Beat Hefti und sein noch immer ungebrochener Spass am Bobfahren

Beat Hefti ist etwas vom Radar verschwunden, ans Aufhören denkt er aber nicht.
Ungeduldig wartet Beat Hefti vor der Tür des Resultatdienstes am Start des legendären Olympia-Bobruns in St. Moritz. Er hat soeben die letzte Trainingsfahrt vor der Schweizer Meisterschaft absolviert – und will unbedingt die Abschnittszeiten analysieren. Das ersehnte Blatt endlich in der Hand, staunt der Appenzeller. «Die neue Linie war viel schneller», stellt er zufrieden fest. Das Feuer brennt auch mit bald 39 Jahren noch im besten Schweizer Bobfahrer des letzten Jahrzehnts – auch wenn er in diesem Winter kleinere Brötchen backen muss.
Ohne seinen langjährigen Weltklasse-Anschieber Alex Baumann resultierten bisher die Plätze 10, 7 und 8 im Europacup. «Ich bin nicht frustriert», versichert der als äusserst ehrgeizig bekannte Hefti. «Nach dem Abgang von Alex wusste ich, was mich erwartet, und konnte mich darauf vorbereiten.» Der Ostschweizer steckt im fortgeschrittenen Alter mitten im langwierigen Aufbau einer neuen, konkurrenzfähigen Mannschaft. «Normalerweise braucht so etwas vier Jahre», erklärt der gelernte Zimmermann. Nach eineinhalb Jahren sieht er Fortschritte. «Wir haben viel trainiert, vor allem auch in Andermatt.» Dort steht eine Anschiebebahn. Die grosse Herausforderung ist die Umsetzung der athletischen Fähigkeiten in den Eiskanal. «Bergab rennen ist sehr speziell.» Der eine habe enorm viel Schub am Anfang, der andere könne den Speed besser bis zum Ende halten. «Immer besser lernen wir die spezifischen Schwächen der einzelnen Anschieber kennen und können daran arbeiten.»
An den Schweizer Meisterschaften an den letzten beiden Tagen des Jahres tritt Hefti im Zweier mit dem Luzerner Sandro Ferrari, im Vierer mit Ferrari und den beiden Neuenburgern Yann Moulinier und Robin Santoli an. «Ich hatte es anders geplant, aber es ist eine super Truppe», ist Hefti voll des Lobes über seine «Anschieber-Lehrlinge».
Das Ziel ist die WM Mitte Februar, auch wenn der erfolgsverwöhnte Pilot weiss, dass er nicht in den Kampf um die Medaillen wird eingreifen können. Es sei denn, er würde für die Titelkämpfe Hilfe vom Team Rico Peter – zum Beispiel durch seinen langjährigen Anschieber Alex Baumann – erhalten. «Das ist eine Verbandssache», gibt sich Hefti diplomatisch.
Geerbter Olympiasieg?
Es tönt kurios, aber 2017 könnte für Hefti trotzdem zum erfolgreichsten Jahr seiner Karriere werden. Angesichts des Dopingskandals um die russischen Wintersportler und die wahrscheinlichen Manipulationen in Sotschi 2014 spricht viel dafür, dass Hefti zum neunten Schweizer Bob-Olympiasieger wird – dem ersten seit Gustav Weder 1994 in Lillehammer. Hefti belegte vor knapp drei Jahren mit Alex Baumann den 2. Platz hinter Alexander Subkow und würde Gold erben, wenn der Russe nachträglich disqualifiziert würde. «Olympiasieger zu sein, wäre schön», sagt Hefti. Er ist das Thema allerdings leid. «Es wäre schön, wenn mal Klarheit geschaffen würde. Das Schlimmste ist dieses Hin und Her.»
Auf seine Karriere hätte es keinen Einfluss gehabt, wenn er in Sotschi Olympiasieger geworden wäre. «Ich hätte wahrscheinlich nicht aufgehört.» Zu gross ist seine Freude am Bobfahren. «Es gibt so viele, die mit 30 aufhören und es dann bereuen», stellt er fest. «Das Fahren macht mit der Erfahrung immer mehr Spass.» Und das Ziel ist klar: Er möchte mit seinem neuen Team 2018 in Pyeongchang noch einmal an die Olympischen Spiele. Auch wenn er seine Goldmedaille vielleicht schon vorher erhält.(sda)