So reagiert die Region auf die Corona-Verschärfungen

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Die Schaffhauser Clubs, hier das «Orient», befürchten einen weiteren Gästerückgang aufgrund von 2G+. Bild: Melanie Duchene

Die neuen Corona-Massnahmen kommen unterschiedlich gut an: Die Firmen können auf ihre Homeoffice-Erfahrung zurückgreifen, und den Restaurants ist 2G lieber als eine Schliessung. Dagegen stehen die Clubs, der KSS-Freizeitpark und zum Teil Vereine vor neuen Problemen.

von Daniel Thüler, Fabian Babic und Gian Schäppi

Der Schaffhauser Regierungsrat nimmt die vom Bundesrat bekannt gegebenen neuen Coronamassnahmen zur Kenntnis. «Aufgrund der aktuellen Zahlen und der zahlreichen Hospitalisationen waren weitergehende Massnahmen zu erwarten», sagt Regierungspräsident Walter Vogelsanger. «Diese decken sich auch zum allergrössten Teil mit jenen, die der Regierungsrat in seiner Vernehmlassungsantwort genannt hat.» Ein Teil der neuen Massnahmen und Empfehlungen seien im Kanton Schaffhausen bereits eingeführt worden. Die neuen Regeln seien weder zu streng, noch zu mild ausgefallen: «Im Vergleich zu vielen europäischen Ländern mit ähnlicher Impfrate wie die Schweiz be­wegen sich die vom Bundesrat verabschiedeten Massnahmen im unteren Bereich», so Vogelsanger. Für den Kanton ergebe sich nun insbesondere im Bereich der Zertifikatskontrolle Handlungsbedarf, da sich die Kriterien geändert haben. Weitere Massnahmen auf Kantonsebene seien derzeit nicht geplant, ausser die bereits zuvor beschlossene Einführung der Maskenpflicht an den Schulen ab der 1. Klasse per 3. Januar sowie die seit kurzem geltende Testpflicht für Lehrpersonen.

Homeoffice-Pflicht erwartet

Sowohl der Industriekonzern Georg Fischer (GF) wie auch die Schaffhauser Kantonalbank (SHKB) reagieren gelassen auf die erneute Homeoffice-Pflicht. «Wir machen wieder das Gleiche wie vor rund einem Jahr», sagt GF-Sprecher Beat Römer. «Überall dort, wo es möglich ist, wird Homeoffice angeordnet.» Ausnahmen seien die Produktion, Logistik und gewisse Servicebereiche. «Wir haben vermutet, dass der Entscheid so kommt, und können nun von den bereits gemachten Erfahrungen profitieren.»

«Eigentlich müsste man die Clubs und Bars schliessen, anstatt uns in eine solche Situation zu bringen.»

Luciano Di Fabrizio, Geschäftsführer des «Cuba Clubs»

Ähnlich tönt es bei der SHKB: «Unsere Infrastruktur erlaubt einen problemlosen Wechsel ins Homeoffice, sofern die Tätigkeit nicht zwingend eine Anwesenheit vor Ort erfordert», sagt CEO Martin Vogel. «Auch sind viele unserer Mitarbeitenden bereits teilweise im Homeoffice – wir werden den prozentualen Anteil nun wieder auf ein ähnliches Mass wie letztes Mal er­höhen.» Eine Herausforderung sei jedoch, dass das Homeoffice den internen Austausch nicht besser mache: «Die Führungskräfte werden deshalb angewiesen, ein Konzept auszuarbeiten, wie die Kommunikation und Zusammenarbeit unter­einander positiv sichergestellt werden kann.»

Sorgenfalten bei den Clubbetreibern

Das Schaffhauser Nachtleben erlebte die Umstellung auf 2G schon kürzlich. Nun löst die neu eingeführte 2G+-Regelung noch mehr Sorgenfalten bei den Club- und Barbetreibern aus. «Für das Nachtleben ist das eine Tragödie», sagt «Cuba Club»-Geschäftsführer Luciano Di Fabrizio. Er zweifelt daran, dass es unter diesen Umständen möglich sei, den Betrieb rentabel zu führen. «Eigentlich müsste man die Clubs und Bars schliessen, anstatt uns in eine solche Situation zu bringen.»

