WWW-Erfinder Berners-Lee kämpft für offenes Netz

Ohne den Briten Tim Berners-Lee könnten Private heute kaum im Internet surfen. Am Worldwebforum in Zürich wurde er von Bundesrat Johann Schneider-Ammann geehrt.
Rund ein Vierteljahrhundert nach dem Start ist der Erfinder des öffentlichen Internets, Tim Berners-Lee, am fünften Worldwebforum für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung übergab Bundesrat Johann Schneider-Ammann vor rund 2000 eingeladenen Personen in Zürich.
Der Physiker und Informatiker hatte Anfang der 1990er-Jahre am Teilchenforschungsinstitut Cern bei Genf den Grundstein für das World Wide Web gelegt. 1991 stellte er die erste öffentlich zugängliche Webseite der Welt vor. Auf ihn geht die gemeinsame «Sprache» zurück, mit der am Internet angeschlossene Rechner kommunizieren und Daten austauschen können. Diese Sprache wurde Hypertext Transfer Protocol, kurz HTTP, genannt. Zudem legte Berners-Lee die Grundlagen für das Surfen im Internet von einer Webseite zur anderen. Die dazu notwendige Seitenbeschreibungssprache HTML war ebenfalls von Berners-Lee entwickelt worden. Damit waren sogenannte Hypertext-Links möglich, digitale Quer- verweise auf weitere Dokumente. So gelangte man zu einer anderen Seite, die vielleicht noch gar nicht bekannt war: Das «Surfen» war geboren.
«Einige sehen das Internet als grösste Erfindung überhaupt an», sagte Schneider-Ammann in seiner Rede. Der Schweizer Wirtschaftsminister zitierte ein chinesisches Sprichwort: «Wenn der Wind der Veränderung bläst, bauen die einen Mauern, andere indes Windmühlen.» Viele würden nur die Risiken für Jobs, Produkte und Dienstleistungen in etablierten Sektoren sehen. «Wenn der Wind der digitalen Veränderung weht, bauen diese Leute Mauern. Da können wir nicht vermeiden, über den neuen US-Präsidenten Donald Trump zu sprechen», sagte Schneider-Ammann. Andere sähen indes die Chancen der Digitalisierung und würden neue Ideen entwickeln. «Sie erkennen, dass es keine Möglichkeit gibt, die neuen Technologien zu verhindern.» Sie machen grösstmöglichen Gebrauch davon im Interesse von Wohlstand und Jobs. «Diese Leute bauen Windmühlen des 21. Jahrhunderts», sagte Schneider-Ammann.
Gefahr der Kontrolle
Der Brite, den die Queen für seine Verdienste geadelt hatte, hatte in der Vergangenheit erneut vehement für die Netzneutralität plädiert. Netzneutralität bedeutet, dass Netzbetreiber alle Datenpakete gleichberechtigt durch ihre Leitungen schicken, egal, woher sie stammen oder welchen Inhalt sie haben. Die grösste Gefahr für das offene Internet könnten Regierungen oder Unternehmen sein, sagte Berners-Lee. In China oder Ägypten sei es die Regierung, die die Unternehmen kontrolliere. In Amerika sei es umgekehrt. Dort werde die Regierung von Unternehmen kontrolliert, sagte der Brite.(sda)