Sicherheit versus Forschungsfreiheit

Clio Zubler | 
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Jemand versucht auf illegale Weise, an Passwörter zu kommen. Um die Sicherheit des Systems zu gewährleisten, das die Schaffhauser Verwaltung nutzt, werden Internetseiten mit einem erhöhten Risiko blockiert. Bild: Key

Gesperrte Internetseiten können für eine höhere Sicherheit sorgen. Deswegen blockiert die KSD für die Verwaltung gewisse Webseiten. Bei der Kanti und den Hochschulen sieht es anders aus.

Durch den am vergangenen Freitag verbreiteten Virus «Wanna Cry» wurden Hunderttausende Computer lahmgelegt. Die Cyber-Kriminalität ist nicht zu unterschätzen.

Da die Verwaltungen der Stadt und des Kantons Schaffhausen ans Internet angeschlossen sind, muss insbesondere dort eine hohe Sicherheit gewährleistet werden. Schliesslich verfügt die Verwaltung über viele sensible Daten. Diese Aufgabe übernimmt die KSD, das Informatikunternehmen des Kantons. «Für die Verwaltung ist alles gesperrt, was nichts mit der Arbeit zu tun hat», sagt Roger Speckert, Leiter Infrastructure, Project und Security. Dazu gehören etwa Internetseiten, die Pornografie, Hass oder Gewalt beinhalten. Diese Internetseiten haben ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. «So wollen wir verhindern, dass Viren oder Trojaner ins System gelangen», erklärt Speckert.

System blockiert Internetseiten

Dafür nutzt die KSD ein System, das Speckert aus Sicherheitsgründen nicht beim Namen nennen möchte. Durch dieses weltweit genutzte System werden Internetseiten in verschiedene Kategorien eingeteilt wie etwa Sport, Gesundheit oder eben Pornografie, Gewalt. «Es gibt da Leute, die den ganzen Tag lang Webseiten kategorisieren», so Speckert. Bei der Inbetriebnahme des Systems 1997 hat man entschieden, welche Kategorien gesperrt werden.

Speckert betont: «Wir überwachen nicht die Leute, sondern die Datenströme.» Falls jemand aber wiederholt auf illegale Internetseiten zugreifen möchte, kann eine Untersuchung eingeleitet und herausgefunden werden, wer das ist. «Dann informieren wir den Vorgesetzten dieser Person.»

Immer wieder neue illegale Seiten

Bei den öffentlichen Bibliotheken der Stadt Schaffhausen ist ebenfalls die KSD für die blockierten Internetseiten zuständig. «Es geschieht ab und zu, dass jemand einen Link findet, der illegal, aber nicht gesperrt ist», sagt Brigitte Oechslin, Leiterin der Benutzung. Wenn die Mitarbeiter der Bibliotheken dies bemerken, werden die entsprechenden Personen darauf angesprochen. «Es kann so weit kommen, dass wir ihnen ein Hausverbot erteilen», so Oechslin. Speckert erläutert: «Es gibt immer wieder neue Internetseiten.» Normalerweise würden diese aber automatisch innerhalb einer halben Woche kategorisiert und somit wenn nötig gesperrt.

Recherchen müssen möglich sein

An der Kantonsschule Schaffhausen gibt es keine blockierten Internetseiten mehr: «Wir haben die Sperrung wieder aufgehoben», sagt Rektor Pasquale Comi. «Internetseiten wie Youtube, die man manchmal für den Unterricht braucht, waren auch gesperrt», nennt er unter anderem den Grund für die liberale Praxis. Die Kanti hat einen sogenannten Education-Anschluss, so Speckert. Er meint dazu: «Die Schüler müssen recherchieren können, auch zu Themen wie beispielsweise Sexualität.» So seien die Schule und die Lehrer für den richtigen Umgang mit dem Internet zuständig. Im zu unterschreibenden Benutzerantrag für den Internetzugang hält die Kantonsschule unter anderem fest, dass «die Verbreitung respektive das Abrufen von Informationen mit widerrechtlichem, unsittlichem, obszönem, rassistischem oder Gewalt verherrlichendem Inhalt» verboten sind.

Auch an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen (PHSH) möchte man die Forschungsfreiheit wahren. Die PHSH ist ans Netzwerk der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) angeschlossen und sperrt selbst keine Internetseiten. «Wir hatten noch nie Probleme», sagt Rektor Thomas Meinen. Würde jemand wiederholt illegale Internetseiten abrufen, könnte man ­herausfinden, wer das sei, ergänzt er.

John Wilhelm, Leiter der IT der PHZH, an deren Netzwerk die PHSH angeschlossen ist, erklärt: «Wir nutzen eine Sperre von Switch, die sehr niederschwellig Internetseiten blockiert.»

Switch ist die Technologie- und Dienstleistungsplattform der Schweizer Hochschulen und des Weiteren verantwortlich für die Registrierung der Domain-Namen mit den Endungen .ch und .li.

Auf Anfrage erklärt Roland Eugster, Ansprechpartner für Medienschaffende von Switch: «Switch setzt sich grundsätzlich für die Netzneutralität ein und damit auch gegen die Sperrung von Internetseiten.» Es gebe aber zwei Arten von Sperren, die die Kunden aktivieren könnten. Einerseits nutzt Switch eine vom Bundesamt für Polizei, Fedpol, bereitgestellte Liste von Internetseiten, auf denen sich kinderpornografisches Material befindet. Diese Seiten können blockiert werden.

Andererseits gibt es die sogenannte DNS Firewall. Ist diese Sperre aktiviert, sind Internetseiten gesperrt, die Malware verbreiten oder Phishingzwecken dienen. Eugster ergänzt: «Es werden nur Domains blockiert, von denen eine bekannte Gefahr und nicht bloss ein mögliches Risiko ausgeht.»

Als Privatperson sollte man immer den aktuellsten Virenschutz installiert haben sowie stets die aktuellste Software verwenden und Daten nur mit grösster Vorsicht weitergeben.

 

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