Die ersten Arientöne wurden bereits angestimmt

Maria Gerhard | 
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Auf dem Munot wird Mitte August Giacomo Puccinis «La Bohème» aufgeführt. Der junge Sänger Jonas Jud gab schon jetzt eine kleine Kostprobe.

Als der 21-jährige Jonas Jud auf der Munotzinne die Arie «Vecchia zimarra, senti» («Hör, du alter Mantel») aus dem 4. Akt anstimmt, bleiben einige Touristen verwundert stehen und schauen dem jungen Sänger zu. Schön voll und rund klingt sein Bass über die alten Steinplatten zu den Mauern hin. Es ist jener dramatische Moment in Puccinis «La Bohème», wo Colline ­seinen letzten Besitz, seinen Mantel, für die todkranke Mimì verkauft. Ein recht schmackhafter «Appetithappen», mit dem die Veranstalter, die Opernspiele Munot und der Munotverein, auf die kommende Inszenierung aufmerksam machen wollen: Vom 16. bis zum 18. August verwandelt sich die Zinne (bei schlechtem Wetter im St. Johann) in das Paris um das Jahr 1830.

Problematische Infrastruktur

Den Veranstaltern, die auf dem Schaffhauser Wahrzeichen 2016 bereits Georges Bizets «Carmen» erfolgreich aufgeführt haben, steht nun einiges an Arbeit bevor. Neben den diversen Proben muss nun auch langsam die Kulisse entstehen. Ausserdem soll es zum ersten Mal eine Konzertbestuhlung geben. «Von der Infrastruktur her ist es nicht einfach, hier zu gestalten», erklärt Dirigent und Gesamtleiter Wiktor Bockman, «es muss ja auch alles hochgetragen werden.» Aber was macht der Aufwand schon, wenn man eine Örtlichkeit hat, die durch so viel Charme besticht. Oder wie es Barbara Vaccaro, die für die Opernspiele die Pressearbeit macht, sagt: «Die Stimmung ist schon da, und die Oper fügt sich ein.»

Machen sich bereit: Sänger Jonas Jud (v. l.), Svetlana Afonin (Künstlerische Leitung), Romina Kaap (Bühnenbild/Kostüme), Sonja

Inszeniert wird «La Bohème» von Opernregisseur Philippe de Bros ganz traditionell, aber durchaus frisch, wie Bockman erklärte. So werden auch die Kostüme der Darsteller sich an denen der Erstaufführung (1896 in Turin) orientieren. Sie werden dafür vom Konzert Theater Bern ausgeliehen.

Und auch in diesem Jahr wird wieder einigen jungen, talentierten Sängerinnen und Sängern die Möglichkeit gegeben, unter professioneller Anleitung und mit erfolgreichen Künstlern zu arbeiten. Sänger wie Jonas Jud haben eine «ungeheuer strenge Auslese» überstanden, wie Vaccaro erklärte.

Dafür mussten die Frauen und Männer an einem Gesangswettbewerb in der Rathauslaube teilnehmen. Die Erfolgreichen durften sich schliesslich bei einem Konzert letzten September im St. Johann vorstellen, und nun folgt – die Premiere.

Vom Munot auf die grosse Opernbühne

Wenn sich ihnen junge, noch un­verbrauchte Opernsänger gewisser­massen auf dem Silbertablett der Munotzinne präsentieren, sind auch die Talentscouts nicht fern. Und sie werden hellhörig, wenn sie eine Sängerin oder einen Sänger entdecken, der das Zeug zur ganz grossen Karriere hat, die nach wie vor in den ganz grossen Häusern Fahrt aufnimmt. So ist der Munot ein wenig Karrieresprungbrett geworden für zwei Sängerinnen, die 2016 in «Carmen» mitwirkten. So etwa die Hauptdarstellerin: Die Mezzosopranistin Judit Kutasi wurde direkt nach der Aufführungsserie von der Deutschen Oper Berlin engagiert und ist seither festes Mitglied des dortigen Ensem­bles und auch international gefragt (Scala Mailand und Arena di Verona). Und die Darstellerin der Michaela von 2016, die Sopranistin Angélique Boudeville, wurde an die Pariser Oper verpflichtet. (lbb)

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