Der Herrenacker soll ab 2019 saniert werden

Daniel Jung | 
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Der Festkiesbelag auf dem grössten Platz in der Schaffhauser Altstadt ist stark ­abgenutzt und teilweise ­beschädigt. Bald soll er ­ersetzt werden.

Viele Schaffhauser verbinden widersprüchliche Gefühle mit dem grössten Platz der Altstadt, dem Herrenacker. Während des «Stars in Town», das vor zwei Wochen stattfand, sind viele stolz auf die «Piazza Grande der Deutschschweiz», wie die Organisatoren ihren Veranstaltungsort nennen. Beim Musikfestival zeigt der offene und leicht abfallende Platz seine attraktive Seite. An vielen anderen Tagen im Jahr, wenn keine Veranstaltung stattfindet, kommt dagegen nur wenig Begeisterung auf: Der Platz wirkt oft leer und bietet im Vergleich zur Grösse nur wenige Sitzplätze. Im Sommer fehlt der Schatten, und im Winter sind Fussgänger Wind und Wetter ausgesetzt.

«Wir müssen leider feststellen, dass der Belag nicht hält, was man sich ursprünglich davon versprochen hat.»

Katrin Bernath, Schaffhauser Baureferentin

In der städtischen Politik ist der Herrenacker ein Dauerbrenner. Seitdem der neu gestaltete Platz im Mai 2007 eingeweiht worden war, wurden im Grossen Stadtrat zahlreiche Vorstösse eingereicht. Zuletzt war es Gross­stadträtin Nicole Herren (FDP), die das Thema wieder aufs Tapet brachte (SN vom 17. März). Ihr Postulat «Herrenacker, wie weiter?» wurde am Dienstag im Parlament andiskutiert. Obwohl die Behandlung noch nicht abgeschlossen ist – die Diskussion wird an der nächsten Sitzung vom 5. September wieder aufgenommen –, sind die entscheidenden Eckwerte bereits klar.

Baureferentin Katrin Bernath kündigte an, dass der Platz ab 2019 umfassend saniert werden solle. Sie sagte: «Aufgrund der zunehmenden Abnutzung ist eine umfassende Sanierung unumgänglich.» Der Handlungsbedarf sei nicht akut, das Problem müsse aber bald angegangen werden.

Besonders problematisch ist der Saibro-Festkiesbelag, der vor gut zehn Jahren auf dem Platz erstellt wurde (siehe Kasten). Der Belag sei zwar eine günstige und gestalterisch ansprechende Lösung, sagte Bernath. «Rund zehn Jahre nach dem Einbau des Belags müssen wir leider feststellen, dass er nicht hält, was man sich ursprünglich davon versprochen hat.»

 

Als Nicole Herren vor fünf Monaten ihr Postulat einreichte, wollten wir von den Schaffhauser Passanten wissen, was sie vom Herrenacker halten:

 

Verschiedene Defizite

Im Dezember 2015 hatte das Tiefbauamt der Stadt den Zustand des Belags mit Bohrkernen untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Stabilität der Oberfläche noch gegeben war. Dennoch sprach Bernath verschiedene Problemfelder an.

  • Die Deckschicht ist bereits stark abgenutzt und weist unterschiedliche Stärken auf. Der Belag leidet insbesondere unter der hohen Belastung der vielen Anlieferungen. So ist der Platz besonders im unteren Bereich schon stark abgenutzt und teilweise beschädigt.
  • Im unteren Bereich des Herrenackers wurde der Belag schon mehrmals aufwendig repariert. Dabei zeigte sich, dass das Aus­bessern schwierig ist. Reparierte Stellen bleiben deutlich sichtbar, das bestehende Farbkonzept kann kaum reproduziert werden.
  • Der Belag war ­ursprünglich hochporös und wasserdurchlässig. Gemäss Konzept ist vorgesehen, dass das Wasser im Belag versickert und auf einer Drainageschicht der darunterliegenden Decke der Tiefgarage abfliessen kann. Jedoch sind die Poren an der Oberfläche inzwischen durch die starke Verschmutzung verstopft. Die geplante Versickerung ist nicht mehr gewährleistet. Vor allem bei starken Niederschlägen fliesst das Wasser über die Oberfläche ab, was bei den umliegenden Gebäuden zu Problemen führen kann.
  • Generell ist der Unterhalt des Platzes schwierig. Eine Reinigung mit Kehrmaschinen ist nicht möglich. Im Winter kann der Herrenacker nicht gesalzen werden. Auch ist eine maschinelle Schneeräumung nicht möglich, da die Maschinen den Belag beschädigen würden.

Vor diesem Hintergrund erklärte Bernath, dass der Stadtrat das Postulat von Nicole Herren gerne entgegennehme. Darüber und über die konkreten Pläne der Stadt ist die Postulentin selbst erfreut. «Etwas stutzig macht mich nur, dass man zuerst ein Postulat einreichen muss, bis etwas passiert», sagte Herren. Sie begrüsste jedoch die klaren Worte der Baureferentin. «Der Saibro-Belag hat sich überhaupt nicht bewährt», sagt auch Herren.

Gemeinsam mit der Belagssanierung könnte auch die Gestaltung des Platzes angepasst werden. Soll der Herrenacker auch künftig für grosse Veranstaltungen wie Slow-up, Tour de Suisse oder «Stars in Town» genutzt werden, so muss eine grosse Fläche frei von fester Möblierung bleiben. «Mit der heutigen Nutzung sind zusätzliche fixe Elemente wie Bäume, Bänke und so weiter kaum möglich», sagte Bernath. Dennoch seien gestalterische Änderungen denkbar. Bernath kündigte an, dass in den nächsten Tagen mehrere verschiebbare Bänke auf dem Platz zur Verfügung gestellt werden sollen – testweise.

Begrünung und Schattenspender

Nicole Herren würde sich insbesondere wünschen, dass der Herrenacker künftig etwas grüner würde und im Sommer mehr Schattenplätze zur Verfügung ständen. «‹Stars in Town› ist nur an fünf Tagen im Jahr – man muss auch etwas tun für die Leute, die immer da sind», sagt sie. So könnte sie es sich etwa vorstellen, dass im oberen Bereich beim Haus der Wirtschaft eine Rasenfläche mit einer Boulebahn angelegt würde. Genauere Vorstellungen der künftigen Platzoberfläche hat sie aber noch nicht. «Da haben die Fachleute bestimmt gute Ideen», sagt sie. Die Sanierung sei eine Herausforderung, auch finanziell. «Eine Aufwertung des Platzes sollte aber möglich sein», ist Herren überzeugt.

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