In zwölf Stunden eine ganze Brücke betoniert

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Gestern erfolgte im Bahntal ein wichtiger Schritt. Die neue Brücke, die den Galgenbucktunnel mit dem Strassennetz verbinden wird, nahm dank einer logistischen Meisterleistung Form an.

Text: Alfred Wüger, Bilder: Michael Kessler

Gestern wurde im Bahntal eine neue Brücke betoniert. Sie ist 85 Meter lang und soll nach der Eröffnung des Galgenbucktunnels den Verkehr, der aus dem Tunnel kommt, in Richtung Schrägseilbrücke und auf das Nationalstrassennetz weiterleiten und gleichzeitig eine Fahrspur, die von Neuhausen her die Katzensteig hinunterkommt, aufnehmen. Die neue Brücke wird also zwei Fahrspuren umfassen, auf denen der Verkehr in dieselbe Richtung fliesst.

Zehn Fahrspuren statt früher vier

Im Bürocontainer der Baustelle Bahntal steht der Chefbauleiter Andi Schurter vor dem Plan und erläutert die äusserst komplexe Grossbaustelle. «Eine der grössten Herausforderungen ist die Geometrisierung des Ganzen», sagt er. Das heisst im Klartext, dass der Galgenbucktunnel mit dem Anschluss Schaffhausen Süd verbunden werden muss. Dazu kommen die Verbindungen zur Kantonsstrasse. «Und zwar müssen diese Verbindungen so gebaut werden, dass die Automobilisten vom Galgenbucktunnel in die Stadt Schaffhausen kommen, aber auch von der Stadt in den Galgenbucktunnel», so Schurter.

Wenn nun also der Verkehr, der von Westen kommt, über die neue Brücke geleitet wird, dann wird der Verkehr von Osten unter der neuen Brücke hindurch und in eleganten Bögen einerseits nach Neuhausen am Rheinfall, anderseits in den Galgenbucktunnel hineingeleitet.

Wo früher einmal vier Fahrspuren in einer Ebene lagen, sind es nun zehn ­Fahrspuren auf verschiedenen Höhen. «Die Kantonsstrasse», so Andi Schurter, «wurde im Zuge der Arbeiten 15 Meter Richtung Deutsche Bahn verschoben. Dafür musste der Hang angeschnitten werden.» Auch das war eine grosse Herausforderung, und zwar wegen der Geologie. «In diesem Hang gab es viel sogenannten Schaffhauser Lehm.» Der Hang war also sehr locker und musste massiv befestigt werden, damit der Damm der Deutschen Bahn nicht ins Rutschen kam. Ausserdem musste während der verschiedenen Bauetappen der ganze Verkehr immer wieder umgelegt werden. Es wurde in fünf Etappen gebaut. «Dies erforderte natürlich eine minutiöse Planung», sagt der Chefbauleiter. Übrigens: Die Schaffhauserstrasse hat bereits jetzt die endgültige Streckenführung. Nur musste die Strasse bis zu fünf Meter abgesenkt werden, was auch nicht ohne besonderen Aufwand möglich war, denn, so Andi Schurter: «In den grössten Strassen sind immer auch die wichtigsten Werkleitungen verbaut.» Auch diese mussten also tiefer gelegt werden.

«Beim Betonieren sind nur 20 bis 25 Männer im Einsatz. Der Mechanisierungsgrad ist heute sehr hoch.»

Andi Schurter, Chefbauleiter

Aber: Bis jetzt ist alles absolut problemlos und nach Plan verlaufen. Und das gilt auch für das Betonieren der neuen Brücke. Die Arbeiten wurden am Morgen um fünf aufgenommen und waren um 17 Uhr am Abend abgeschlossen. Wer nun denkt, dass sozusagen Heerscharen von Arbeitern die Arbeiten an die Hand nahmen, damit das so ­zügig vor sich gehen konnte, der irrt. Total 20 bis 25 Mann waren auf der Baustelle im Einsatz. Wie das möglich ist, erklärt Bauingenieur Schurter so: «Der Mechanisierungsgrad ist heute natürlich schon sehr hoch.»

Wir stehen auf der Baustelle. Der Verkehr auf der Strasse wird vom Verkehrsdienst geregelt. Er rollt problemlos. Stau ist keiner ins Sicht. Die Männer in den neonfarbigen Westen sichern auch die Baustelleneinfahrten. Jetzt kommt gerade ein Betonmischer. Er löst den andern Laster fliegend ab. Oben auf der Brücke hantieren die Männer mit dem Rohr, durch das der Beton auf und zwischen die Armierungseisen fliesst. Mit dem Innenrüttler, das ist ein Rohr, das in den flüssigen Beton gesteckt wird, wird das Material verdichtet. Die Arbeiten auf der Brücke gehen flott voran. Immer wieder fährt ein Zug vorbei, und unten suchen sich die Automobilisten ihren Weg.

660 Kubikmeter Beton verbaut

Damit die Brücke überhaupt betoniert werden konnte, musste ein Leergerüst aus Stahl erstellt werden. Das geschah ab letzten November. Ende Juli ist der Beton hart genug, und die Leitmauern am Rand der Brücke sind ebenfalls betoniert, sodass diese Hilfskonstruktion wieder entfernt werden kann. Dann steht die Brücke frei da. Gestern wurden 660 Kubikmeter Beton verbaut. Ein Kubikmeter wiegt 2,4 Tonnen. Die Brücke muss nach Abschluss aller Arbeiten also vor allem ihr Eigenwicht von rund 2000 Tonnen tragen können. Bei der Konstruktion handelt es sich um eine sogenannte Vorspannbrücke. Mit Spanndrähten in ihrem Innern wird sie von den Brückenenden her vor­gespannt und erlangt so ihre Stabilität.

Beim Brückenprofil handelt es sich um eine sogenannte Trogbrücke. Das heisst, ihre Mitte ist recht massiv und wie ein Rückgrat ausgebildet. Links und rechts davon kragen weniger mächtige Teile wie Flügel aus. Sie bringen die notwendige Breite für die Fahrbahn. «Der Belag der Fahrbahn wird sicher 15 bis 20 Jahre lang halten», sagt der Baustellenleiter.

Die Planung und Aufsicht über den Bau der Brücke hat das Schaffhauser Bauingenieurbüro Wüst, Rellstab Schmid AG. Andi Schurter arbeitet für die Firma F. Preisig AG, die in diesem Projekt mit den Schaffhauser Bauingenieuren zusammenspannt. Die Baumeisterarbeiten, der Rohbau also, soll dieses Jahr grösstenteils fertig werden. Dann kommen andere Spezialisten und bringen die ­Signalisation und die elektrischen Anlagen von den Ampeln bis zur Steuerung des Abwassers an. Die Eröffnung von Tunnel und Brücke sollte plan­gemäss Ende 2019 erfolgen.

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