Bald glüht es wieder auf dem Friedhof

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Ab Mitte Juni ist das fliegende Leuchtspektakel im Waldfriedhof wieder zu sehen, sofern das Wetter ein wenig mitspielt. Archivbild: Zeno Geisseler

Ab Mitte Juni sind im Waldfriedhof sowie an anderen Standorten in Schaffhausen wieder Leuchtkäfer zu sehen. Damit diese noch lange gedeihen können, werden jetzt Schutzmassnahmen durchgeführt.

von Larissa Ruh

Die Glühwürmchensaison steht vor der Tür. Voraussichtlich ab nächster Woche fliegen die kleinen Leuchtkäfer wieder umher. Auch im Schaffhauser Waldfriedhof sind sie wieder anzutreffen, was jedes Jahr Hunderte von Besuchern anlockt. Dies sorgt immer wieder für Parkplatz- und Verkehrsprobleme, wie die «Schaffhauser Nachrichten» auch letztes Jahr berichteten. Das Glühwürmchen war «Tier des Jahres 2019», und es ist im Kanton Schaffhausen geschützt. Sein Leben ist relativ kurz. Es verbringt zwei bis drei Jahre damit, als Larve sich von Schnecken zu ernähren, bis es dann während zwei bis drei Wochen erwachsen ist und bereit zur Paarung. Kurz nach der Paarung stirbt es.

Lichtverschmutzung als Problem

Es gebe allerdings ein Problem – die Lichtverschmutzung. Vanessa Wirz, Geschäftsführerin von Pro Natura Schaffhausen, ist der Meinung, dass es zu viel und tendenziell steigende Lichtverschmutzungen gibt. «LED-Lampen und Strom kosten heutzutage fast nichts mehr, und deshalb wird alles immer noch heller und länger beleuchtet», sagt Wirz. «Die Strassenbeleuchtungen nehmen zu, und es gibt mehr versiegelte Oberflächen, wo sich die Leuchtkäfer nicht einnisten können», sagt sie. «Leuchtkäfer fühlen sich da wohl, wo es dunkel ist und es feuchten Boden, Sträucher und Bäume gibt.» Da habe es meist auch genügend Schnecken, von denen sich die Leuchtkäfer-Larven ernähren können.

«Leuchtkäfer fühlen sich da wohl, wo es dunkel ist und es feuchten Boden, Sträucher und Bäume gibt.»

Vanessa Wirz, Geschäftsführerin Pro Natura

2008 wurde in einem Projekt der Stadt und des Kantons die Population der Leuchtkäfer untersucht und anschliessend Schutzmassnahmen vorgestellt. «Leider wurde keine dieser Massnahmen schlussendlich umgesetzt», sagt Wirz. «Aus diesem Grund und weil der Leuchtkäfer ‹Tier des Jahres 2019› geworden ist, starteten wir gemeinsam mit dem Kanton 2019 ein neues Projekt, in welchem die Verbreitung noch einmal untersucht wurde», sagt sie. Im Folgeprojekt 2020/21 sollen nun die empfohlenen Massnahmen zum Schutz der Leuchtkäfer in der Stadt auch wirklich umgesetzt werden. Gleichzeitig werden diesen Sommer weitere Nachforschungen über die Verbreitung der Kleinen Leuchtkäfer gemacht, sagt Wirz. «Die Auswertungen dieser Saison kommen dann im Herbst», so Wirz. «2021 sollen weitere Massnahmen, insbesondere gegen die Lichtverschmutzung umgesetzt werden», sagt sie.

Acht Standorte weniger

Das letzte Jahr sei ein gutes Jahr für die Leuchtkäfer gewesen – an verschiedenen Standorten konnten Leuchtkäfer zum ersten Mal gesichtet werden. Es gebe auch viele Beobachtungen aus dem Siedlungsgebiet, so Wirz. «Trotzdem konnte man 2019 an acht Standorten keine Leuchtkäfer mehr sehen, wo sie 2008 noch geflogen sind», sagt sie. Meist sei dies auf zunehmende Lichtverschmutzung zurückzuführen.

Schutzmassnahmen für zu Hause

«Die Menschen sollten daher besser informiert sein über den Leuchtkäfer, damit sie auch wissen, was sie selber tun können, damit sich diese auch in ihrem Garten wohlfühlen und weiterhin in der Stadt Schaffhausen bestehen können», sagt Wirz. Seinen Garten sollte man nicht mit Kunstlicht erhellen, vor allem nicht während der Flugzeit von Mitte Juni bis Mitte Juli. Man könne zum Beispiel dimmbare Lampen mit Bewegungsmelder installieren. Oder kann gar auf die eine oder andere Lampe ganz verzichtet werden? Ausserdem solle man kein Pflanzen- oder Schneckengift verwenden und möglichst viele strukturreiche Grünflächen im Garten schaffen. Da das Wissen über die Verbreitung wichtig sei, um die Leuchtkäfer zu schützen, sei es wichtig, alle Beobachtungen zu melden, «am besten mit einem Foto als Hinweis darauf, ob sie im Fliegen geleuchtet haben», sagt Wirz. Hinweise können direkt über die Homepage: www.pronatura-sh.ch oder unter www.adikom.ch gemeldet werden.

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