Regen, Wind und Duftwolken über Chlausmarkt und erstem Sonntagsverkauf

Julia Heiri | 
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Der Samichlaus und der Schmutzli verteilen zusammen mit Eselin Bonita Grittibänzen an kleine und grosse Kinder. Bild: Eric Bührer

Trotz schlechten Wetters liessen sich viele Schaffhauserinnen und Schaffhauser nicht vom sonntäglichen Einkauf abhalten.

Vereinzelte Windböen bliesen den Regen durch die Gassen der Schaffhauser Altstadt. Unter den mit Blachen bedeckten Marktständen sammelten sich die Menschen, in den Händen den wärmenden Becher mit Glühwein oder Punsch. Zwischen den Ständen und den Menschen lagen Wolken mit allen möglichen Düften von Gewürzmischung bis Raclettekäse. «Es ist schade, dass es nicht ein wenig kälter ist, dann würde es jetzt schneien», sagte Ernst Gründler, Präsident von Pro City Schaffhausen. «Schnee ist viel besser für die Stimmung als Regen.»

Am ersten verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr, der gestern zusammen mit dem Chlausmarkt stattfand, wollte Petrus nicht so richtig mitspielen. Trotzdem fanden am Nachmittag erstaunlich viele Leute den Weg an den Chlausmarkt, und auch der Sonntagsverkauf schien gut besucht. Während am Vormittag die Läden noch ziemlich leer waren, füllten sich diese im Verlauf des Tages. Vor allem in den Schmuck- und Kosmetikabteilungen von Manor und Coop City wurde fleissig eingekauft. Der grosse Andrang schien jedoch auszubleiben, und so erinnerte der erste verkaufsoffene Sonntag in diesem Jahr eher an einen normalen Samstag. «Traditionell ist der erste Sonntagsverkauf etwas umsatzschwächer als die darauffolgenden, aber je näher Weihnachten kommt, desto mehr wird eingekauft», erklärte Gründler.

Deutschschweizer wollen Zimt

Das Wetter spürte auch Standinhaber Zsolt Kovacs aus Hemishofen. «Ohne Regen ist es besser, aber am späteren Nachmittag haben wir dann jeweils wieder mehr Kunden.» Zusammen mit seiner Frau Betti reist er mit seinem Stand an verschiedene Märkte in der ganzen Schweiz. An seinem Stand bietet er Baumstriezel an, ein ungarisches Gebäck. Für Baumstriezel wird Teig auf einen breiten Holzstab aufgerollt und über dem Feuer zubereitet. Heraus kommt eine röhrenförmige luftige Köstlichkeit, die mit zahlreichen süssen Zutaten wie Zimt, Vanille, Kakao oder Walnuss gegessen wird. «Ich selber habe am liebsten Walnuss», erklärt Kovacs, «aber in der Deutschschweiz ist Zimt der absolute Spitzenreiter. In der Westschweiz ist es Vanille und im Tessin Kakao. Die Vorlieben sind deutlich.»

Während je länger, je mehr fröhliche Menschen mit Regenschirm und Kapuze von Stand zu Stand schlenderten und sich mit Bienenwachskerzen und Wollsocken, Krippenfiguren und Teemischungen, diversen Süssigkeiten, Gerichten und heissen Getränken eindeckten, durften der Sami­chlaus und der Schmutzli natürlich nicht fehlen. Wie jedes Jahr verteilten sie zusammen mit Eselin Bonita, dick eingepackt und mit wetterfester guter Laune Grittibänzen an kleine und grosse Kinder. «Es macht uns grossen Spass, den Leuten eine Freude zu machen», so der Schmutzli.

Warme karibische Klänge

Ebenfalls schon fast Tradition ist der musikalische Beitrag des Steel-Orchestra Abany. «Wir sind schon seit einigen Jahren beim Chlausmarkt dabei», freute sich Myriam Brenner, die musikalische Leiterin der Band. «Unsere Aufgabe ist es, mit warmen karibischen Klängen und Rhythmen den Marktbesuchern warm zu geben.» Doch auch traditionelle Weihnachtslieder standen auf dem Programm. «Wir spielen gerne an Märkten, es ist ein sehr ehrliches und direktes Feedback, wenn die Leute stehen bleiben und sich über die Musik freuen.» Die Band aus Beggingen spielte am gestrigen Nachmittag viermal ihr gesamtes Programm, jeweils mit einer Stunde Pause.

