Promis wagen einen Blick in die Zukunft

Mark Liebenberg | 
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Traditionelles Bleigiessen der «Schaffhauser Nachrichten»: Promis aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft sowie 400 Gäste starteten mit Humor und Magie ins Jahr 2017.

Es ist jedes Jahr im Januar ein grosses Stelldichein von Leuten aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen, wenn die «Schaffhauser Nachrichten» im Schaffhauser Stadttheater sechs prominente Überraschungsgäste einladen, um einen humorvollen Blick auf die Herausforderungen im Jahr 2017 zu werfen. Die Herausforderungen aus Sicht einer regionalen Tageszeitung bleiben auch im neuen Jahr erhalten, wie SN-Chefredaktor Robin Blanck gestern Abend zur Begrüssung sagte. «Es wird auch im neuen Jahr viele kleinere und grössere Ereignisse geben, die wir aufgreifen und ausführlich darüber berichtenmüssen– aber nicht aus persönlichem journalistischem Stolz oder als Machtdemonstration als einzige Tageszeitung in der Region – oder doch?» Wenn es um die Wahrheit und die Fakten gehe, dann sollten Schweigen und Heimlichtuerei jedem Journalisten gegen den Strich gehen, befand Blanck. «Und Macht? Doch, es geht in einer freien Gesellschaft auch darum, zu demonstrieren, dass über wichtige Anliegen und heikle Vorkommnisse berichtet wird und Verheimlichung und Obstruktion keine Optionen sind.» Dabei fair zu bleiben und sich den Menschen in der Region und der Wahrheit verpflichtet zu fühlen, sei oberstes Gebot. Das Ziel sei dabei immer, einen Beitrag zur Verbesserung zu leisten. «In diesem Sinne: Rechnen Sie mit den ‹Schaffhauser Nachrichten›, auch 2017.»

Illustre Gäste im lockeren Talk

Dass dabei der Humor und die Geselligkeit nicht zu kurz kommen dürfen, bewies der Rest des Abends. So schlug denn die magische Stunde, ein okkultes Ritual nahm seinen Lauf: Schwerer Bühnenrauch waberte in den Zuschauerraum, wo über 400 Schaulustige auf die Weissagungen des Orakels warteten. Es ist die alte Monotyp- Bleigussmaschine der Buchdruckerei Meier, die einmal im Jahr von Gussmeister Gerhard Vogel in Betrieb genommen wird. Denn, so will es die Legende, giesst man die etwa 800 Grad heisse Bleilegierung mit einer Kelle ins kalte Wasser, so erstarrt sie zu skurrilen Formen, die der oder die Giessende deuten muss. Aber Obacht! Die Figur, die der Kandidat darin erkennt, verrät immer auch etwas über das Schicksal des oder der Betreffenden …

SN-Redaktor Zeno Geisseler, der bereits zum fünften Mal in dieser von über 400 Zuschauern verfolgten Bühnenshow als Zeremonienmeister mit Schalk und Schlagfertigkeit durchs Programm führte, hatte einige illustre Gäste aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen. Den Anfang machten Markus Somm, Chefredaktor der «Basler Zeitung», Karola Lüthi, die neue Munotwächterin und erste Frau, die für diesen geschichtsträchtigen Posten ernannt wurde, sowie der CEO der IVF Hartmann Gruppe, Claus Martini. Der streitbare Journalist Somm witzelte, zum Bleigiessen müsse er nach Schaffhausen kommen – in Basel müsse er befürchten, dass man ihn ins Blei werfe. Lüthi meinte, sie freue sich auf ihre Aufgabe, besonders aufs Geschichtenerzählen. «Ich mag dieses historische Zeug.»

Jubelnder Empfang von Yakin

Christoph Grainger-Herr, ab April der neue, junge Chef der Schaff­hauser Uhrenmarke IWC, setzte ­charmant in Szene, wie verbunden die Luxusuhrenmarke mit dem Standort Schaffhausen auch in Zukunft bleibt. Die Kanusportlerin Noemi Brüschweiler dagegen hat das Kanu und den Rhein gegen den Vorlesungssaal getauscht. «Man sollte im Leben manchmal nur etwas machen, dies dafür richtig», bekannte die 22-Jährige. Martin Kessler schliesslich, der soeben sein Amt als Schaffhauser Regierungsrat angetreten hat, haderte mit seinen Neujahrsvorsätzen: «Ich habe Joggingschuhe gekauft. Vor drei Jahren. Sie sind immer noch sehr weiss.»

Und als das Orakel schon müde schien und der Durst der Gäste zunahm, zauberte Conférencier Geisseler noch einen Überraschungsgast aus dem Hut: Murat Yakin wurde mit Jubel empfangen, bewies Lockerheit und Humor – und hatte einen verblüffend ernsten Wunsch für 2017: «Ich wünsche mir, dass die Menschen ihren Mitmenschen mit mehr Respekt begegnen.»


Silvester-Bleigiessen: Ein alter Brauch

Orakel-Brauchtum: Bleigiessen wird heute vorwiegend in wenig ernster Weise rund um Silvester praktiziert. Es war aber schon bei den alten Römern verbreitet, die als erste Kultur in grösserem Massstab Blei verwendeten.

Ablauf: Beim SN-Bleigiessen werden Bleistücke in einer historischen Bleisetzmaschine erhitzt, bis sie gerade eben geschmolzen sind. Das flüssige Metall wird sodann mit einer Suppenkelle in einen bereitgestellten Kübel mit kaltem Wasser gegossen, wo es sofort zu bizarren Formen erstarrt. Anhand dieser Figuren können die Teilnehmer dann ihre Zukunft erahnen.
 

Video-Beitrag Janosch Tröhler

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