Laut, schnell, hart und undeutlich

Zeno Geisseler | 
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«Ich versteh nicht ein Wort»: Silbermond gestern auf dem Herrenacker. So richtig überzeugen konnte die Band nicht. Bild: Selwyn Hoffmann

So richtig hell leuchtete Silbermond nicht über den Herrenacker. Zu zäh und breiig war die Performance der deutschen Band.

Silbermond sind das Ikea des Deutschrocks: Die Band liefert auf ihren Alben solide, saubere, brave Ware für die Massen, und das mit grossem Erfolg: Über fünf Millionen Tonträger hatten Silbermond bereits im Oktober 2015 verkauft, heisst es auf Wikipedia. Noch erfolgreicher ist die Gruppe auf Youtube: «Ja», ein Liebeslied, das längst Favorit ist bei Hochzeiten in Deutschland, kommt auf 15 Millionen Klicks. Und an «Leichtem Gepäck» kommt sowieso keiner vorbei: radiotaugliche 3.52 Minuten lang erzählt Sängerin Stefanie Kloss von «zu viel Spinnweben und zu viel Kram, zu viel Altlast in Tupperwaren». Fast 9,5 Millionen Mal wurde dieser Song bislang angeklickt und nein, besonders tiefgründig oder originell sind die Texte von Silbermond nicht, dafür alltagsnah.

Zweiter Auftritt in Schaffhausen

Auch in Schaffhausen sind Silbermond sehr, sehr beliebt: 2013 sorgten sie für den ersten ausverkauften Abend überhaupt an «Stars in Town», und gestern Abend gelang ihnen das Gleiche nochmals. Schon seit Anfang Juni sind sie auf Tour und treten vornehmlich dort auf, wo ihr Publikum zu Hause ist: In der Provinz. Vor Schaffhausen waren sie in Uelzen in Norddeutschland, heute geht es weiter nach Zofingen im Kanton Aargau, später nach Grosspösna und Wernigerode.

Ihr gestriger Auftritt in Schaffhausen begann um 22.14 Uhr, eine Minute zu früh. Rockstarallüren sind dieser Band also fremd. Wer auf einen soften Einstieg gewartet hatte, wurde allerdings enttäuscht. Die Band, die als Gaststars in der 5000. Folge von «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» aufgetreten war (Wikipedia), liess es eine halbe Stunde lang einfach nur krachen. Beim Publikum kam das nicht nur gut an. «Was ist denn das für eine Sprache?», fragte eine Zuschauerin. Wie schon bei Züri West am Vorabend wurden auch Silbermond vom schlechten Soundmix geplagt. Die Texte zu verstehen, war unmöglich. Es war vor allem eines: laut. Im hinteren Teil des Herrenackers, bei der Bar, wo es nicht so dröhnte, begannen die Leute zu quatschen. Silbermond wurde zur Hintergrundmusik degradiert.

Dann kam der Wechsel. Und die Leute wurden still. «Irgendwas bleibt» erschallte, und der Herrenacker erwachte. Und hörte zu. Kurz vor elf dann «Himmel auf», übrigens ein Lied mit einem sehr berührenden Video.

Und dann, «Symphonie». «Ich versteh nicht ein Wort mehr aus deinem Mund», lautet da eine Zeile. Und das ist eigentlich auch eine ganz gute Zusammenfassung des gestrigen Konzerts. Eigentlich schade.

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