Karpfen lebt seit 20 Jahren im Dorfbrunnen

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In Rüdlingen dient ein Dorfbrunnen drei Fischen als Heimat. Einer davon lebt schon seit über 20 Jahren hier – der Karpfen namens Oskar.

von Luc Müller und Saskia Baumgartner

Er begrüsst die Leute mit seinem offenen Maul, das er lautlos öffnet und schliesst: der kapitale Karpfen, der im Dorfbrunnen von Rüdlingen lebt. «Schon seit über 20 Jahren lebt er hier im Stube-Brunnen. Er trägt den Namen Oskar», erklärt Beatrice Siegrist, welche das Restaurant Stube in Rüdlingen leitet. Das Gasthaus ist bekannt für seine Fischspezialitäten, «die Fische im Dorfbrunnen sind inzwischen eine Attraktion für unsere Gäste. Vor allem Kinder lieben die Tiere», informiert Siegrist. Drei Karpfen und ein paar Goldfische – Beatrice Siegrist weiss gar nicht mehr, wie diese hier im Brunnen gelandet sind – leben das ganze Jahr über im Brunnen, der durch trinkbares Quellwasser gespeist wird. «Im Winter verfallen die Fische in eine Art Winterstarre und schlafen im Brunnen», so Siegrist.

Die Fische werden von den Nachbarn gefüttert und erhalten auch von den Gästen immer wieder Brot. «Oskar ist sehr zutraulich, er lässt sich sogar streicheln. Und ich glaube, er erkennt Stimmen von Personen, die immer wieder mit ihm zu tun haben.»

Schon früher in den 1970er-Jahren gab es Fische im Dorfbrunnen. Die Familie Matzinger hat jahrelang in der «Stube» gewirtete: Hanny Matzinger ging nach 30 Jahren als Wirtin im Dezember 2017 in Pension.

Brunnen regelmässig gereinigt

Gleichzeitig waren Matzingers Pächter des südlichen Rüdlinger Rheinwassers. 1993 konnte der damalige Pächter krankheitshalber die Pacht nicht mehr erneuern. Die einzelnen Jahreskarteninhaber des Pachtgebietes beschlossen darauf, sich für die Pacht zu bewerben – mit Erfolg. So wurde 1993 der Verein Stubefischer gegründet. Gefischt wurde im alten Rhein nach Hecht, Egli und Zander. Auch Karpfen wurden gefangen. «Früher haben die Fischer ihre Beute kurzzeitig im Dorfbrunnen zwischengelagert, bis sie unter anderem auch im Restaurant Stube auf dem Teller gelandet sind», berichtet Beatrice Siegrist, «zudem wurden die Fische manchmal ein paar Tage hier im frischen Wasser gelassen, damit sich der modrig-moosige Geschmack der Rheinfische verflüchtigte.» Heute wird das gemäss Siegrist nicht mehr gemacht.

«Ich kann mich noch an diese Zeiten erinnern. Als Kind habe ich die Fische im Brunnen oft angeschaut», so der Rüdlinger Gemeindepräsident Martin Kern. Der Brunnen werde regelmässig von einer Nachbarin gesäubert, informiert Kern.

Augenschein vom Kantonstierarzt

Was sagt der Kantonstierarzt Peter Uehlinger zu dieser ungewöhnlichen Fischhaltung im Dorfbrunnen? «Ich habe davon nicht gewusst. Die Situation kann ich nicht beurteilen. Ich werde sicher einmal vor Ort schauen, ob die Haltung der Fische tiergerecht ist», erklärte Peter Uehlinger gestern gegenüber den SN.

 

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