Das hat die Polizei im vergangenen Jahr beschäftigt

Enea Mascherin | 
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50 Prozent der Medienmitteilungen sind zu Verkehrsunfällen. Bild Julia Leppin

275 Mitteilungen mit Bezug zum SN-Lesergebiet verschickten die ­Medienstellen der Polizei Schaffhausen, Zürich und Thurgau im Jahr 2018.

Am Grenzübergang in Bargen wird ein angetrunkener Lastwagenchauffeur angehalten. – Nachdem in Schaffhausen ein verletzter Mann aufgefunden wurde, bittet die Schaffhauser Polizei um Hinweise. – Es werden Zeugen wegen eines Einbruchs in ein Einfamilienhaus gesucht. – In Thayngen wird eine Passantin auf einem ­Fussgängerstreifen angefahren und in ­Basadingen-Schlattingen kollidieren zwei ­Personenwagen frontal.

Das alles ereignete sich am 2. Oktober vergangenen Jahres. Für die Medienstellen der Schaffhauser Polizei, der Kantonspolizei Thurgau und der Kantonspolizei Zürich einer der anstrengenderen Tage. Fünf Meldungen wurden an besagtem Dienstag von ihnen verschickt. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr 275 Meldungen. In diese Zahl nicht miteinbezogen sind Wiederholungen sowie präventive Informationen und Warnungen. Wichtig zu beachten ist auch, dass die Polizei längst nicht zu jedem Ereignis eine öffentliche Mitteilung verschickt. Die Anzahl der Medienmitteilungen hat also nichts mit der Anzahl von Delikten, Unfällen, Bränden oder Übertretungen zu tun. Die genauen Zahlen dazu findet man in den Kriminal- und Unfallstatistiken – die Zahlen zum Jahr 2018 werden bald veröffentlicht. Diese zeigen jedoch auch nur Ereignisse, die der Polizei gemeldet wurden.

Patrick Caprez, Mediensprecher der Polizei Schaffhausen. Bild: zVg

Zu welchen Fällen eine Mitteilung verschickt wird, kann die Polizei nur teilweise entscheiden. Hat die Staatsanwaltschaft die Fallführung, liegt die Entscheidung, was veröffentlicht wird, bei ihnen. Grundsätzlich will die Polizei die Öffentlichkeit über alle relevanten Themen informieren. «Natürlich gibt es Fälle, die für die Öffentlichkeit von grösserem Interesse sind», sagt Patrick Caprez, Kommunikationsbeauftragter der Schaffhauser Polizei. «Die Leute interessieren sich am meisten für Geschichten mit einem ‹Jöö-Faktor›, wie wenn beispielsweise eine Entenfamilie von der Polizei gerettet werden konnte, oder für die sogenannten ‹Bad News›», so Caprez.

«Bad News» regen zur Vorsicht an

Wichtig sind die Polizeimeldungen also nicht nur für die Medien selbst, sondern auch für die Öffentlichkeit. Dies nicht zuletzt aus präventiven Gründen. «Gerade bei den jetzigen Temperaturen und Stras­senverhältnissen kann eine Mitteilung zu einem Unfall aufgrund von eisiger Fahrbahn zur Vorsicht anregen», so Caprez. Es brauche meistens zuerst eine schlechte Nachricht, um die Öffentlichkeit auf ein Thema aufmerksam zu machen.

Zahlen sind in Wahrheit höher

Die Hälfte der Medienmitteilungen wurden zum Thema Verkehrsunfälle verschickt. Dieser Wert sei nicht überraschend. «Unfälle werden von der Bevölkerung oft wahrgenommen», so Caprez. Da sei es üblich, dass man den genaueren Hergang in einer Mitteilung beschreibt. «Es geht auch darum, etwas Beruhigung und Klarheit zu schaffen», sagt Caprez. Tatsächlich sind es aber noch viel mehr Unfälle. 2017 wurden 516 Unfälle bei der Schaffhauser Polizei gemeldet. Im Gegensatz zu den vielen Mitteilungen zu den Verkehrsunfällen stehen die Geschwindigkeitsüberschreitungen. Auch da gilt: Die Zahl ist höher. Es wird nicht bei jedem gebüssten Fahrzeug eine Mitteilung verschickt. Die Meldungen beschreiben nur sehr hohe Überschreitungen.

Dass die Polizeimeldungen nicht alle Ereignissen abdecken, bedeutet auch, dass man aufgrund von ihnen keine Aussagen zu dem Gefahrenstatus der Gemeinden machen kann. Auch wenn Schaffhausen in den Mitteilungen 137 Mal erwähnt wurde und Gächlingen nicht ein Mal, bedeutet das nicht, dass es sich in Schaffhausen ­gefährlicher lebt.

Die kuriosen Einsätze der Polizei aus dem Jahr 2018

Polizeimeldungen haben gewöhnlich einen ernsten Inhalt. Wir haben uns die 275 Mitteilungen durchgelesen und sie in Gruppen eingeteilt. In jeder Gruppe findet sich eine Meldung, die zeigt, dass es auch anders geht. Wir zeigen Ihnen in unserem Überblick einige der kuriosesten Medienmitteilungen des vergangenen Jahres.

