Kantonsarzt warnt vor Zeckenbissen

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In den rot markierten Gebieten gilt die FSME-Impfempfehlung. Karte: geo.admin.ch

Die Krankheit FSME ist in der Schweiz auf dem Vormarsch. Kantonsarzt Jürg Häggi rät zur Vorsicht und empfiehlt vor allem Angehörigen von Risikogruppen die Schutzimpfung.

von Laura Marinovic

Sie ist wahrlich keine Unbekannte in unseren Wäldern und Wiesen: die Zecke. Man weiss um sie, mancher ekelt sich vor ihr, und es ist bekannt, dass ihr Biss mehr als nur den Verlust von ein paar Tropfen Blut bedeuten kann. Vorsorgemassnahmen gegen die Blutsauger scheint dennoch nicht jeder zu treffen.

Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift «BAG-Bulletin» präsentiert, war die Anzahl der Infektionen mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bis zum September dieses Jahres ungewöhnlich hoch. 214 Fälle wurden in diesem Zeitraum in der Schweiz erfasst, im gesamten Jahr 2016 betrug die Zahl der FSME-Infektionen 202, ein Jahr zuvor sogar nur 121. Woran liegt es, dass mehr Menschen in der Schweiz an der Hirnhautentzündung erkranken?

Risikogebiet Schaffhausen

Zunächst einmal eine positive Nachricht: Laut Schaffhauser Kantonsarzt Jürg Häggi bleibt die Anzahl der Erkrankungen im Kanton Schaffhausen mit bisher zweien in diesem Jahr stabil. Zwischen 2008 und 2016 hatte sie jeweils zwischen ein und zwei Infektionen geschwankt.

Obwohl Schaffhausen mit seinen rund 80 000 Einwohnern damit dieses Jahr im landesweiten Durchschnitt liegt, ist dies kein besorgniserregender Wert. Grund hierfür ist die Lage des Kantons Schaffhausen in einem Hochrisikogebiet. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, an FSME zu erkranken, besonders hoch. Aus diesem Grund freut es Häggi, dass die Zahl der Infektionen in Schaffhausen nicht gestiegen ist. Er hat eine Vermutung, wie sich die stabilen Zahlen erklären lassen: «Hierorts hat man früh angefangen, Risikogruppen wie Förster und Zöllner zu impfen, um herauszufinden, ob die FSME-­Erkrankungen daraufhin abnehmen», sagt er. Menschen, die sich vermehrt in der Natur aufhalten, seien im Kanton Schaffhausen also ausreichend geschützt. Beweisen lässt sich diese Annahme mangels genauer Zahlen zum Impfverhalten der Schaffhauser jedoch nicht.

Gefährliche Krankheit

Generell rät Häggi zur vorsorglichen FSME-Schutzimpfung. FSME sei keine harmlose Krankheit. «Eine Erkrankung kann zu bleibenden Schäden führen, im schlimmsten Fall sogar zum Tod, etwa wenn die Atemmuskulatur gelähmt wird», warnt Häggi.

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«Eine Erkrankung kann zu bleibenden Schäden führen, im schlimmsten Fall sogar zum Tod, etwa wenn die Atemmuskulatur gelähmt wird.»

Jürg Häggi, Kantonsarzt Schaffhausen

Dass manche Menschen sich vor möglichen Nebenwirkungen einer Vorsorgeimpfung fürchten, hält er für problematisch. «Es gibt Leute, die das ­Risiko der Impfung für grösser halten als die Gefahr durch die Krankheit.» Diese Sorge sei jedoch unbegründet: «Das Risiko der Impfung ist immer kleiner, sonst würde man sie nicht durchführen.» Allein Menschen mit Immunschwäche sollten Vorsicht walten und sich vorher von einem Arzt beraten lassen.

Sich nach einem Aufenthalt im Wald oder in Wiesen lediglich auf das Absuchen der Haut zu verlassen, ist gemäss Häggi nicht ausreichend. «Gerade Zeckenmännchen und solche in früheren Entwicklungsstadien sind sehr klein und nur schwer zu erkennen», warnt er.

Wichtige Schutzimpfung

Ist man nicht geimpft, lasse sich FSME im Nachhinein kaum mehr behandeln. Im Gegensatz zur Borreliose, die ebenfalls von Zecken übertragen wird, erziele man hier mit Antibiotika keine Wirkung. Eine Therapie kann ­lediglich helfen, die Symptome zu lindern, oder dient im schlimmsten Fall als lebenserhaltende Massnahme – etwa, wenn künstlich beatmet werden muss.

Grundsätzlich wird die FSME-Impfung nach dreimaliger Anwendung als sicher angesehen, danach muss sie jedoch in regelmässigen Abständen aufgefrischt werden.

Übrigens: Wer sich im Winter in Sicherheit wähnt, der irrt. «Zecken sind in den kalten Monaten zwar ruhiger», sagt Jürg Häggi. Da mit der Klimaerwärmung jedoch auch im Winter zum Teil milde Temperaturen herrschen, nimmt man an, dass die Zeckenaktivität in dieser Jahreszeit zunimmt. Wer nicht geimpft ist und weiss, dass er sich in der Natur aufhält, sollte daher für einen wirksamen Impfschutz sorgen.

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