Chläuse von der harten Sorte

Neben dem echten Samichlaus waren auch Chläuse auf moderneren Fortbewegungsmitteln in der Schaffhauser Altstadt unterwegs. Fünf Chläuse auf vier schweren, weihnachtlich geschmückten Harley-Davidson liessen die Einkäufer auf der Vordergasse stehen bleiben und vor lauter Überraschung kurz den Regen vergessen. «Es ist die perfekte Verkleidung für dieses Wetter, sie gibt schön warm», sagte Jean-Pierre Widmer lachend. Er wurde von seinen Mitchläusen kurzerhand zum Hauptchlaus erklärt. «Zum Glück sind wir Töfffahrer ja ohnehin von der harten Sorte», so Widmer. Die «Santas on Harley» sind eine lose Gruppe harleybegeisterter Freunde. Sie wurden dieses Jahr von der Modeboutique Alibi angefragt, waren aber bereits in vorherigen Jahren am Chlausmarkt anzutreffen. «Wir haben Freude daran, und die Leute haben Freude daran», beschrieb Widmer seine Motivation. Kurze Zeit später liessen die «Santas on Harley» ihre Motoren aufheulen und düsten davon, ab in die Unterstadt. Ausnahmsweise wurde das Fahrverbot in der Fussgängerzone ein kleines bisschen gelockert, natürlich mit einer Bewilligung der Polizei.

Was schenken Sie zu Weihnachten?

Urs Tiefenbacher hatte früher mit anderen Erwachsenen noch gewichtelt. Heute beschenkt er nur die Kinder. Bei denen ist es oft nicht schwer, etwas zu finden. Wenn sie ein Spielwarenprospekt anschauen, wollen sie fast alles haben. Für ihn selbst ist die Gesellschaft wichtiger.

Marlon Gloor wird lieber beschenkt. Seine Eltern bekommen von ihm etwas Selbstgemachtes. Am liebsten malt er ihnen ein Bild. Am Chlausmarkt suchte er nicht nach Weihnachtsgeschenken, sondern genoss einen Grittibänzen, den er vom Samichlaus bekommen hatte.

Viviane Kübler kaufte am Sonntagsverkauf die letzten Zutaten für ihren Zimtschneckenteig. Wenn die gut werden, backt sie vielleicht auch welche als Weihnachtsgeschenke. Für sie steht das Verpacken und Kartenschreiben beim Schenken im Vordergrund.

Rolf Laich schenkt sich selbst zu den Feiertagen eine Reise nach Thailand. Dort feiert er jedoch kein Weihnachtsfest, sondern besucht Freunde, die ausgewandert sind. Als Mitbringsel aus der Schweiz nimmt er für sie eine Flasche Appenzeller Schnaps mit.

Barbara Saxer schenkt an Weihnachten nur den Kindern etwas. Mit ihrem Mann wechselt sie sich im Dezember jeden Tag ab. Sie verstecken sich im Wohnzimmer täglich kleine Adventskalendergeschenke. Auch die zwei Kinder haben einen Kalender mit Kleinigkeiten wie Schöggeli drin.

Nachgefragt: Festliche Stimmung regt zum Kauf an

 Ernst Gründler, Präsident Pro City 

Wie wichtig ist die Weihnachtszeit für den Schaffhauser Detailhandel?

Ernst Gründler: Das Weihnachtsgeschäft ist ein sehr wichtiger Teil. Im Dezember werden mehr als zehn Prozent des gesamten Jahresumsatzes generiert. Ohne die Sonntagsverkäufe wäre es weniger.

Kann man also sagen, dass weihnachtliche Stimmung zum Kaufen anregt?

Gründler: Seit dem Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung und dem Aufstellen des Christbaumes wissen die Leute, dass die Weihnachtszeit da ist. Die besinnliche Stimmung, die durch die Beleuchtung und die weihnachtlichen Aktionen aufkommt, macht aus dem teilwei- se stressigen Geschenkekaufen ein schönes Erlebnis.

Konnten Sie Ihre Weihnachtsgeschenke schon besorgen?

Gründler: Ja, ich bin schon gut ausgerüstet. Viele Geschenke konnte ich bereits am Black Friday kaufen. Einige muss ich aber doch noch besorgen.

Interview: Enea Mascherin

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