63 km/h zu schnell

Fangen wir mit einem Rekord an: Am 14. Oktober 2018 erwischte die Schaffhauser Polizei einen 23-jährigen Autofahrer, der mit 123 km/h unterwegs war. Erlaubt waren auf dieser Strecke 60 km/h. Dem jungen Lenker wurde der Führerausweis an Ort und Stelle abgenommen.

Machen wir weiter mit der Medienmitteilung aus dem letzten Jahr, bei der die Rekordmenge an Alkohol im Spiel war: In Diessenhofen wurde ein 49-jähriger Slowake mit einem Wert von 1,3 Promille angehalten. Sein Führerausweis wurde eingezogen.

Ungesicherte Ladungen

Alkohol am Steuer ist auch im Schwerverkehrskontrollzentrum Schaffhausen ein Thema. Häufiger werden dort jedoch auch Mängel an den Fahrzeugen festgestellt. So auch am 23. Oktober, dort wurde ein Sattelzug mit drei kaputten Bremsen und ungesicherter Ladung erwischt. Doch nicht nur das: Der Chauffeur hielt sich weder an die Ruhezeitvorschriften noch an die Lenkzeiten. Darauf wurde ihm das Weiterfahren verboten.

Einen Tag darauf, am 24. Oktober, wurde bei einer Kontrolle am Grenzübergang in Thayngen ein portugiesischer Sattelzug kontrolliert. Dieser war mit 24 Tonnen ungesicherten Steinen beladen.

Paar von Insel gerettet

Am 3. Februar wurde der Schaffhauser Polizei ein aussergewöhnlicher Raubüberfall gemeldet. Bei sieben Booten seien die Aussenbordmotoren gestohlen worden. Die Diebe entwendeten die Bootsmotoren mithilfe eines entwendeten Weidlings und verschiedenen Werkzeugen. Das Diebesgut wurde mit einem Fahrzeug abtransportiert.

Am 6. Juli bei einem nächtlichen Spaziergang entlang des Rheinufers bei Rüdlingen fiel eine 17-jährige Jugendliche ins Wasser. Ihr Freund eilte ihr zur Hilfe und sprang ihr nach. Gemeinsam konnten die beiden ans Ufer schwimmen. Sie mussten jedoch feststellen, dass sie sich auf der Unteren Insel befanden. Darauf informierten sie mit dem Handy den Vater des Jugendlichen. Dieser alarmierte die Schaffhauser Polizei, welche das leicht unterkühlte Paar mit einem Schlauchboot von der Insel retten konnte.

Brennende Schlammfilteranlage

Am 12. April vergangenen Jahres brach auf einem Industrieplatz in Neunkirch ein Brand aus. Eine Schlammfilteranlage fing wegen Schweissarbeiten Feuer. Der Kunststoff der Anlage wurde aufgrund der entstandenen Hitze durch die Brennarbeiten entflammt. Im Einsatz standen 20 Angehörige der Feuerwehr und der Schaffhauser Polizei. Sie konnten den Brand rasch unter Kon­trolle bringen. (ema)

Nachgefragt: «Wir gingen gerne mehr ins Detail»

Welchen Zweck die Medienmitteilungen haben, zu welchen Themen sie verfasst werden und wer sie schreibt, erklärt Patrick Caprez, Kommunikationsbeauftragter der Schaffhauser ­Polizei.

Herr Caprez, wer schreibt eigentlich die Medienmitteilungen der Schaffhauser Polizei?

Patrick Caprez: Die Mitteilungen werden jeweils vom fallführenden ­Sachbearbeiter geschrieben. Das müssen nicht immer Polizisten sein. Ein Ausnahmefall ist beispielsweise das Schwerverkehrskontrollzen­rum. Dort werden die Mitteilungen von ­Zivilangestellten der Polizei geschrieben. Teilweise sind das ausgebildete Lastwagenmechaniker oder Landwirtschaftsmechaniker, die im Schwerverkehrskontrollzentrum die Lastwagen kontrollieren.

Wie wird entschieden, ob zu einem Vorfall eine Medienmitteilung ­verfasst wird?

Grundsätzlich wird zu jedem polizeilich relevanten Ereignis, das von öffentlichem Interesse ist, eine Mitteilung verschickt. Hat die Staatsanwaltschaft die Fallführung, wird vom Staatsanwalt entschieden, ob wir eine Mitteilung dazu veröffentlichen dürfen. Die Staatsanwaltschaft entscheidet meistens in Fällen, bei denen Personen beteiligt sind und man deren Grundrechte schützen muss. Wir von der Schaffhauser Polizei sind daran interessiert, dass in den Mitteilungen ausführlicher berichtet wird.

Aus welchen Gründen?

Vonseiten der Schaffhauser Polizei würden wir gerne mehr ins Detail gehen. Vor allem auch bei den Erfolgsmeldungen. Es ist aber sehr wichtig, dass wir mit den Medienmitteilungen stets nüchtern und neutral bleiben. Eine Wertung zu geben, ist im gesellschaftlichen Kontext dann Aufgabe der Medien.

Interview: Enea Mascherin

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