Mehr Leute wollen eine Waffe kaufen

Mark Liebenberg | 
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Egal, ob eine Waffe vererbt wird oder ob sie neu zur Selbstverteidigung erworben wird, braucht es einen Waffenerwerbsschein. Archivbild: Maria Gerhard

Sprunghaft angestiegen ist im letzten Jahr die Anzahl der ausgestellten Waffenerwerbsscheine im Kanton Schaffhausen. Warum, das weiss niemand so recht.

Um einen Viertel zugenommen haben im Kanton Schaffhausen die Waffenkäufe: Sind im Jahr 2015 im Kanton noch 277 Waffenerwerbsscheine ausgestellt worden, so waren es ein Jahr später schon 347.

Einen Waffenerwerbsschein stellt die Polizei aus. Er ist während eines halben Jahres gültig und berechtigt zum Kauf von bewilligungspflichtigen Waffen wie Pistolen, Revolver oder einer Reihe von Gewehrtypen. Maximal drei solcher Waffen oder Waffenteile können mit dem Erwerbsschein gekauft werden. Beim Kauf einer Schusswaffe wird diese automatisch in einer kantonalen Datenbank erfasst. Wie die Schaffhauser Polizei mitteilt, sind im Kanton derzeit 14 763 Waffen registriert – davon sind allerdings rund ein Fünftel Armeewaffen, die zu Hause aufbewahrt werden.

Pistolen und Revolver sind gefragt

Damit setzt sich ein Trend fort, der sich bereits seit Jahren abzeichnet, und zwar nicht nur in Schaffhausen. Wie Patrick Caprez, Mediensprecher der Schaffhauser Polizei, sagt: «Dieser Anstieg ist auch in anderen Kantonen zu beobachten, wir liegen da etwa im Durchschnitt.» So stieg etwa in den Kantonen Aargau und Solothurn die Zahl im gleichen Zeitraum um 30 Prozent. Doch was sind die Gründe? Caprez: «Die Personen, die Waffenerwerbsscheine beantragten, gaben hierfür das Sammeln, die Jagd oder den Schiesssport an.» Der Anstieg sei vor allem im Bereich Pistolen und Revolver zu verzeichnen. Über die Käufer ist wenig bekannt, die Gesuche werden bei der Polizei nicht statistisch oder demografisch ausgewertet. Die Polizei heisst aber auch nicht jedes Gesuch automatisch gut. Letztes Jahr wurden in Schaffhausen 15 Gesuche abgelehnt oder vor Bewilligung zurückgezogen. Einen Schein erhält nur, wer volljährig ist und keine Strafregistereinträge wegen wiederholter Verbrechen oder Vergehen hat.

Bei den Schützenvereinen kann man sich ebenfalls keinen Reim auf den starken Anstieg machen. «Jedenfalls ist im gleichen Zeitraum in unseren Vereinen kein so markanter Anstieg zu verzeichnen gewesen», sagt Guido Mühlemann, Präsident des Kantonalschützenverbands. Allerdings könne der Anstieg auch mit etwas anderem als der Beschaffung von neuen Waffen zu tun haben: Erwerbsscheine müssen etwa auch im Zusammenhang mit einem Tausch, einer Schenkung, einer Erbschaft, einer Miete oder Gebrauchsleihe von Waffen erworben werden. «Insbesondere für den Erwerb von Sammelwaffen, mit denen aus Sicht des Erwerbers gar nie geschossen werden soll, ist ein solcher Erwerbsschein vonnöten», sagt Mühlemann. Und seit 2008 müssen geerbte Waffen mit einem Erwerbsschein legalisiert werden.

Einen Boom in seiner Branche mag indes der Buchberger Waffenhändler Erich Stüssi nicht bestätigen: «Allenfalls waren es im letzten Jahr ein paar Jungjäger mehr. Aber sonst ... das geht mal rauf, mal runter.» In letzter Zeit offensichtlich öfter mal rauf: In den letzten zehn Jahren sind jeweils bei Verschärfungen der Waffengesetzgebung die Anzahl der Waffenerwerbsscheingesuche stark angestiegen. Auch ein massiv verschärftes EU-Waffenrecht, das die Schweiz nachvollziehen muss, wird in ein paar Jahren Realität. Stüssi: «Das kommt einer Entwaffnung der Schweizer Bürger gleich.» Kaufen die Leute Waffen, solange man noch kann? Stüssi sagt nur: «Was meiner Beobachtung nach schon zugenommen hat, sind Privatpersonen, die sich eine Waffe zur Selbstverteidigung kaufen.»

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