Kann man beim KV eine Million sparen?

Zeno Geisseler | 
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Die Handelsschule des Kaufmännischen Verbands Schaffhausen soll ins BBZ integriert werden, fordern mehrere Kantonsräte. Bild: Selwyn Hoffmann

Statt privat beim Kaufmännischen Verband sollen KV- und Detailhandelslehrlinge künftig im BBZ unterrichtet werden. Dies, sagt eine Motion, sei viel günstiger. Der Verband widerspricht.

Wer Automatiker, Coiffeur, Schreiner oder Bäcker lernt, besucht das kantonale Berufsbildungszentrum (BBZ), die KV-Lehrlinge und die Detailhandelsfachleute hingegen gehen in die Handelsschule des Kaufmännischen Verbandes (HKV): So ist die Berufsausbildung im Kanton Schaffhausen heute geregelt.

Doch dies könnte sich ändern. Im Kantonsrat ist eine Motion diskussionsbereit, wonach die Ausbildung der KV-Leute und der Detailhändler ins BBZ integriert werden soll. Eine private Aufgabe soll also verstaatlicht werden.

Dabei geht es um viel Geld: Einsparungen von über einer Million Franken pro Jahr seien möglich, schreibt Kantonsrat Markus Müller (SVP, Löhningen), der Erstunterzeichner des Vorstosses. Seine Idee stösst bis in linke Kreise hinein auf Zuspruch: Auch Vertreter von SP und AL haben die Motion unterschrieben.

«Rudimentäre Rechnung»

Müller sagt, ihm gehe es nicht nur ums Geld. «Wir sind als Kanton schlicht zu klein für Doppelspurigkeiten», sagt er. Es zeichne sich ab, dass gewisse Ausbildungsgänge sowohl beim BBZ als auch beim KV schrumpften, was den Druck auf beide Institutionen weiter erhöhen werde. Gewisse Klassen, gerade in der Grundausbildung, könnten gemeinsam geführt werden.

Dass gleich die ganze KV-Ausbildung ins BBZ verlegt werde, sei die Maximalvariante. «Es ist auch denkbar, dass man zum Beispiel einfach eine gemeinsame Verwaltung einführt, so wie bei den Verkehrsbetrieben.» Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass die Schüler künftig von denselben Personen und nach wie vor im KV-Gebäude unterrichtet würden. «Schliesslich braucht es ja weiterhin Schulzimmer und Lehrkräfte», sagt Müller.

Aber wo genau kann dann eine Million gespart werden? Im Grundsatz geht es um die Schülerpauschalen, welche der Kanton dem Kaufmännischen Verband bezahlt, rund 8500 Franken pro Lehrling und Jahr. Diese Pauschale sei in anderen Kantonen tiefer, und auch beim BBZ koste ein Schüler weniger.

Müller betont, dass die Million nicht in Stein gemeisselt sei. Es handle sich um eine rudimentäre Rechnung. Es müsse aber erlaubt sein, zumindest mal zu prüfen, welche Einsparungen möglich wären. Jetzt sei der Zeitpunkt ideal, um darüber nachzudenken, weil sowohl der BBZ-Rektor als auch die KV-Rektorin bald in Pension gingen. Wie weit der Kanton bei dem Zusammenschluss letztlich gehen soll, will Müller der Regierung überlassen. Im Motionstext ist allerdings klar davon die Rede, die KV-Lehrgänge ins BBZ zu integrieren.

2006 wurde Verstaatlichung geprüft

Beim Kaufmännischen Verband steht man diesen Plänen sehr skeptisch gegenüber. Der Verband hat alle Kantonsräte angeschrieben und bittet sie, die Motion abzulehnen. Eine «kostengünstige und erprobte Bildungsinstitution» stehe auf dem Spiel, heisst es in dem Brief.

Marcel Wenger, früherer Schaffhauser Stadtpräsident und jetzt Präsident der Aufsichtskommission der Schule, spricht von einer aufgewärmten Idee. «Schon 2006 wurde eine solche Verstaatlichung diskutiert. Eine Arbeitsgruppe des Erziehungsdepartements kam damals zum Schluss, dass die jetzige Lösung die richtige und kostenmässig wirkungsvollste ist.» Für den Kanton sei die externe Vergabe der KV-Lehrgänge mit weniger Unwägbarkeiten behaftet als eine Integration ins BBZ. Denn anders als beim öffentlich-rechtlichen Schulbetrieb gebe es bei der HKV weder Defizitgarantien noch Nachtragskredite. Risiken wie sinkende Schülerzahlen trage die Schule, nicht der Staat. Die Handelsschule müsse mit den Schülerpauschalen klarkommen.

Wenger weist auch den Hauptvorwurf zurück, wonach die Ausbildung am KV zu teuer sei. Man dürfe die Tarife, welche andere Kantone für ausserkantonale Lernende auswiesen, nicht einfach mit den Schaffhauser Ansätzen vergleichen. Denn für ausserkantonale Schüler seien die Tarife günstiger. Die Vollkosten lägen höher.

Wenger denkt, dass eine Integration der Detailhändler und der KV-Leute ins BBZ nur schon an den Schülerzahlen scheitern könnte. «Am BBZ gibt es 1500 Schüler und 6 Abteilungen. Neu kämen noch bis zu 800 Auszubildende in 2 Abteilungen dazu.» Unrealistisch ist aus seiner Sicht auch der Vorschlag, dass gewisse Lektionen zusammengelegt werden könnten. «Die Lerninhalte und die Ziele sind nicht deckungsgleich», sagt er.

Die Handelsschule befürchtet, dass nur schon die Diskussion über die Motion Schaden anrichten könnte, etwa bei der Stellenbesetzung. «Lehrkräfte werden sich wohl zweimal überlegen, ob sie sich bei uns bewerben sollen, wenn das Risiko besteht, dass es die Schule schon in wenigen Jahren nicht mehr geben könnte», sagt Wenger.

Die Handelsschule hofft nun, dass der Rat Müllers Motion ablehnt. Oder dass Müller den Vorstoss in ein unverbindlicheres Postulat, also einen Prüfungsantrag, umwandelt. Doch auch bei einer Annahme der Motion wäre noch nichts definitiv entschieden: Dann müsste die Regierung einen konkreten Vorschlag ausarbeiten, über den das Parlament – und allenfalls dann auch das Volk – befinden müssten.

Der Antrag wird voraussichtlich am 18. Februar im Kantonsrat verhandelt.

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