Dampfzugsaison startet mit grossem Fest

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Unter Dampf fahren, in Rielasingen anstossen und festen. Das war am Samstag bei fast unerwartet strahlendem Wetter wunderbar und auch nicht neu.

von Johannes von Arx

Manchmal lohnt es sich, zu früh zu sein. Etwa für die Leute, die am Samstag zum Saisonstart des Vereins zur Erhaltung der Bahnlinie Etzwilen–Singen (VES) von Etzwilen aus mit dem ersten Dampfzug um 10.38 Uhr nach Rielasingen fahren wollten, aber schon eine halbe Stunde zuvor zum Bahnhof gekommen waren. Da stand doch Churchill. Nicht Winston, sondern ein Prunkstück der Bahngeschichte: der rote Doppel-Pfeil RAe 4/8 1021 Churchill auf Charterfahrt.

Doch Churchill machte rechtzeitig dem Hauptakteur des Tages Platz. Das war der Nostalgiezug mit der Dampflokomotive Eb 3/5 des Dampf-Loki-Clubs Herisau aus dem Jahr 1910 und den zwei Personen- und einem zum Barwagen umgebauten Gepäckwagen, die jeweils Giorgio Behr unentgeltlich zur Verfügung stellt. Der Zug hatte zuvor in Stein am Rhein die ersten Fahrgäste abgeholt. Mit den in Etzwilen Zugestiegenen waren die Wagen voll. Doch viele Plätze blieben leer, denn man lehnte sich zu den Fenstern hinaus, genoss die weitere Fahrt über die Hemishofer Brücke, ein Werk aus der Blütezeit des Bahnbaus in der Schweiz auf den offenen – aber mit Abschrankungen gesicherten – Plattformen. Nach Zwischenhalten in Hemishofen und Ramsen erreichte der Zug Rielasingen, wo das siebte Museumsbahnfest bereits in Fahrt gekommen war.

Abruptes Ende der Fahrt – noch

Aber viele harrten des besonderen Ereignisses dieses Tages, der erstmaligen Weiterfahrt nach Singen. Dazu hatte sich der VES etwas Besonderes einfallen lassen und den Dampftriebwagen CZm 1/2 Nr. 31 von 1902 der Dampfgruppe Zürich herbeigebeten. Die Leistung dieses Schmuckstücks auf Schienen beträgt genau ein Zehntel der Eb 3/5, nämlich 73 kW gegenüber 735 kW. Der Dampftriebwagen hat eine besondere Geschichte, kollidierte er doch vor gut zwei Jahren in Sihlbrugg unverschuldet mit einem fehlerhaft abgestellten Schotterzug. Doch er wurde repariert, sodass er zehnmal mit je 30 Fahrgästen zwischen dem Festort und Singen pendelte. Genauer bis zum Obi-Kreisel kurz vor dem Bahnhof Singen. Dort enden die Schienen, damit der Verkehr ungehindert rollen kann. Mangels Perrons war denn auch ein Aussteigen unmöglich. Aber der VES hofft, dass die Zusicherung der Stadt Singen nach einer Wiederherstellung der durchgehenden Gleise noch dieses Jahr umgesetzt wird. Damit könnte nicht nur der VES wieder die historische Strecke der einstigen Nationalbahn bedienen, sondern es könnten auch etliche aktive Museumsbahnen im süddeutschen Raum in die Schweiz fahren.

Doch zurück nach Rielasingen, wo auf einer Bühne vier Musikgruppen aufspielten. Organisiert vom örtlichen Standortmarketing waren örtliche Vereine an sechzehn Ständen präsent und sorgten fürs Kulinarische sowie für Unterhaltung. Interessantes war an Informationsständen zu erfahren.

Werner Niete, erster Vorsitzender des Standortmarketings Rielasingen-Worb­lingen, schätzte die Zahl der Besucher bis zum Ende des Festes um 20 Uhr auf 2500 bis 3000. Franz Signer, Co-Präsident des VES, freute sich über den regen Zustrom von Fahrgästen, davon auch zahlreiche aus Süddeutschland. 600 bis 700 Passagiere reisten in ihrem Zug und ­reicherten die Vereinskasse mit einem Überschuss an – erstmals wieder nach der Eröffnungsfahrt vor acht Jahren. Enttäuscht waren nur diejenigen, die keinen Platz mehr auf der Singenfahrt gefunden hatten.

Nach der dritten Retourfahrt endete der erste Tag der Saison 2018 des VES. Insgesamt packten um die vierzig Helferinnen und Helfer – allein bei den beteiligten Museumsbahnen – tatkräftig an. Die weiteren Verkehrssonntage sind 10. Juni, 9. September und 14. Oktober.

 

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