Wenn der Kapitän zum Schleifpapier greift

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Auf den Schifffahrts-Saisonstart am 13. April hin muss die URh-Flotte auf Vordermann gebracht werden. Es wird geschliffen, geputzt und lackiert.

In der Werkstatt der Langwieser Werft liegen wild durcheinander frisch in Gold ­lackierte Buchstaben für den Namenszug der MS Stein am Rhein. Ein Maschinist kümmert sich in Handarbeit um farbliche Nachbesserungen des unverkennbaren Schiffbug-Signets. «Es sind zwar Kleinigkeiten, die aber trotzdem erledigt werden müssen und zeitintensiv sind», sagt Werftchef Herbert Rispy.

Bei Saisonende im Oktober wird jeweils entschieden, welche Reparaturen oder ­Renovationen an den Schiffen der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) vorgenommen werden müssen. Zurzeit sind deshalb die drei Kursschiffe MS Stein am Rhein, MS Konstanz und MS Thurgau in der Werft.

In goldenen Lettern

Acht Personen sind mit den Renovationsarbeiten der MS Stein am Rhein beschäftigt. Das 101 Tonnen schwere Schiff ruht in der 50 Meter langen Hellinghalle der Werft im Trockenen. Daniel Martini ist Kapitän, ­Sanitär und Spengler und verpasste dem Schiff ­bereits einen Neuanstrich im Unterwasserbereich. Beim Holzdeck musste die eine oder andere Planke ausgewechselt werden. Für den Abschluss erneuert Martini nun die rotblätternde Farbe des sogenannten Leistes, der das Schiff umrandet. «Diese Woche wollen wir mit dem Schiff komplett fertig werden, damit es für eine Probefahrt parat ist», so Rispy. Die zwei primären Ziele seien, dass man mit den Renovationen rechtzeitig auf Saisonstart Mitte April fertig werde und dass keine Arbeitsunfälle passieren.

Behindertentauglichkeit

Eine Anpassung muss noch für alle sechs Schiffe bis Saisonstart vorgenommen werden: Die Trittstufen innerhalb der Schiffe sollen für Personen mit eingeschränkter Sicht besser gekennzeichnet werden. «Dafür werden wir die Aluminiumtreppen mit Antirutschbändern versehen und die Kanten schwarz streichen», sagt Rispy. Das ­geschieht aufgrund des Behindertengleichstellungsgesetzes, welches diese und weitere Anpassungen bis 2023 verlangt. Bald müsse man sich deshalb auch um die Schiffs-Landestellen kümmern, die rollstuhltauglich gestaltet werden müssen. «In Diessenhofen zum Beispiel fährt das Schiff direkt an die Mauer ­heran», so Rispy. Das Gefälle ist dort jedoch zu steil und darf künftig eine Steigung von sechs Prozent nicht überschreiten. «Die Zeit läuft», fügt Rispy hinzu. Wie das Problem ­gelöst werden soll, ist noch unklar.

Rund 7000 Arbeitsstunden

Die MS Thurgau war in den Wintermonaten rund zwölf Mal im Einsatz für Brunch- und Fonduefahrten. Sie liegt deshalb vor der Werft im Wasser. «An ihr müssen wir eigentlich nur die jährlich normalen Unterhaltsarbeiten vornehmen», sagt Rispy. Also den Maschinenservice, das Wechseln der Partikelfilter, da und dort etwas flicken und putzen. An der MS Munot, die sich in Stein am Rhein befindet, wurde eine Instandsetzung des Getriebes durch externe Fachleute vorgenommen, für den Wiedereinbau waren Mitarbeiter der URh zuständig.

Pro Schiff und Jahr betragen die Unterhaltskosten, ohne Arbeitsstunden eingerechnet, zwischen 15'000 und 30'000 Franken. «Für die Arbeiten an den sechs Schiffen waren etwa 7000 Arbeitsstunden nötig», ­bemerkt Rispy.

Tiefer Pegelstand hatte Folgen

2018 war kein einfaches Jahr für die URh: Ab Ende Juli konnten aufgrund des tiefen Pegelstandes des Rheines keine Schiffe mehr zwischen Diessenhofen und Stein am Rhein verkehren. «Wir konnten diese Strecke fast die Hälfte der Saisonzeit nicht ­befahren», sagt Rispy. Die MS Thurgau und die MS Konstanz verkehrten deshalb nur auf dem unteren Rhein in Schaffhausen. Die restlichen vier Schiffe waren am Untersee stationiert. Dies dauerte noch bis Anfang Januar dieses Jahres. Erst dann konnten die Schiffe wieder nach Schaffhausen zurückgebracht und gewartet werden.

«In der ­kommenden ­Saison hoffen wir auf genug Wasser und schönes Wetter, das ist für uns das Wichtigste.»

Herbert Rispy, Werftchef

Per Ende Saison 2018 verzeichnete die URh aus diesem Grund einen Passagierrückgang von rund sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. «In der kommenden Saison hoffen wir auf genug Wasser und schönes Wetter, das ist für uns das Wichtigste», sagt Rispy.

Stricken auf Schiff

Neu wird diese Saison ein Strick-Schiff unterwegs sein und wie im vergangenen Jahr das Jass-Schiff. Dabei können die Gäste auf dem Schiff stricken und Muster sowie Ideen austauschen. «Wir versuchen, den Gästen eben immer wieder etwas Neues zu bieten», sagt Rispy. Am 13. April ist Saisonbeginn – bis dann muss die gesamte Schiffsflotte ­parat sein. «Wir sind gut in der Zeit, langweilig wird es uns aber trotzdem nicht», sagt der Werftchef und lacht.

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