsrat. Neben Hitze und Trockenheit kamen im vergangenen Jahr auch noch Stürme («Burglind», «Evi», «Frederike») dazu, welche im Kanton zusätzlich zu rund 20'000 Kubikmetern Sturmholz führten.

Im Kanton Schaffhausen gehört der grösste Teil des Waldes – rund 85 Prozent – der öffentlichen Hand, vor allem den Gemeinden. Rund 15 Prozent des Waldes gehört Privateigentümern. Mit einem Anteil von 42 Prozent an der gesamten Kantonsfläche liegt der Waldanteil im Kanton Schaffhausen deutlich über dem schweizerischen Schnitt von 31 Prozent. Im Schaffhauser Wald ist die Buche die häufigste Baumart. Zweithäufigster Baum ist die Fichte, welche als Flachwurzler bei geringen Niederschlägen besonders stark unter Wasserstress leidet.

Der Regierungsrat geht davon aus, dass seit April 2018 bis Anfang Frühjahr 2019 eine Käferholzmenge von rund 40'000 Kubikmetern erreicht wurde. Damit entspricht die Schadholzmenge derjenigen aus dem «Jahrhundertsommer» 2003. Die Fichten-Stammholznutzung im Kanton Schaffhausen liegt in einem durchschnittlichen Jahr bei rund 30'000 Kubikmeter.Da die Holzpreise derzeit sehr tief sind, ist eine kostendeckende Holzverarbeitung nicht möglich. Entsprechend sollen die Waldeigentümer unterstützt werden. Der Regierungsrat rechnet damit, dass die Unterstützungsmassnahmen von 15 Franken pro Kubikmeter bei rund 30'000 Kubikmetern Käferholz beansprucht werden, was Gesamtkosten von 450'000 Franken ergeben würde.

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