Mit dem E-Kangoo zu den Kunden
Arbeiten mit dem Elektrolieferwagen – für viele unvorstellbar, für andere wie Markus von Gunten bereits seit drei Jahren Alltag.
Beschaffungsrichtlinien: Die Stadt möchte diese ändern – zwei Postulate im Grossen Stadtrat hängig
«Die Stadt will die Chancen der Elektromobilität nutzen» steht in den Legislaturschwerpunkten des Schaffhauser Stadtrates 2017 bis 2020 geschrieben. Die Beschaffungsrichtlinien für städ- tische Fahrzeuge werden erneuert. Stadtschreiber Christian Schneider hält fest: «Derzeit ist eine Arbeitsgruppe daran, Vorschläge zu den neuen Beschaffungsrichtlinien zu erarbeiten.» Man sei aber erst am Anfang, und es bestehe noch kein Entwurf. Dabei stünden Fragen zum Geltungsbereich sowie zu den in Betracht kommenden Antriebsarten im Zentrum.
Zwei Postulate zur E-Mobilität
SP-Grossstadtrat Urs Tanner hat im vergangenen März zwei Postulate eingereicht. Er fordert einerseits, dass die Stadt Schaffhausen ab 2020 bei Neuanschaffungen von Personenwagen und Bussen in ihrem Besitz nur noch elektrobetriebene Fahrzeuge kaufen darf. Andererseits verlangt er, dass die Elektromobilität stärker gefördert wird. So sollen Gratisparkplätze für Elektropersonenwagen bereitgestellt, Ladestationen gebaut sowie Elektropersonenwagen und Elektrofahrräder allgemein gefördert werden.
Laut Schneider sollten diese Postulate nächstens im Grossen Stadtrat behandelt werden. «In diesem Zusammenhang wird der Stadtrat seine Stellungnahme zu den Anliegen der Postulate abgeben», sagt Schneider.(tva)
Elektroautos: Doppelt so viele wie 2014
Elektrisch 84 Personenwagen mit Elektroantrieb sind beim Schaffhauser Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt immatrikuliert. Weitere 15 haben neben dem Elektromotor noch einen Range-Extender (kleiner Benzinmotor) für mehr Reichweite (Stichtag September 2016). Über ein Drittel des Bestandes (29) machen Tesla-Modelle aus. 2011 waren erst 6 E-Autos im Verkehr, im Jahr 2014 bereits 43.
Hybrid 427 Fahrzeuge fahren im Kanton mit Benzin/Elektro oder mit Diesel/Elektro. Darunter ist auch ein Lastwagen.
Lieferwagen 11 Fahrzeuge werden aktuell mit Elektromotor angetrieben.
Bei der E-Mobilität tut sich was. Grössere Autohersteller wie beispielsweise VW kündigen zahlreiche neue Elektromodelle an. Die schwedische Automarke Volvo will ab 2019 nur noch Hybrid- oder Elektromotoren bauen. Frankreich will ab 2040 Verbrennungsmotoren verbieten. Weitere Länder prüfen ähnliche Massnahmen. Derweil hat Tesla, der bekannteste Elektroautohersteller, vor kurzem angefangen, das Einsteigermodell «Model 3» für rund 35 000 Franken zu produzieren und auf den Markt zu bringen. Beim Hotel Hohberg im Schweizersbild eröffnete das Unternehmen Tesla Anfang Juli eine neue Supercharger-Tankstelle. Diese Schnellladestationen sind entlang viel befahrener Autobahnen stationiert. Sie laden die Batterien der verschiedenen Tesla-Modelle in ungefähr 20 Minuten zur Hälfte auf.
Auch im Kanton Schaffhausen scheint das E-Auto salonfähiger zu werden. Die Stadt Schaffhausen plant neue Beschaffungsrichtlinien für ihre Fahrzeuge (siehe Box). SH Power, das städtische Energieunternehmen, hat vier Elektrofahrzeuge im Einsatz. Zwei davon sind Renault E-Kangoo-Modelle. Den gleichen E-Lieferwagen besitzt Markus von Gunten, Inhaber eines Elektrogeschäfts in Herblingen. Bereits seit drei Jahren fahren er und seine Mitarbeiter mit drei elektrisch betriebenen Renault Kangoos zu ihren Kunden. In seinem Geschäft baut von Gunten Elektroinstallationen, also auch Fotovoltaik- und Solaranlangen. Somit sei die erneuerbare Energie für ihn wichtig. «Da liegt es nahe, selber Autos zu besitzen, die von dieser Energie gespeist werden, denn es handelt sich dabei um eine gute Sache», so von Gunten.
Umwelt und Kosten
2014 hat von Gunten das erste E-Auto angeschafft, ein Jahr später das zweite und jenes auf dem Bild stammt aus diesem Jahr. Mit den E-Autos ist er bislang sehr zufrieden. «Ich habe bisher noch keine Pannen gehabt», sagt er. Es werde als normales Alltagsfahrzeug zum Arbeiten eingesetzt. Die Hauptbatterien sind vorne im Motorraum, somit steht der Standardstauraum zur Verfügung. Er und seine Mitarbeiter würden grösstenteils im Raum Schaffhausen arbeiten. «Wir legen täglich im Schnitt 35 bis 40 Kilometer zurück,» sagt er. Da würde die Reichweite des Autos (100 bis 150 Kilometer, im Winter weniger), ausreichen. «Aber fahre ich an einem Tag beispielsweise zwei Mal nach Schleitheim, muss ich schon aufpassen, dass die Batterie genug geladen ist und ich nicht auf der Strecke stehenbleibe», sagt von Gunten.
Mit dem E-Auto könne er nicht nur etwas für die Umwelt tun, sondern auch Geld sparen. Zwar sei der Anschaffungspreis ungefähr 4000 Franken höher als bei einem Wagen mit einem Verbrennungsmotor. «Doch ich spare im Unterhalt – sei es beim geringeren Verschleiss beispielsweise der Bremsen, sei es beim «Sprit»: Für 100 Kilometer benötigt das Auto 90 Kilowattstunden (kWh), die vier Franken kosten», rechnet er vor.
Beim Geschäftsgebäude steht eine eigene, kleine Fotovoltaikanlage. Eine zweite, grössere stehe in Thayngen bei der Tochtergesellschaft. «Dort speisen wir den Solarstrom ins Netz ein und kaufen an der Naturstrombörse, wo ökologischer Strom aus der Region angeboten wird, neuen für hier ein.» So könnten sie ökologisch neutral fahren. «Den E-Kangoo laden wir hier auf. Eine Vollladung dauert vier Stunden», sagt er. Das sei die schnellste Auflademöglichkeit für dieses Auto.
Die Reaktionen bei den Kunden seien unterschiedlich: «Doch die meisten reagieren überrascht darauf, wenn ich ihnen sage, dass dies ein Elektroauto ist», sagt von Gunten. Der Lieferwagen sehe ja auch wie ein normales Auto aus, abgesehen vom fehlenden Auspuff.
Doch die Kunden seien dem Thema gegenüber sensibilisiert: «Ich empfehle ihnen bei einem Neubau, eine Stromleitung bei der Garage einzubauen». Viele seien einverstanden und bestellen gleich eine fertige Installation samt Steckdose.