Ein Lebemann mit viel Charme und Witz




«Ds Hippigschpängschtli» oder «Grüeni Banane» – mit diesen Hits ist Peter Reber schweizweit berühmt geworden. Nun ist er mit seiner Tochter Nina auf Tour.
Peter Reber Pointierter Witz mit träumerischem Tiefgang
Unkonventionell, zum Teil sogar skurril, jedoch mit einem Umhang von träumerischer Sehnsucht umhüllt, erfreute Peter Reber sein Publikum im Trottentheater in Neuhausen. Auch wenn es als Adventstour angekündigt war, die typischen Weihnachtslieder fehlten im gut zweistündigen Programm vollends. Auch die Lesungen aus seinem Buch hatten im ersten Augenblick mit Weihnachten wenig zu tun. Vielmehr regte Reber seine Zuhörer zum Nachdenken an. Immer charmant, oft pointiert mit feinem Witz, hatten seine Geschichten mit einer Mischung aus Märchen und persönlichen Erlebnissen gedank- lichen Tiefgang. Nebst einem alten Harleyfahrer, der vom motorisierten Zweirad auf einen Esel umstieg und diesen nun einfach Harley taufte, sprach Reber in seinen fantasievoll angereicherten Anekdoten über Christbaumschmuck, Sterne und in einer Science-Fiction-Geschichte sogar über einen Kometen.
Harmonisches Familienduett
Sein gesangliches Repertoire kam ganz ohne die grossen Hits aus. Vielmehr konnten in der präsentierten Liedersammlung sogar autobiogra- fische Züge entdeckt werden. Dabei vermischte sich auch mal angedeuteter Volksmusikcharakter mit Gospel-Spirit, jedoch immer mit seiner un- verkennbaren Handschrift. Humoris- tisch angehaucht darunter auch ein Schmutzli-Blues, der das harte Los vom Schmutzli beleuchtete, der doch so gerne ein Samichlaus wäre. Während sich Reber selbst in kuscheligem Wohlfühlambiente tummelte, sorgte seine Tochter Nina mit ihrer atemberaubenden Stimme für wohlplatzierte, fast feurige Akzente. Nebst einer Hommage an die Heimatstadt Bern mit nostalgisch lokalpatriotischen Zügen vermittelten die gesanglichen Einlagen meist eine Nuance exotisches Fernwehgefühl. Passend dazu und eigentlich eine Zusammenfassung von Rebers Leben war die Leidenschaft des Familienduetts beim Lied «Dä ewig Tramp» durchweg spürbar.
Seit der Gründung der Band Peter, Sue und Marc im Jahr 1968 ist Peter Reber nicht mehr von der Schweizer Musikbühne wegzudenken. Mit Hits wie «Ds Hippigschpängschtli» oder «Grüeni Banane» begeisterte er sein Publikum. Wie schon letztes Jahr tourt er nun zusammen mit seiner Tochter Nina und seinem Adventsprogramm durch die Schweiz und sorgt für ausverkaufte Konzertsäle. Am Samstag machte er im Trottentheater in Neuhausen halt.
Schon 49 Jahre sind Sie musikalisch unterwegs, ist die Bühnenpräsenz noch nicht zur langweiligen Routine geworden?
Peter Reber: Ich habe schon über 2000 Konzerte gegeben, jetzt trete ich mit einem Mix aus Lesungen und Musik auf. Es ist spannend, etwas Neues zu versuchen. Offenbar haben die Leute Freude an meinen komischen Adventsgeschichten. Ausserdem macht es sehr viel Spass, mit Nina auf der Bühne zu stehen. Ich würde aber auch weitersingen, wenn die Konzerte nicht ausverkauft wären.
Ihre Musik hat meist einen seelenschmeichelnden Charakter, sie aber wirklich in ein Genre einzuordnen, scheint dennoch schwierig.
Reber: Ich habe in meinem Leben ungefähr 1000 Liedertexte geschrieben, auch viel für andere Interpreten. Ich schreibe über Sachen und Erlebnisse, die mir im Leben begegnet sind. Nebst meinen bekannten Hits gibt es viele andere Lieder, die nicht so einfach in eine thematische Schublade gesteckt werden können.
Verfolgen Sie mit Ihren Liedern ein Ziel?
Reber: Ich begleite ganz viele Menschen durch ihr Leben. Fast täglich bekomme ich E-Mails oder Briefe von Leuten, welche meine Lieder mit Erinnerungen verknüpfen. Ich finde, das gibt meinem Leben auch einen Sinn. Denn meiner Meinung nach hat das Leben nicht einen Sinn, dem Leben müssen wir einen Sinn geben.
Sie treten mit Ihrer Tochter Nina auf. Ist dies ein Versuch, Ihr Vermächtnis weiterzugeben?
Reber: Ich gebe den Löffel noch lange nicht ab, und meine Kinder können selbst entscheiden, was sie tun wollen. Ausserdem steht Nina nicht auf der Bühne, weil sie meine Tochter ist, sondern weil sie einfach eine sensationelle Stimme hat.
Tochter Nina: Wir geniessen es einfach. Ich selbst mache sehr gerne Musik, und so ein Teil davon zu sein, macht unheimlich Spass.
Die Halbwertszeit erfolgreicher Musiker scheint heutzutage eher kurz, Sie scheinen eine Ausnahme zu sein?
Reber: Man muss einfach genug lange warten, bis man wieder im Trend ist (lacht). Ich glaube, dass ein guter Song zeitlos ist. Und wie ich als alter Infanterieoffizier gelernt habe, man muss nur genug lange schiessen, irgendwann trifft man das Ziel, das ist mit dem Liedermachen genau gleich.