Bauprojekt im Mühlental: Draussen wird gebaut, drinnen unterrichtet

Maria Gerhard | 
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Die Stadtrandschule hat ihre Räumlichkeiten bezogen – über das Verkehrskonzept bei 480 neuen Parkplätzen spricht das Tiefbauamt.

Die Bauarbeiten im Mühlental auf dem Gelände der einstigen Georg-Fischer-Stahlgiesserei laufen auf Hochtouren. Sich hier einen Überblick zu verschaffen, ist bei dem vielen «Gewusel» nicht ganz einfach: Lastfahrzeuge kreuzen umher, Kräne ziehen Baumaterial hoch, Arbeiter verschwinden hinter Betonwänden, in den fertigen Hochhausetagen werden Wände verputzt und Leitungen verlegt. Auf den Dächern installieren Männer die ersten Solarpanels. Bis jetzt wurden 3500 Tonnen Stahl und 40'000 Kubikmeter Beton verbaut. In allen Ecken dröhnt und brummt es. «Die Hochhäuser werden etappenweise fertiggestellt», sagt Architekt Nico Ledergerber vom Schaffhauser Büro Ulmer Ledergerber. Mit Helm auf dem Kopf führt er über die Baustelle. Haus 1 – es ist das erste, das man sieht, wenn man von der Schaffhauser Innenstadt ins Mühlental fährt – soll bereits im Frühling 2020 bezugsbereit sein. Der Rohbau steht soweit, es fehlt nur noch die oberste Etage. Dann wird das Haus 2 fertiggestellt und so weiter, bis die acht Wohntürme im Osten stehen.

Wenn die Häuser erstellt sind, können anschliessend die Arbeiten am Stadtgarten beginnen. Dieser hat die Ausmasse der einstigen grossen Werkhalle der Stahlgiesserei, also rund 24 Meter breit und 300 Meter lang. Noch ist die Fläche jedoch bedeckt von Staub, Dreck, Fahrzeuganhängern und Baumaterialien. «Im Sommer 2021 soll alles fertig sein», sagt Ledergerber. Sie kämen gut voran. Und auch Unterbrechungen wie neulich, als das Arbeitsamt Schaffhausen, die Schaffhauser Polizei, das Grenzwachtkorps und der Zoll eine überraschende Grosskontrolle durchgeführt haben, beeinträchtigten das Fortkommen nicht. Gegen einen Arbeiter wurde wegen Schwarzarbeit ein Strafverfahren eingeleitet (siehe auch SN vom 28. September). Dafür seien die jeweiligen Baufirmen aber selbst verantwortlich, so Ledergerber. Das sei auch in den Verträgen so festgelegt.

Ein Kinderhort ist in Planung

In der Stadtrandschule, die vom Atelier A getragen wird, sind Schüler und Lehrer ­bereits eingezogen. Dabei handelt es sich um eine Privatschule mit Tagesstruktur. 60 Kinder und Jugendliche vom ersten bis zum neunten Schuljahr werden hier unterrichtet. Die Schulräume befinden sich direkt hinter der historischen Doppelhausfassade, die man von der Mühlentalstrasse aus sehen kann. Hier sieht man die grössten Baufortschritte. Der Pausenhof, der auf Höhe der ersten Etage liegt, war vor Monaten ob grosser Pfützen nur über Holzbretter begehbar. Heute bilden graue Betonplatten einen reizvollen Kontrast zu den integrierten rostigen Stahlträgern. Die alten, hohen Industriefenster sind erhalten geblieben. Der Sandkasten ist bereits gefüllt. Im nächsten Jahr will die Schule im obersten Stockwerk auch einen Kinderhort eröffnen.

Die Balustrade hin zu den Hochhäusern, wo Arbeiter hinter Plastikplanen arbeiten, ist von Staub bedeckt. «Wir putzen sie regelmässig, das macht aber eigentlich wenig Sinn, solange die Bauarbeiten andauern», sagt Schulleiter Thomas Schwarz. Ansonsten habe man sich mit der Baustelle gut arrangiert. Und tatsächlich, geht man in das Innere des Gebäudes, ist man überrascht von der Stille. Von Baumlärm ist so gut wie nichts zu hören. Die Schule ist grosszügig geschnitten: Neben den diversen Klassenzimmern gibt es unter anderem auch eine Küche, Werkräume sowie eine Schreinerei, in der Lehrlinge des Ateliers A ausgebildet werden.

480 Parkplätze wird es im Mühlental geben – die Adlerunterführung bleibt der Knackpunkt

Sind die Bauarbeiten im Mühlental einmal abgeschlossen, werden dort voraussichtlich 800 bis 1000 Menschen leben. Für sie werden insgesamt 480 Parkplätze erstellt. Man kann also davon ausgehen, dass die Verkehrsbelastung im Mühlental zunehmen wird. Wobei der Abteilungs­leiter Verkehr und Infrastrukturbau von Tiefbau Schaffhausen, Rolf Armbruster, meint, dass die geplanten Parkplätze auf dem Gelände der einstigen Stahlgiesserei allein keine gravierende Mehrbelastung bringen würden.

Dennoch, aufgrund der Verkehrsabwicklung bei der Adlerunterführung beziehungsweise rund um das Brühlmannareal könne es später schwierig werden. Der Rückstau am Kreisel Obertor und am Kreisel Mühlentalstrasse ist in Spitzen­zeiten – etwa zwischen 16.45 und 18 Uhr – bereits heute belastend.

«Dieses Nadelöhr gilt es zu optimieren», sagt Armbruster. Seine Dienststelle ist im Auftrag des städtischen Baureferats mit dem Verkehrskonzept befasst. Die Stadt Schaffhausen habe 2017 eine Verkehrs­simulation durchgeführt und erarbeite zurzeit das Vorprojekt. Durch diverse Optimierungen, etwa bei der Steuerung der Lichtsignalanlage, werde eine Verbesserung des Verkehrsflusses erwartet. «Dies wird ebenfalls zu einer Linderung der Situation an den Kreiseln führen», sagt Armbruster.

Bauliche Veränderungen seien auch geplant: «Aber nicht an den Kreiseln.» Dafür sei auch überhaupt kein Platz. Wie konkret die Veränderungen ausschauen würden, könne er an dieser Stelle jedoch noch nicht sagen: «Zurzeit werden mögliche Varianten der Verkehrsführung bearbeitet.»

Mit einer Umsetzung der Massnahmen rechne er frühestens 2023. Vielleicht auch etwas später. (mcg)

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