Technische Revolution aus Schaffhausen

Christoph Merki | 
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An der Aero 2018 in Friedrichshafen stiess das System von VRMotion auf sehr grosses Interesse. Bild: zvg

Dank der Kombination einer Virtual-Reality-Brille und einer Bewegungsplattform kommt der Simulator der Schaffhauser Firma VRMotion der Realität sehr nahe.

Spätestens seit den Smartphones haben verschiedenste Simula­tionen neuen Aufschwung erlebt. Ob im Zug oder am Rhein, dank der modernen Technik kann sich jeder für kurze Zeit als Lastwagenfahrer, Lokführer oder auch als Pilot wähnen. Auch im professionellen Umfeld wird seit jeher auf Simulatoren gesetzt, sei dies für die Ausbildung oder bei Checkflügen für Piloten. Zwar können mit einem Originalcockpit zumindest die Manipulationen realitätsnah geübt werden, der Blick aus dem Fenster jedoch war bis anhin immer ein Knackpunkt und beschränkte sich auf die Anzahl verfügbarer Bildschirme. Genau hier setzt VRMotion aus Schaffhausen an. Die kleine Firma mit Sitz an der Etzelstrasse entwickelte zusammen mit Partnern einen im Vergleich kleinen Simulator, der dem Piloten dank Virtual-­Reality-Brille einen sehr realitätsnahen Blickwinkel ermöglicht. Die Bewegungen werden dabei durch diverse Motoren spürbar gemacht.

Hände elektronisch abgebildet

Der Einsatz einer VR-Brille ist zwar nicht mehr spektakulär, im Zusammenhang mit einem sich bewegenden Simulator jedoch eine Neuheit. So musste eine Lösung gefunden werden, wie die Bewegungen des Kopfes von den Bewegungen des Simulators unterschieden werden können.

Dank der VR-Technologie liesse sich auch die typische Motion Sickness im Simulator verhindern, also die Übelkeit, welche verspürt wird, wenn die visuelle Wahrnehmung nicht mit der gefühlten Bewegung übereinstimmt. «Die Bewegungen der Plattform werden bildgenau korrigiert», schwärmte Fabi Riesen, CEO von VRMotion. Eine weitere Herausforderung stellte die Bedienung der Instrumente dar. Aufgrund der VR-Brille können die eigenen Hände nicht wahrgenommen werden. Dank Handschuhen mit Sensoren werden die Hände detektiert und ebenfalls dargestellt. «Wir können die Fingerspitzen sehr genau tracken», erklärte Riesen. Die Basis dafür legen die in 3 D ausgedruckten Cockpits, welche so genau mit dem VR-Bild übereinstimmen.

Riskante Flugmanöver trainieren

Grundsätzlich kann der Simulator für alles Mögliche verwendet werden, auch für Autorennen. Aufgrund der VR-Technologie habe das Schaffhauser Unternehmen eine Nische beim Pilotentraining für Helikopter gefunden. Die Bewegungsfreiheit sei mit der Brille um einiges höher, so könnten auch Lastenflüge perfekt simuliert werden. Ausserdem könnten dank des Simulators Flugmanöver trainiert werden, welche auf einem richtigen Helikopter zu riskant wären.

Vergangene Woche wurde das Demosystem VR Safety Aviation Training nun an der Internationalen Fachmesse für Allgemeine Luftfahrt, Aero 2018, in Friedrichshafen als Weltneuheit präsentiert. Was dazumal als Start-up und Wohnzimmerprojekt angefangen hatte, entwickelte sich zu einer Firma auf dem besten Weg, gross auf dem Markt mitzumischen. In naher Zukunft ist auch die Zertifizierung der Vuichard Recovery Aviation Safety Foundation vorgesehen.

Der Erfolg basiere unter anderem auf der Kooperation mit diversen Partnern wie der Hochschule für Technik (HSR) in Rapperswil und der Brunner Elektronik AG, welche ihr Know-how mit ins Projekt fliessen lassen, betonte Riesen.

Trotz der möglichen Anwendung im Profibereich, bei VRMotion schwingt noch immer die Faszination für die Technik, aber auch für die Fliegerei mit. Da für die Simulatoren die normale Netzspannung ausreicht, werden die Systeme auch für Firmenanlässe zur Verfügung gestellt. Zusätzlich sei momentan die Digitalisierung des Rheinfalls in Arbeit. Somit wird bald auch ein virtueller Rundflug über den grössten Wasserfall Europas sogar im Tiefflug möglich sein.

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