Ein bombensicheres Unternehmen

Die Neuhauser Garant stellt Bombenschutzanzüge her. Sobald 1000 Quadratmeter Fläche gefunden sind, will das Unternehmen die Produktion von Deutschland nach Schaffhausen verlegen.
Einst wurden Kettenhemden und Rüstungen aus Eisen und Stahl getragen, um Leib und Leben zu schützen. Heute kommen moderne Bombenschutzanzüge zum Einsatz.
Die Firma Garant entwickelt, produziert und vertreibt seit über 50 Jahren weltweit Sicherheitsausrüstungen und ballistischen Schutz. Mark Milewski führt das Familienunternehmen, mit Sitzen in Neuhausen und in Jestetten, in der dritten Generation.
«Zum Kundenkreis des Unternehmens gehören hauptsächlich Polizei- und Militärbehörden von friedlichen Ländern und Regionen», sagt der Firmenchef. Die Schaffhauser Polizei gehört dazu, ebenso Sicherheitsverantwortliche von Grossanlässen, etwa die der Fussballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Da die Produkte auch in kriegerischen Gegenden Verwendung finden könnten, unterliegt der Export der Produkte den Waffenexportbestimmungen. Hauptgeschäft von Garant ist die Herstellung von Schutzanzügen. Die sogenannte Schwerkonfektion wird aus Titan, Keramik, Aramid und anderen Materialien geklebt, gepresst und genäht.
Zehn Schneider und Näher der Tochtergesellschaft in Jestetten haben die Fähigkeit erworben, diese Materialien zu bearbeiten und Schutzanzüge zu fertigen. Die Kosten für einen Anzug seien etwa vergleichbar mit einem Mittelklassewagen, so Milewski. Ein Schutzhelm komplettiert die Ausrüstung. In ihm steckt hochmoderne Elektronik. Die Helme der neuesten Generation sind mit Belüftung, Sprachsteuerung und Richtmikrofonen ausgerüstet. Die Entwicklung und die Herstellung dieser Produkte erfolgt in Wettingen in der Schweiz.
Chef testet persönlich
Ein Schutzanzug ist in der Regel sehr schwer, er kann gut 40 Kilogramm wiegen, und die Bewegungsfreiheit ist stark einschränkt. Um diese Einschränkungen möglichst kleinzuhalten, testet Milewski die Schutzanzüge auch persönlich. «Bei der Herstellung wird alles daran gesetzt, dass der Träger des Anzuges problemlos in die Knie gehen, eine Leiter heraufklettern oder Arbeiten ausführen kann, die viel Bewegungsfreiheit erfordern», so der Firmenchef.
Das Unternehmen möchte die Produktion von Jestetten in die Schweiz verlagern. Seit dem 14. Januar 2015 ist Milewski mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen auf der Suche nach einer Produktionsfläche von 800 bis 1000 Quadratmetern sowie zwei bis drei Büroräumen. Das Datum hat sich bei ihm eingebrannt, denn einen Tag später war der Euro-Mindestkurs Geschichte, und der SMI stürzte ab.
Fündig wurde der Firmenleiter bis jetzt nicht – indes: «Wir wollen Schaffhausen bald zu unserem Hauptstandort machen, dafür brauchen wir aber bezahlbaren Platz», sagt Milewski. Pro und Kontra habe er sorgfältig abgewogen – die Schweiz habe trotz der höheren Fertigungskosten gewonnen, nicht zuletzt, weil die Zusammenarbeit mit den Behörden in Bern schnell und problemlos sei, so der Firmeninhaber, der in Osterfingen wohnt.
Kein Verkauf an Private
«Unser Geschäft ist schwer planbar», sagt Milewski. Die Firma habe mehrheitlich mit Beamten zu tun, die wiederum abhängig seien von den Budgets der jeweiligen Länder. «Privatpersonen beliefern wir nicht», sagt der Diplom-Kaufmann, obwohl vermehrt Anfragen von Privaten kämen, die vor allem Schutzwesten kaufen wollten – auch gebrauchte. Das wiederum kann der Geschäftsführer nicht verstehen, denn auch Westen unterliegen der Alterung. «Nur Produkte in bestem Zustand bieten einen optimalen Schutz», sagt Milewski.