Auch Bruno Meier, Geschäftsführer des Clubs «Orient», ist sich sicher: «Jetzt werden noch weniger Gäste kommen.» Deshalb werde er die Frequenz der Veranstaltungen reduzieren. Unter den bisherigen Massnahmen habe er rund ein Drittel weniger Gäste als sonst empfangen können. «Wir müssen schauen, wie es sich nun weiterentwickelt», so Meier, «aber wir werden es weiterhin probieren.»

Statt Gastro-Schliessung lieber 2G

Derweil sehen sich Restaurants erstmals mit 2G konfrontiert. Auch José Rosado, Geschäftsführer im Restaurant Al-Andalus, geht davon aus, dass es einen zusätzlichen Rückgang an Gästen geben wird. Neben der 2G-Regelung werde auch die Homeoffice-Pflicht das Mittagsgeschäft negativ beeinflussen. «Die Situation ist schwierig», sagt Rosado. «Aber lieber nehme ich diese Massnahmen in Kauf, als den Betrieb ganz zu schliessen.»

Bereits Erfahrungen mit 2G konnte die Wirtschaft zum Frieden sammeln. «Wir haben schon seit zwei Wochen eine 2G-Regelung im Haus», erklärt Gastgeberin Heidi Bischoff. «Unsere Gäste haben den Entscheid unterstützt.» Bislang habe dies wirtschaftlich keine negativen Konsequenzen gezeigt. «Die Homeoffice-Pflicht wird viel stärker ins Gewicht fallen», befürchtet sie.

KSS muss Abosystem anpassen

Für den KSS-Freizeitpark bedeuten die neuen Zutrittsregeln einigen Zusatzaufwand, insbesondere was die Abos für den Wellness- und den Wasserpark anbelangt. «Unsere Abos hatten bisher zwei Ablaufdaten, das reguläre und jenes des Covid-Zertifikats der Inhaberin oder des In­habers», erklärt KSS-Geschäftsführer Ueli Jäger. «Das näherliegende Datum war massgeblich für die Sperrung des Zutritts.» Nun müssten alle Abos zurückgesetzt und am Montag neu erfasst werden: «Neu dauert die Gültigkeit entweder bis zum Ablaufdatum des Abos oder bis zum Zeitpunkt der Impfung oder Genesung plus vier Monate. Aktuell prüfen wir noch, ob die Umstellung automatisch erfolgen kann.» Die neue Regelung sei auch bei Einzeleintritten massgebend. «Wir gehen davon aus, dass sich die Besucherzahl dadurch deutlich reduzieren wird», sagt Jäger. Von den neuen Massnahmen nicht betroffen sei dagegen das Aussenfeld der Eisbahn: «Dort gibt es weiterhin keine Einschränkungen, dies mit der Ausnahme, dass in den Innenräumen Masken getragen werden müssen.»

Proben der Knabenmusik gefährdet

Auch Kultur- und Sportvereine sind betroffen, etwa die Knabenmusik Schaffhausen. 2G hätte er verstanden, aber 2G+ finde er doch etwas zu hart, sagt deren Präsident Bruno Litschi. Es sei noch nicht entschieden, wie die Proben nun durchgeführt werden. Zurzeit werde geprüft, ob es möglich wäre, die Tests derjenigen Mitglieder, die seit mehr als vier Monaten geimpft sind, zu organisieren und ob dies überhaupt finanzierbar wäre. Auf die Spielvereinigung Schaffhausen dagegen hätten die neuen Massnahmen kaum Auswirkungen, so Präsident Raphael Kräuchi, zumal diese für unter 16-Jährige nicht gelten. Alle Trainings für über 16-Jährige fänden ohnehin im Aussenbereich statt, weshalb dort wie bisher nur 3G zur Anwendung gelange.

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