«Wenn ein Auto vorbeifährt, muss ich meinen Senf dazugeben»

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Der Pneumonteur Jerome Pfander fährt selbst einen Audi A4. Bild: Miriam Barner

Unser Kopf der Woche, Jerome Pfander, ist Pneumonteur

In 15 Minuten wechselt Jerome Pfander ­einen Reifensatz. Mit dem Schreiben des Auftrags und dem kompletten Abschluss insgesamt 25 Minuten. «Autos faszinieren mich, und ich liebe meine Arbeit», sagt der Neuhauser Pneumonteur. Doch momentan sei es auf der Arbeit in der Schaffhauser Garage Euromaster etwas stressig: «Diese Saison habe ich bereits um die 600 Einzelreifen gewechselt», sagt Pfander. Den meisten Kunden falle es erst beim ersten Schnee auf, dass sie die Winterpneus montieren sollten: «Der grosse Ansturm kam vor ein paar Tagen, als es so richtig geschneit hat», sagt der 23-Jährige. Das Telefon habe nicht mehr aufgehört zu klingeln. «Nach dem Ansturm klingt der Stress aber auch schnell wieder ab», sagt er. «Ich mache die Arbeit sehr gerne», sagt er. Die Kunden seien extrem freundlich und auch sehr dankbar. Das finde man ­selten. «Die Kunden betonen oft, dass es eine super Arbeit sei, und sind froh, dass sie endlich neue Pneus am Auto haben und sich darüber keine Gedanken mehr machen müssen», sagt der Pneumonteur. Beim Wechseln der Pneus hat er schon viel Lus­tiges erlebt. Es komme oftmals vor, dass Kunden die Winterpneus bereits den ganzen Sommer über montiert gehabt hätten. Wenn er nicht mit dem Montieren von Pneus beschäftigt ist, bereitet er die gelagerten Kundenräder auf die nächste Saison vor: «Ich wasche sie und richte sie neu aus.»

Seine Pausen verbringt er mit seinen Kollegen in der Garage. Er unterhält sich, liest in der «20 Minuten»-App, raucht Zigaretten, isst Gipfeli und trinkt Kaffee. Nur in der Mittagspause setzt er sich in seinen weissen Audi A4 und fährt zu seiner Frau nach Hause. «Sie kocht jeden Tag frisch für uns», sagt Pfander. Bald koche sie für drei, denn er werde Vater. «Zum Glück wird es ein Junge», sagt er scherzend. Ob sein Sohn wohl auch von Autos fasziniert sein wird? «Ich werde ihn wahrscheinlich zum Autoliebhaber erziehen, aber er sollte nicht so stark auf Autos ­fixiert sein wie ich», sagt der werdende ­Vater. «Es ist schon fast eine Krankheit», fügt er an, «wenn ein Auto ­vorbeifährt, muss ich meinen Senf dazu­geben.» Die Faszination begrenze sich nicht nur auf seine Arbeit. Seine einzige Lektüre sind Autoheftchen, die einzigen Spiele auf der Playstation sind Autorennen. «In meiner Freizeit bin ich entweder im Auto oder zu Hause», sagt der Motorenfreak. Oft dreht er seine Runden, hält an einer Tankstelle auf ein Getränk an und fährt danach weiter zum nächsten Ort, zum Beispiel ans Lindli. «Am Wochenende fahre ich manchmal nach Zürich», sagt er. Der Neuhauser braucht sein Auto – «wenn ich meinen Fahrausweis nicht mehr hätte, wäre ich aufgeschmissen». Bus- und Zugfahren hätten ihn früher immer genervt. Jetzt könne er am Morgen ins Auto steigen, er höre niemanden sprechen, habe seine Ruhe und könne seine Musik hören. «Auch wenn ich beim Tanken laufend 100 Franken ausgebe, es ist es mir wert», sagt er. «Das Auto ist für mich Freiheit.» (mba)

 

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