Schulweg bringt viele wertvolle Erfahrungen

Julia Heiri | 
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Weniger «Elterntaxis» reduzieren auch den Verkehr vor Schulhäusern und damit das Risiko für alle Kinder. Bild: Julia Leppin

Die aktuelle Schulwegkampagne will Eltern dazu ermuntern, auf tägliche «Taxidienste» zu verzichten. Für die Gesundheit, für soziale ­Kontakte und die Selbständigkeit der Kinder.

«Mein Nachhauseweg als Schüler führte mit dem Velo den Rhein entlang nach Dörflingen. Das hat mich stark gemacht», sagt Christian Amsler. Der Erziehungsdirektor und Regierungsratspräsident spricht als Botschafter der aktuellen Schulwegkampagne, die gestern in der Steigschule vorgestellt wurde. Sie beinhaltet als zentrale Elemente ein neues Plakat und eine Webseite mit Informationen. Die Gruppe «Zukunft Mobilität Schaffhausen» bestehend aus ACS, Pro Velo, TCS und VCS haben die Kampagne gemeinsam mit der Schaffhauser Polizei ins Leben gerufen. «Eine solch breit gefächerte Zusammen­arbeit ist schweizweit einzigartig», betont Simon Furter, Leiter der Kampagne.

Mehr Selbständigkeit

Erklärtes Ziel der Kampagne mit dem ­Titel «Kein Elterntaxi» ist, Eltern zu ermuntern, ihre Kinder den Schulweg eigenständig zurücklegen zu lassen. Fahre man sie ständig mit dem Auto, also dem «Elterntaxi», hindere man die Kinder daran, auf dem Schulweg wertvolle Erfahrungen zu sammeln, sind sich die Verantwortlichen der Kampagne einig. «Die neuen Plakate legen den Fokus auf die Selbstsicherheit der Kinder», sagt Furter. Ins gleiche Horn stösst auch Christoph Schmutz, Vorsteher der Primarschule Steig: «Früher war die herausgefallene Velokette eine beliebte Erklärung, wenn man zu spät gekommen ist», sagt Schmutz. Heute höre er immer ­öfter die Begründung vonseiten der Eltern, sie hätten auf dem Weg zur Schule im Stau gestanden. Laut Schmutz hat diese neue Tendenz zum Fahrdienst durch die Eltern negative Auswirkungen auf drei Faktoren der kindlichen Entwicklung: «Die Selbständigkeit, die Gesundheit durch genügend Bewegung und die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen.»

«Mein Schulweg hat mich stark gemacht.»

Christian Amsler, Erziehungsdirektor

Am wichtigsten sei dabei die Selbständigkeit. «Die Kinder verlieren den einzigen Zeitpunkt des Tages, an dem sie absolut selbständig unterwegs sind», betont Schmutz. Martin Tanner, Chef der Verkehrspolizei Schaffhausen, ergänzt: «Der ‹Taxidienst› durch die Eltern verstärkt das Verkehrsaufkommen vor den Schulen und bewirkt dadurch wiederum ein Sicherheitsrisiko für die Kinder.» Schmutz räumt ein, er verstehe natürlich auch das Dilemma, welches dieser Diskussion zugrunde liege, denn auf dem Schulweg trügen die Eltern die Verantwortung für ihre Kinder. Deshalb sei es sehr wichtig, im Dialog zu bleiben und beispielsweise bei Elterngesprächen Lösungen zu finden.

Würdigung einer Schulklasse

Die Einfahrt eines dunkelgrünen Rhyfall-Express bildet den Höhepunkt des Informationsanlasses. Als Dank für den persönlichen Fotobeitrag der Einschulungsklasse 2 vom Schulhaus Hohberg durften die Schülerinnen und Schüler mit dem kleinen grünen Zug von Herblingen zur Steigschule fahren. «Schulweg bildet», bringt ihre Lehrerin Georgette Valley das Anliegen auf den Punkt. «Wir setzen uns jedes Jahr aufs Neue dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler nicht mit dem Auto gefahren werden. Nach einem Jahr sind wir dann jeweils so weit, dass es klappt», so Valley. Der achtjährige Serzan jedenfalls findet seinen Schulweg spannend: «Am besten gefällt es mir im Winter, wenn es viel Schnee hat. In die grossen Schneehaufen kann man hineinspringen», freut er sich.

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