Grosse Übung: «Höllenfeuer» im Paradies
Die Feuerwehren von Diessenhofen, Schlatt und der Georg Fischer AG hielten im Klostergut Paradies ihre Hauptübung ab.
Es waren wohl um die 100 Feuerwehrfrauen und -männer, die im «Paradies» übten. Wären die drei Wehren in ihren jeweiligen Sollstärken erschienen, dann wären gar knapp 200 Uniformierte zur Übung angetreten, von denen allein die Diessenhofer Feuerwehr 110 Leute – inklusive Sanität – gestellt hätte.
Ausser den engagierten Akteuren nutzten etwa 30 Gäste aus der Politik und von befreundeten Nachbarfeuerwehren wie Ausseramt Feuerthalen-Furlingen, Weinland Marthalen und Gailingen die Möglichkeit zum Treffen im «Paradies». Pascal Möckli (Vizekommandant Diessenhofen) und Cyrill Veraguth (Vizekommandant Schlatt) hielten die Gäste kompetent auf dem Laufenden. Und diese bekamen actionreiche Kost geboten, denn die Kommandanten Urs Knoll (Diessenhofen) und Andreas Bischof (Schlatt) hatten ein spannendes Übungsszenario ausgetüftelt.
Absolute Millimeterarbeit
In einem Geräteraum des klösterlichen Ostflügels hatte sich ein Schwelbrand mit starker Rauchentwicklung gebildet, der die Leute im Haus festhielt. Insgesamt 16 Personen galt es zu suchen und zu retten, wobei der gemeinsame Atemschutz von Diessenhofen und Schlatt teilweise mithilfe des Hubretters hervorragende Arbeit leistete. Der Gigant war übrigens in absoluter Millimeterarbeit durch das Tor in der Klostermauer bugsiert worden – ohne dass die historische Mauer und das Fahrzeug auch nur einen Kratzer davontrugen. Dazu hatten die Verantwortlichen das Risiko allerdings minimiert: Um sicher zu sein, dass das Fahrzeug durchpasste, hatten sie im Vorfeld sowohl das Fahrzeug als auch die Torbreite vermessen …
Während die Feuerwehren von Diessenhofen und Schlatt gemäss ihrem Wahlspruch «Retten – halten – löschen» ihren Aufgaben nachkamen, war die Georg-Fischer-Wehr in besonderer Mission unterwegs. Zwei Mann standen links und rechts vom Eingang zur Eisenbibliothek Wache und gaben auf Fragen wie: «Wie viele seid ihr?», oder: «Evakuiert ihr Attrappen oder Altpapier?», stets dieselbe Antwort: «Keine Auskunft.» Grund für die Geheimniskrämerei und dafür, dass der Schlauch entlang dieser Evakuierungsroute kein Wasser führen durfte, war, wie von einem Eingeweihten hinter vorgehaltener Hand zu erfahren war, dass die Georg-Fischer-Leute erstaunlicherweise mit echten bibliophilen Kostbarkeiten übten. Diese hatten sie aus der vom Feuer bedrohten Eisenbibliothek herausgetragen oder -gekarrt.
Gelegenheit macht Diebe, heisst es – deshalb also die Geheimniskrämerei. Um 20 Uhr fand dann der Hubretter im Rückwärtsgang unbeschadet den schmalen Rückweg vom «Paradies» in irdische Gefilde – und die Übung ihr Ende. Die Gäste begaben sich auf einen Rundgang durch die Eisenbibliothek, und Michael Frischknecht, der als Einsatzleiter geamtet hatte, wurde im Laufe des Abends zum Kommandanten der Schlatter Feuerwehr ernannt.