Warum das Hakenkreuz noch da ist

Miriam Barner | 
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Ob farbiges Gekritzel oder meterlange Schriftzüge: Auch in der Region Schaffhausen trifft man an jeder Ecke Graffiti an – auch inkorrekte.

Seit mehreren Monaten prangt in der Zürcher Nachbarsgemeinde Flurlingen beim Philippenweg auf einer Fassade ein schwarzes Graffiti: ein Hakenkreuz. Marcel Wegmann, Flurlinger Gemeindeschreiber, sagt: «Es handelt sich nicht um eine Immobilie der Gemeinde.» Somit sei der Eigentümer des Objekts für die Entfernung der Schmiererei verantwortlich. Eigentümer des beschmierten Gebäudes, es handelt sich um ein Stromverteilerhaus, sind die Elektrizitätswerke des Kanton Zürich. Noël Graber, Mediensprecher des EKZ Zürich, sagt: «Man hatte bisher keine Kenntnis über diesen Fall.» Man nehme mit der Gemeinde Kontakt auf und werde die Schmierereien sofort übermalen oder entfernen lassen.

Anzeige bei der Polizei

Wie werden in der Stadt Schaffhausen unerwünschte Graffitis angegangen? Fabrice Schoch, Abteilungsleiter des Facility Managements der Stadt Schaffhausen, sagt: «Schmierereien in der Stadt Schaffhausen sollte man am besten über die Stadtmelderapp erfassen.» Intern werde es dann direkt an die entsprechende Stelle weitergeleitet.

«Je nach Ort der Schmiererei betrifft es nicht nur die Abteilung Facility Management, sondern auch andere Abteilungen der Stadt», so Schoch. Befindet sich das Graffiti an einer Fassade eines öffentlichen Gebäudes, so ist es Sache des Facility Managements. Ist die Sprayerei aber beispielsweise an einem Baum oder einer Tafel angebracht, ist Grün Schaffhausen zuständig, und wenn das Grafitti an einem Bushäuschen zu sehen ist, dann das Tiefbauamt.

Zudem erstellt die entsprechende Abteilung umgehend eine Anzeige bei der Polizei. Anschliessend werden die Informationen an die Stiftung Impuls weitergeleitet, die im Auftrag der Stadt die Schmierereien entfernt. Handelt es sich nicht um einen öffentlichen Ort, wird die Meldung dem ­Eigentümer des Objekts weitergeleitet.

Von den Jahreszeiten abhängig

Die Anzahl Schmierereien variiere sehr stark: «Im Sommer gibt es mehr Graffitis als im Winter», sagt Fabrice Schoch. «Auch nehme die Anzahl zu, wenn eine Gruppe Jugendlicher das Sprayen gerade für sich entdeckt hat oder ein grosser Fussballmatch ansteht», fügt er an.

Wie lange es dauert, bis eine Meldung eingeht, hängt vom Ort der Schmiererei ab. Auf den öffentlichen WCs sind die Reinigungskräfte zweimal pro Woche vor Ort, dementsprechend dauert es nicht lange, bis dort ein neues Werk bemerkt wird. Werde ein neues Graffiti an einem eher unauffälligeren Ort angebracht, dauere es länger, bis es gemeldet werde. «An unauffälligen Stellen stört es weniger», sagt Schoch.

Zusammenhang mit Tourismus

Eine Insiderin der Schaffhauser Sprayer­szene, die anonym bleiben will, bestätigt, dass die Lebensdauer eines Graffitis ortsabhängig ist. «Ich denke, es hängt mit dem Tourismus zusammen», vermutet die Schaffhauserin. An Orten, an denen sich Touristen aufhalten, würden die Graffitis schneller entfernt. An abgelegenen Plätzen gebe es hingegen Graffitis, die schon seit den 80er die Wände «schmücken». Dass ein Kunstwerk überhaupt so lange bestehen bleibt, hat auch mit einer der wichtigsten Regeln von Sprayern zu tun: «Man darf nichts übermalen, was ein anderer gesprayt hat», sagt die Sprayerin.

«Doch in der Szene kann es untereinander auch Ärger geben. Die übersprühen ihre Graffitis dann extra gegenseitig.»

Sachschaden über 20'000 Franken

Graffitis verursachen oft ziemlichen Sachschaden. Einen Täter zu finden ist schwierig. Dies zeigt ein Fall des Kantongerichts vom letzten Jahr: Mit 29 Graffitis auf Stadtschaffhauser Gebiet wurde ein Sachschaden von über 20'000 Franken verursacht.

Der Beschuldigte wurde in den meisten Punkten freigesprochen: Nur aufgrund eines Graffitis wurde der Angeklagte verurteilt. Andere Sprayereien konnten ihm nicht zweifelsfrei zugerechnet werden.

Einmal auf frischer Tat ertappt

Auch in Flurlingen werde nun wegen des Hakenkreuzes bei der Zürcher Kantonspolizei eine Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. Früher habe man dies öfter gemacht, nun gab es schon lange keine Anzeige mehr.

In den meisten Fällen finde man den gesuchten Täter nicht, sagt Wegmann: «Nur einmal hat man einen Sprayer in der Flurlinger Badi auf frischer Tat ertappt.»

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