Zum Abschied noch mal ins kalte Nass

Maria Gerhard | 
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90 Polizeischüler haben gestern ihre Abschlussübung in Schaffhausen absolviert. Sechs Stationen galt es zu bewältigen. Vor allem eines stand bei dem Wettkampf im Vordergrund: Spass.

Herbstmorgendlich kal- te Temperaturen und dann auch noch leichter Regen, kein guter Tag, um in die Rhybadi zu hüpfen. Doch die jungen Absolventen der Polizeischule Ostschweiz hatten schlicht keine Wahl. Auf Zeit mussten sie einmal gegen den Strom alle Becken durchschwimmen. Denn gestern fand ihre Abschlussübung in Schaffhausen statt. Zum zweiten Mal wurde dieser spielerische Wettkampf in der Munotstadt ausgerichtet. Dabei ging es nicht um Noten, die eidgenössische Berufsprüfung haben sie bereits absolviert, und die Ergebnisse bekommen die 90 Absolventen aus den Ostschweizer Polizeikorps und Liechtenstein heute Abend. Vielmehr stand eines im Vordergrund: «Ein letztes Mal gemeinsam Spass haben», wie der Direktor der Schule, Marcus Kradolfer, erklärte. Jeweils in Gruppen galt es sechs Stationen zu bewältigen, eine davon war die Rhybadi. Hier waren Kraft, Ausdauer, aber auch Merk-fähigkeit gefragt.

Es zählt jede Sekunde

Mit kräftigen Zügen kämpfte sich Attila Huber, 26 Jahre alt, durch das Wasser. Er gehört zu den 12 Aspiranten der Schaffhauser Polizei. Die Anstrengung sah man ihm im Gesicht an: Jeder Muskel schien angespannt, der Mund war zum Luftholen weit geöffnet. Man konnte sein Schnaufen hören. Er und seine Mitschüler mussten sich beeilen, jede Sekunde zählte. Eine Zusatzaufgabe galt es auch noch zu bewältigen: Während des Schwimmens mussten die jungen Frauen und Männer zwei einfach Rechenaufgaben lösen (sie standen auf eingeschweissten Zetteln, die am Boden der Kinderhägli befestigt waren) und sich anschliessend die Ergebnisse merken. Sagte einer am Ende die falschen Zahlen, wurden auf das Gesamtergebnis der Gruppe zehn Sekunden aufgeschlagen. «Es geht darum, dass Sie auch in körperlich anstrengenden Situationen einen kühlen Kopf bewahren», erklärte Peter Sticher, erster Staatsanwalt in Schaffhausen und Instruktor an der Polizeischule. Ausgerüstet mit Regenjacke und Klemmbrett fungierte er als Postenaufsicht. Er stoppte auch die Ergebnisse. Dieses Team war zufrieden mit seiner Zeit. Unter Johlen klatschten sich die Schüler gegenseitig ab.

Auch Attila Huber sagte anschliessend: «Lief doch ganz gut.» Er teste gerne seine Grenzen aus. Der Wettkampf in Schaffhausen sei allerdings, verglichen mit dem Prüfungsstress, entspannend. Wie Direktor Kradolfer verriet, kann Huber auch wirklich ganz gelassen sein. Er hat die Polizeischule mit 5,3 abgeschlossen und ist damit der Beste seines Jahrgangs. Dass die Ausbildung nach einem Jahr bereits rum ist, mache ihn nicht traurig: «Ich freue mich einfach auf das, was kommt.» Klar, hätten sich einige Freundschaften gebildet. «Aber man ist ja nicht aus der Welt und wird sich weiterhin sehen.»

Ausklang bei gemeinsamem Essen

Für dieses Team ging es nach einer warmen Dusche dann gleich weiter. Bei der Schaffhauser Feuerwehr mussten sie sich in der Dunkelheit Gänge entlangtasten und durch Röhren kriechen. Einzige Lichtquelle: die phosphoreszierenden Helme auf den Köpfen der Teilnehmer. Besonders anstrengend war jedoch die Station im Thaynger Steinbruch, wo die Schaffhauser Polizei gewöhnlich die Schiessausbildung durchführt. Hier mussten die Frauen und Männer einen Kameraden tragen. Unter anderem sass dieser dabei auf einem Stuhl, einem Reifen oder in einer Badewanne. Das ganze Team musste anpacken und zwischen Verkehrshütchen Slalom laufen, bis die Arme schwer wurden. Doch damit nicht ­genug: Am Schiessstand musste der Getragene – dabei mussten die Kollegen ganz still halten – einen Apfel treffen. Passenderweise trug der Parcours auch den Namen: «Tells Legende».

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