Fehlendes WC: Besucher werden gebeten, sich ein Loch zu buddeln

Schaffhauser Nachrichten | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Eine Schaufel als Notfalllösung für dringende Geschäfte. Grafik: SN

Der Waldspielplatz Niklausen in Schaffhausen ist beliebt, doch wer aufs WC will, hat Pech: Es fehlt eine Toilette. Stattdessen sollen sich Besucher mit ­einer Schaufel behelfen.

von Kim Lenherr

Mit einem Fest wurde der Waldspielplatz Niklausen Ende April 2016 nach einem Umbau eingeweiht. Seither ist er mit allem, was ein Kinderherz begehrt, ausgestattet: Nestschaukeln, Kletterstruktur mit Plattformen und Seilaufstiegen. Das als Robinson-Spielplatz bekannte Areal bietet ausserdem eine Feuerstelle mit Sitzbänken und Tischen. Was hingegen vor Ort fehlt, ist eine Toilette.

«Wunsch der Besucher»

Das Problem: «Im Wald gibt es keinen Kanalisationsanschluss, und ein Toi-Toi-WC wäre auch nicht ideal wegen der Vandalismusgefahr», sagt Felix Guhl, Bereichsleiter Grün Schaffhausen. Inzwischen hängt nun eine Tafel vor Ort, auf der Grün Schaffhausen die zwei Lösungsmöglichkeiten zur WC-Benutzung schildert: Entweder können die Besucher die Toilette des 800 Meter distanzierten Waldfriedhofs aufsuchen oder, in sehr dringenden Fällen, zur seitlich aufgehängten Handschaufel greifen. In diesem Fall werden Kinder sowie Erwachsene angehalten, sich ein stilles Örtchen in genügend grosser Distanz zum Spielplatz zu suchen, um sich etwa ein 20 Zentimeter tiefes Loch zu buddeln. Nach der Erleichterung soll das Loch wieder aufgefüllt werden. Rückmeldung oder Kritik zu dieser aussergewöhnlichen WC-Benutzung beim Waldspielplatz gab es bis jetzt noch nicht.

Auf diesem Plakat informiert Grün Schaffhausen über den möglichen Einsatz der Schaufel. Bild: Kim Lenherr

Jedoch hat sich Severine Katzenmeier aus Neuhausen in einem kürzlich veröffentlichten Leserbrief zu einem ähnlichen Thema geäussert. Sie bezeichnet die Wälder als «öffentliche Toilette» und regt sich darüber auf, dass ihre Hunde immer wieder auf «ekelhafte Dinge, die zumeist auch noch mit vielen Taschentüchern «garniert» werden», stossen, die sie besser nicht finden sollten. «Leider mussten wir in letzter Zeit feststellen, das nicht der Hundekot das Problem ist, nein, es ist die Hinterlassenschaft der Zweibeiner.» Katzenmeier ist in ihrem Leserbrief zur selben Lösung wie Grün Schaffhausen gekommen: «Falls die Tüte, Toilette oder was auch immer zu weit weg ist, dann bitte graben Sie sich ein etwa 15 bis 20 Zentimeter tiefes Loch.» Dies, weil sich die Enzyme, welche die Exkremente am wirkungsvollsten zersetzen, in den oberen 20 Zentimeter der Bodenschicht befinden, schreibt Katzenmeier. «Und so bleibt der Human-Output auch den anderen Lebewesen wie zum Beispiel Hunden, Fliegen und Füchsen erspart.»

«Die Handschaufel steht frei zur Verfügung, was schon das eine oder andere Mal dazu geführt hat, dass diese geklaut wurde», erklärt Guhl.

Toi-Toi-Revolution

Als Alternative zur Schaufel-Lösung werden aktuell sogenannte Kompotois evaluiert: Dabei handelt es sich um eine Toilette, in der die Fäkalien trocken und ohne Wasser gesammelt werden. Die Toi­letten bieten nach dem Kompostierprozess Düngemittel für den Boden, und so schliesst sich ein natürlicher Kreislauf, ohne mit chemischen Hilfsmitteln die Umwelt zu belasten. Der Aufenthalt soll ausserdem angenehmer als bei einer herkömmlichen Miettoilette sein, und die Zugabe von Hobelspänen sorgt für eine Geruchsneutralisierung. «Komposttoiletten sind bis jetzt in Schaffhausen nur in Familiengärten zu finden», meint Guhl.

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren