Beobachtungsobjekte am hellen Nachthimmel

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Symbolbild: Hugo Kemmel/unsplash.com

Die Sonne geht jetzt sehr spät unter, und die Dämmerung dauert lange. Das bedeutet für jene, die sich entschliessen, an einem Samstagabend einer öffentlichen Führung auf der Sternwarte Schaffhausen beizuwohnen: Beginn um 22 Uhr, Ende um 23.30 Uhr.

von Hans Ph. Pletscher

Die Sonne geht jetzt sehr spät unter, und die Dämmerung dauert lange. Das bedeutet für jene, die sich entschliessen, an einem Samstagabend einer öffentlichen Führung auf der Sternwarte Schaffhausen beizuwohnen: Beginn um 22 Uhr, Ende um 23.30 Uhr. Und es fällt dann auf, dass man bei Beginn der Beobachtungen nur gerade die hellsten Gestirne von blossem Auge sehen kann. Für sternkundlich noch Unerfahrene hat das immerhin den Vorteil, dass die Orientierung am Nachthimmel erleichtert wird: Man sieht also zunächst nur Planeten und jene hellen Fixsterne, welche uns die Lage berühmter Sternbilder anzeigen. Noch ist es aber selbst für den beliebten Grossen Wagen etwas zu früh – jenen einprägsamen Kernbereich des Grossen Bären, dessen Sterne zwar alle recht hell, aber dennoch keine Sterne der 1. Grössenklasse sind, die jetzt etwa ab 22 Uhr aus dem tiefen Blau des Abendhimmels heraustreten.

Was wir zunächst sehen, das sind nur ein paar wenige Lichtpunkte: Der hellste ist der Planet Jupiter in südsüdwestlicher Richtung. In seiner Nähe macht sich erst allmählich der Stern Spica in der Jungfrau bemerkbar, während hoch im Süden Arktur im Rinderhirten leuchtet. In der östlichen Himmelshälfte sind zwei an sich etwa gleich helle Gestirne erkennbar – die verschiedene Helligkeit ist hier nur durch die unterschiedliche Höhe am Firmament bedingt: Wega in der Leier steht deutlich höher – und erscheint daher heller – als der Planet Saturn, der recht tief im Südosten vor sich hin dümpelt, und zwar derzeit im obskuren 13. Tierkreissternbild des Schlangenträgers. Saturn erreicht am 15. seine Opposition zur Sonne: Er ist dann die ganze Nacht über zu sehen, und das freut alle Sterngucker ganz besonders, zumal er seinen schönen Ring in diesem Jahr mit maximaler Öffnung präsentiert. Der Ring ist natürlich nur im Fernrohr zu sehen, dem man sich alsbald erwartungsvoll zuwenden wird.

Und diese Erwartung wird nicht enttäuscht. Dank der lichtsammelnden Wirkung des 40 cm grossen Hohlspiegels können bereits zu Beginn des Beobachtungsabends auch viele Objekte sichtbar gemacht werden, die sich dem unbewaffneten Auge noch entziehen. Wir wenden uns also vorerst nach Westen, um die sinkenden Gestirne noch rechtzeitig zu erwischen. Im Löwen betrachten wir den Doppelstern Algieba, der aus zwei sich im Laufe von Jahrhunderten umkreisenden Riesensonnen besteht.

Um dem Fortgang der Abenddämmerung noch etwas Zeit zu geben, kann zum Vergleich noch der bekannte Doppelstern Mizar/Alkor im Grossen Wagen herangezogen werden. Bereits jetzt bietet sich eine kurze Exkursion ganz nach Osten an, wo man im Schwan an einem zweifarbigen Doppelstern den Zusammenhang zwischen der Oberflächentemperatur von Sternen mit deren Farben erläutern kann. Inzwischen ist es dunkel genug geworden, um sich den schönen Kugelsternhaufen im Herkules und in den Jagdhunden zu widmen, an welche sich mühelos einige Ausführungen über Sternpopulationen und über den Aufbau unseres Milchstrassensystems anschliessen lassen, auch wenn die Milchstrasse selber noch auf sich warten lässt. Einmal in den Jagdhunden angelangt, wird man – sofern kein Mondlicht stört – sich auch einen Blick auf die Millionen Lichtjahre ferne Strudelgalaxie gönnen, in der wiederholt Sternexplosionen gesichtet wurden. Solche Explosionen ereignen sich nur bei sehr grossen Sternen, während kleinere, wie unsere Sonne, einem etwas ruhigeren Endzustand entgegensehen, wie er anhand des Ringnebels in der Leier vor Augen geführt werden kann.

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