Einen kleinen Schritt näher am Dampfschiff

Dario Muffler | 
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Diese Visualisierung zeigt, wie der neue Raddampfer einst aussehen soll. Angetrieben wird das Schiff mit Holzpellets, verkehren soll es zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen. Visualisierung: zVg

Jetzt sollen die grossen Spenden kommen: Der Verein Pro Dampfer will mit ersten Visualisierungen und einem hölzernen Schiffsmodell potenzielle Sponsoren überzeugen. Es fehlt nämlich Geld.

Dampfschiffe sind elegante Gefährte und heutzutage nur noch selten anzutreffen. Seit gut 50 Jahren fährt auf der Hochrheinstrecke zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen kein derartiges Schiff mehr. Das soll sich ändern, finden die Mitglieder des Vereins Pro Dampfer. Wie das neue Dampfschiff auf dem Rhein dereinst aussehen soll, präsentierte der Verein am Montag. Im Herblingertal wurden Vereinsmitgliedern und Medien erste Visualisierungen des Schiffs sowie ein Holzmodell gezeigt.

Langsam und mit grosser Vorsicht deckten die Vorstandsmitglieder das sieben Meter lange Schiffsmodell mit zwei Schaufelrädern auf der Seite ab. Dieses Modell im Massstab 1:7 wurde für verschiedene Tests in einem Kanal in Potsdam gebaut. Dort war es an einer Brücke festgemacht, die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegte und das Holzmodell hinter sich herzog. «So wurden die benötigte Arbeitsleistung der Maschinen und die mögliche Geschwindigkeit des Schiffs überprüft», sagte Vorstandsmitglied Hansjörg Lang. Die Resultate ergaben, dass das Schiff mit 300 Passagieren wohl mit 21 bis 22 Kilometern je Stunde unterwegs sein würde. «Damit haben wir kein schnelles Schiff, aber die Geschwindigkeit reicht», sagte Raimund Hipp, Präsident von «Pro Dampfer». Die beschränkte Geschwindigkeit kommt daher, dass das Schiff mit Holzpellets angetrieben werden soll. «Wir wollen ein umweltneutrales Schiff bauen», so Hipp.

Nachdem die Schleppversuche die Berechnungen des Schiffsingenieurs bestätigt haben, steht zwar fest, dass das Projekt realisierbar ist: Das Schiff schwimmt und kann mit Pellets beheizt werden. Doch zu Ende ausgearbeitet ist das Projekt bei Weitem noch nicht. So stehen auch am Grundgerüst des Baus noch Optimierungen an, wie Hipp sagt. Weiter beginnt erst jetzt die eigentliche Projektphase, in der die detaillierte Planung an die Hand genommen wird. Verschiedene technische Fragen müssten von den Ingenieuren geklärt werden, so Hipp.

Viel Geld fehlt noch

Während die technische Realisierbarkeit Tatsache ist, steht die Finanzierung des Grossprojekts noch nicht. Die Kosten für das neue Dampfschiff werden derzeit auf rund 12 bis 13 Millionen Franken geschätzt. Aktuell beisammen hat «Pro Dampfer» erst eine Million Franken.

Auf diesen Betrag ist der Verein aber stolz. «Das haben wir ohne Visualisierungen, das Modell und die Gewissheit erreicht, dass das Projekt technisch möglich ist», sagt Hipp. Bereits in den vergangenen Tagen habe er mit verschiedenen Interessenten Gespräche geführt. «Darunter befinden sich auch namhafte Persönlichkeiten», sagt der Vereinspräsident. Nun gehe es darum, ein paar grosse Sponsoren an Land zu ziehen. «Erst wenn wir den Tatbeweis erbringen, dass wir einen grossen Teil des Geldes selber zusammenbringen, werden wir öffentliche Gelder beantragen», so Hipp. Denn für den Verein ist klar: Der Betrieb eines Dampfschiffs wäre ein touristischer Magnet, woran sich auch die Kantone beteiligen sollten. Der Kanton Schaffhausen hat die erste Projektphase bereits mit 60'000 Franken unterstützt. Für die bevorstehenden Planungsschritte im nächsten Jahr hat der Verein ebenfalls genug Geld auf dem Konto, sagt Hipp.Dass die Finanzierung gesichert ist, ist auch eine Bedingung der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh). Sie spielt in den Überlegungen des Vereins eine tragende Rolle: Sie soll den Dampfer dereinst betreiben. Auch wenn die URh kein neues Schiff brauche und der Fahrplan bereits ausgelastet sei, lehnt Geschäftsführer Remo Rey das Vorhaben nicht kategorisch ab. «Das Schiff muss aber wirtschaftlich betrieben werden, und es dürfen der URh keine Mehrkosten entstehen», sagt er.

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