Beschwingte «Fledermaus» begeisterte

Die wohl populärste Operette im Stadttheater war übers Wochenende ausgezeichnet besetzt und wurde vom Publikum gefeiert. Aus einem sehr guten Ensemble stach Frauke Schäfer als Rosalinde besonders hervor.
von Karl Hotz
Es ist wohl die Operette schlechthin: «Die Fledermaus» von Johann Strauss. Schaut man sie an, merkt man immer wieder aufs Neue und erinnert sich: Aha, das ist ja auch aus «Der Fledermaus». Erwähnt seien etwa «Glücklich ist, wer vergisst», «Trinke Liebchen, trink schnell», «Ich lade gern mir Gäste ein» oder «Brüderlein, Schwesterlei», um nur einige der Ohrwürmer aus dem 1874 uraufgeführten Werk zu nennen.
Kein Wunder also, dass das Stadttheater am Samstag und Sonntag praktisch ausverkauft war, als dieser Klassiker vom Thaliatheater Wien unter der Regie von Wilhelm Schupp und unter der musikalischen Leitung von Frantisek Babicky gespielt wurde. Das, obwohl «Die Fledermaus» schon 2011 gezeigt worden war – aber von ihr kann man nie genug bekommen.
Ganz besonders erwähnt sei einleitend Eugene Amesmann. Der bekannte Tenor, der lange zum Ensemble der Wiener Volksoper gehörte, sprang spontan als Gabriel von Eisenstein ein, weil der Sänger Michael Kurz erkältet war. Kurz spielte zwar mit, war in den Sprechszenen aber hörbar handicapiert und bewegte zum Gesang von Amesmann, der an einem kleinen Pult ganz rechts vorn auf der Bühne stand und den Gesangspart übernahm, nur die Lippen. Das allerdings in perfekter Synchronisation. Eine Meisterleistung von beiden.
Auch komödiantisch
Auch herausgehoben zu werden, verdient Frauke Schäfer, die mit ihrer vollen Stimme als Rosalinde brillierte. Selbst aus den vielen grossen Chorszenen war sie immer mühelos herauszuhören. Aber eigentlich ist es fast unfair, jemanden besonders herauszuheben, denn auch alle anderen Sängerinnen und Sänger machten ihre Sache sehr gut: Heidi Manser als Stubenmädchen Adele zeigte neben ihren gesanglichen auch noch komödiantische Qualitäten, und Alfred (Robert Remeselnik) war ein ebenso guter Gesangslehrer, wie Josef Krenmaier den Gefängnisdirektor gab.
Prinz Orlofsky wird ja häufig von Frauen gespielt, da im Original dafür ein Mezzosopran vorgesehen ist. Ivaylo Guberov bewies aber, dass die Rolle auch sehr gut von einem Bass bestritten werden kann, ohne dass die Darstellung darunter leidet, zumal die Leichtigkeit seines Gesangs zum ewig gelangweilten Prinzen bestens passte.
Und schliesslich seien die in «Der Fledermaus» so häufigen und langen Chorszenen erwähnt, die zu den Glanzpunkten der Aufführung zählten: als Beispiel das Lied «Im Feuerstrom der Reben», eine eigentliche Hymne an den Champagner. Chor und Hauptdarsteller ergänzten sich bestens, ohne dass dabei eine Gruppe dominierte.
Sänger als gute Schauspieler
Die fast schwierigste Rolle im Stück ist jene des dauerbesoffenen Gerichtsdieners Frosch, weil es wenig Anspruchsvolleres gibt, als einen glaubwürdigen Betrunkenen zu mimen. Richard Maynau meisterte sie gut, obwohl er manchmal fast ein wenig zu sehr chargierte. Zu loben hingegen sind Sängerinnen und Sänger für ihre schauspielerischen Leistungen – gerade in komödiantischen Operetten keine leichte Aufgabe.
Das Publikum im Stadttheater war von der Aufführung begeistert und quittierte die Leistung der Sängerinnen und Sänger nicht nur mit einem langen Schlussapplaus, sondern spendete immer wieder auch Beifall auf offener Szene.