Schaffhausen: So wenig Asylsuchende wie seit elf Jahren nicht mehr

Dem Kanton Schaffhausen wurden 2018 150 Asylsuchende zugewiesen. So wenig wie seit elf Jahren nicht mehr. Die Anzahl der vom Sozialamt betreuten Personen bleibt aber weiterhin gleich.
Darum kommen immer weniger Asylsuchende
Seit 2007 kamen nie mehr Flüchtlinge in die Schweiz als im vergangenen Jahr. Doch wieso eigentlich? Laut David Marquis, von der eidgenössischen Zollverwaltung gebe es dafür verschiedene Gründe: «Die Entwicklung der Migrationszahlen hängt jeweils von diversen Faktoren wie der Verfügbarkeit von Routen, den Zielländern der Migrantinnen und Migranten, Massnahmen anderer Staaten oder dem Wetter über dem Mittelmeer ab.» Im Jahr 2018 habe sich insbesondere die faktische Schliessung der Mittelmeerroute auf die Migrationszahlen in der Schweiz ausgewirkt. Ausserdem sei schon seit 2016 ein Trend bemerkbar, dass die Schweiz für Flüchtlinge immer mehr zum Transitland wird und andere Länder als Zielland an Beliebtheit dazu gewinnen.
Kaum rechtswidrige Aufenthalter in Schaffhausen
Die meisten illegalen Einreisen registriert die Eidgenössische Zollverwaltung an der Südgrenze der Schweiz. 2018 waren es fast 9000 Fälle. In der Grenzwacht-Region 2, zu welcher auch Schaffhausen gehört, wurden in der gleichen Zeit nur deren 1817 rechtswidrige Aufenthalter registriert. Insgesamt kam es im Jahr 2018 entlang der gesamten Schweizer Grenze noch zu 16'500 illegalen Einreisen. Noch im Jahr 2016 lag diese Zahl bei 48'000.
Im vergangenen Jahr baten in der Schweiz so wenige Personen um Asyl, wie seit elf Jahren nicht mehr. Wie eine Statistik vom Staatsekretariat für Migration (SEM) zeigt, sind 2018 15‘255 Asylgesuche eingegangen sind. Im Jahr 2015 waren es mit 39‘500 mehr als doppelt so viele. Dieser Rückgang hat auch Auswirkungen auf das Asylwesen im Kanton Schaffhausen, der jeweils 1.1 Prozent der Asylsuchenden aufnehmen muss. «Im Jahr 2018 wurden uns noch 150 Personen zugewiesen», erklärt Beat Hartmann, Leiter der Dienststelle für Asylwesen. Vor vier Jahren – auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise - seien es in einem Jahr 420 Zuweisungen gewesen. In den letzten Jahren sind es immer weniger geworden.
Flüchtlinge bleiben länger als noch vor 10 Jahren
Natürlich könnte man nun meinen, dass das Schaffhauser Sozialamt weniger Personen zu betreuen hat. Dem ist aber nicht so. Die Zahl der im Kanton Schaffhausen betreuten Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich lag am Stichtag 31. Dezember 2018 bei 1005. Das sind rund 20 Personen mehr als im Jahr 2015. Die Zahl ist in den letzten Jahren mehr oder weniger stabil geblieben. Der Grund dafür ist einfach, wie Christoph Roost, Leiter des Schaffhauser Sozialamts erklärt. «Blieben vor 10 Jahren noch rund 10 Prozent der Asylsuchenden länger in der Schweiz, sind es heute ungefähr 60 Prozent.»
Das liege daran, dass die Flüchtenden heutzutage aus Ländern kommen, in denen die Lage bedeutend schlimmer sei. Sprich: Die Asylsuchenden mit einem abgelehnten Gesuch können weniger schnell wieder in ihr Heimatland zurückgeschickt werden. «Während die Zahl der Asylsuchenden seit längerem stark rückläufig ist, ist die Zahl der Flüchtlingen mit sogenannter Bleibeperspektive massiv angestiegen», erklärt Roost weiter.
14.5 Millionen Franken vom Bund
Der Rückgang werde sich frühestens 2020 bemerkbar machen. Dann wird auch die Gesamtzahl der zu betreuenden Personen rückläufig sein, schätzt der Leiter des Schaffhauser Sozialamts. Das System sei sehr träge. Insgesamt erhielt der Kanton Schaffhausen 2018 wie bereits in den beiden Vorjahren Globalpauschalen vom Bund im Wert von rund 14.5 Millionen Franken. Mit diesem Geld könne der Kanton die Aufgaben der Unterbringung, Betreuung, Beschäftigung und Schulung von Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich ohne zusätzliche kantonale Gelder bewältigen, so Christoph Roost.
Friedeck nur noch halbvoll
Trotz der gleichbleibenden Zahl der zu betreuenden Personen merkt man beim Sozialamt durchaus, dass immer weniger Flüchtlinge in die Schweiz kommen. So ist das Durchgangsheim Friedeck in Buch zurzeit mit 52 Personen nur zur Hälfte belegt. Noch 2016 war das Heim, in welchem vor allem die neu angekommenen Asylsuchenden untergebracht werden, jeweils bis auf den letzten Platz gefüllt. Während in anderen Kantonen wie zum Beispiel Zürich bereits Durchgangsheime geschlossen werden, steht das in Schaffhausen nicht zur Debatte. «Die Friedeck ist unser einziges Durchgangsheim und somit auch der einzige 24-Stunden-Betrieb», erklärt Christoph Roost. Für die Integration der Neuankömmlinge sei die intensive Betreuung vor Ort sehr wichtig. Bei rückläufigen Zahlen werde an anderen Orten zuerst eingespart. «Wenn wir weniger Unterkünfte benötigen, werden wir zuerst die zugemieteten Wohnflächen abstossen», so Roost.
Grosse Veränderungen in Aussicht
So oder so: Mit der Umsetzung des neuen Asylgesetzes, welches das Schweizer Stimmvolk 2016 an der Urne deutlich angenommen hat, wird sich in den nächsten Monaten einiges ändern. Die Asylgesuche sollen neu während des gesamten – zeitlich deutlich verkürzten-Verfahren in sogenannten Bundeszentren bearbeitet werden und nachher nur noch die Personen mit einer Bleibeperspektive in die Kantone verteilt werden. Dabei soll der Kanton Schaffhausen zukünftig neu 1.3 Prozent der Asylsuchenden aufnehmen. «Da die Kantone mit Bundeszentren entlastet werden, steigt die Prozentzahl bei den anderen», erklärt Christoph Roost die einfache Rechnung.