Chläggi'17 lockte auch die Prominenz an

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Der Gewerbeverein Klettgau rückte über das Wochenende im Städtchen Neunkirch seine Stärken in den Mittelpunkt und demonstrierte grosse Vielfalt an der sehr gut besuchten Chläggi ’17.

von Theo Kübler

Samstagmorgen, noch regt sich nichts in den Gassen von Neunkirch: Die Turmuhr der Kirche schlägt sechs. An der Westfront der Städtlihalle wird eben ein Feuer angefacht. Der Spiess über dem Feuer beginnt sich zu drehen und mit ihm ein ganzer Ochse.

Erst Stunden später regt sich Leben im Zelt nebenan, auf der Schulstrasse und am Mühlengraben. Noch vor 11 Uhr, also vor der eigentlichen Öffnungszeit, heben erste Besucher ihre Beine über letzte «Zusammenwüschete» vom Fest am Vorabend, dem Tag der Eröffnung der siebten Klettgauer Gewerbeausstellung («Schaffhauser Nachrichten» vom 22. April). Da war viel Prominenz aus der Politik zugegen, was OK-Präsident Dirk Grevsmühl als Anerkennung wertet, für die Gewerbetreibenden und die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU), die im Klettgau Lehrstellen und Arbeitsplätze schaffen.

Da seit 2012 im Gewerbeverband Klettgau der Gewerbeverband Beringen integriert ist, hat dieser mittlerweile 216 Mitglieder, über 80 davon nehmen an der Ausstellung teil. Am Abend taucht Hakan Yakin auf. «Ich bin gerne nach Neunkirch gekommen, wenn ich Kindern, die Spass am Fussball haben, eine Freude machen kann», sagte dieser strahlend. Doch auch ­dieses und jenes Mami stellte sich ­genauso gerne neben den Fussballstar, um ein Selfie zu schiessen. Anschliessend sorgte DJ Bruno Jakob bis in die ersten Morgenstunden für Unterhaltung.

Randsteine für Moskau

Der Ochs am Spiess zeigt schon schön Farbe, als die Sonne im Zenit steht. Im Freien und in den Zelten wird bereits eifrig diskutiert und verhandelt, gespielt und genascht. Vom Minibagger bis zur Stock- und Flächenfräsmaschine, von der WC-Schüssel bis zur virtuellen Realität kann alles bewundert werden. Man wundert sich, dass der Steinbildhauer aus Siblingen für Moskau Aufträge ausführt, beim «Nachbohren» erfährt der Interessierte, dass es sich um beschriftete Randsteine für den Ramsemer Ortsteil Moskau an der Grenze zu Deutschland handelt und nicht um einen Auftrag von Putin. Übrigens, in Sachen Grenze beklagen sich nicht nur Detailhändler über den Einkaufstourismus.

Am Stand der Rebschule in Hallau zeigt Martin Auer zwei neue Traubensorten. Es sind Züchtungen der letzten 20 Jahre aus dem Schweizerischen Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung «Agroscope». Eine ist die Rebsorte «Divico», die mehltauresistent ist und deren Trauben einen dunklen, südländischen Weintyp ergeben. Auer versteht sich als Bindeglied zwischen Forschung und Praxis.

«Ich habe diese Sorte vermehrt. In meinem Versuchsanbau blieb sie tatsächlich vier Jahre ungespritzt gesund. Ich habe bereits einige Stöcke verkauft. Diese Sorte wird sich nun mehr und mehr ausbreiten in der Schweiz. Die weisse Sorte der gleichen Eltern erhält seinen Namen erst in ein bis zwei Jahren», sagt der Fachmann. In einer Kühltruhe neben einer Topfrebe hält er für ganz Neugierige wenige Flaschen, erst mit der Zuchtnummer von «Agroscope» etikettiert, bereit. Nur wenige Schritte entfernt verteilen die hübsche Schweizer Skifahrerin Corinne Suter und die «Ski-Bombe» und Weltcup-Sieger Niels Hintermann Autogramme. Auch Fussballerinnen des FC-Neunkirch sind in den Zelten der Ausstellung anzutreffen.

Zum ersten Mal in der Städtlihalle

Für körperliches und geistiges Wohlbefinden für Gross und Klein sorgen über die Ausstellungstage unter vielem anderem ein Rennsimulator vom Oberhallauer Bergrennen, ein Gumpischloss, ein Bungee Trampolin, ein Bull Rider, Line-Dancer, die Musikgesellschaft Klettgau und weitere Livebands. Nach dem Auftritt von Bauchredner Res Aschbacher am Samstagnachmittag ist es um 16 Uhr soweit. Der Ochse am Spiess ist gebraten und kann aufgetragen werden.

Die ganze Ausstellung wurde dieses Jahr neu angelegt und die Festwirtschaft in die Städtlihalle verlegt. So konnte auch bei lautstarken Darbietungen in der Halle in den Zelten ungestört weiterdiskutiert werden.

Nachgefragt: «Mehr Aussteller als im letzten Jahr»

Martin Rahm
Martin Rahm

 

Martin Rahm zu den Rahmenbedingungen der Chläggi ’17 und zur wirtschaftlichen Lage des Klettgaus.

Herr Rahm, gibt es Unterschiede zur letzten Ausstellung vor fünf Jahren?

Martin Rahm: Wir haben die Festwirtschaft in die Halle verlegt, dafür gibt es draussen ein Zelt mehr für die Aussteller und der Rundgang wurde attraktiver gestaltet. Wir haben 80 Aussteller, vielleicht etwas mehr als letztes Mal.

Wie geht es der Wirtschaft im Klettgau?

Im Moment ist es bauseitig noch gut, aber man weiss nicht, wie lange das noch so bleibt.

Und warum?

Irgendwann haben wir genug Wohnungen gebaut im Klettgau. Ich sehe viele Wohnungen, die noch leer sind und nicht verkauft oder vermietet werden können. Doch die meisten ­Bauleute haben sich auf die rasante Bautätigkeit eingestellt. Gewerbe, das nicht sehr eng mit dem Baugewerbe verhängt ist, sieht da schon unbekümmerter in die Zukunft, wie mir scheint.

Wie beurteilen Sie als Transportunternehmer die verkehrstechnische ­Erschliessung des Klettgaus?

Die Erschliessung mit dem ­öffentlichen Verkehr finde ich zufriedenstellend. Doch Transportunternehmer zum Beispiel haben ein Problem mit den Zollübergängen, die geschlossen werden. Aber wir leben in einer Grenzregion und sind somit besonderen Bedingungen ausgesetzt, ich denke da auch an den Preisdruck von aussen.

Interview: Theo Kübler

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