Tanzen mit Mama und saufen mit den Professoren

Philipp Honegger | 
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Der Maturball, 2013 das erste Mal im Schloss Laufen, dieses Jahr im Parkcasino. Bild: Selwyn Hoffmann

Dieses Wochenende steigt der Maturaball 2017. Der Abschlussjahrgang der Kanti Schaffhausen feiert das Ende der Mittelschule. Mama und Papa werden zu Hause bleiben. Das war aber nicht immer so. Ein unvollständiger Blick zurück.

Wenn am Samstag die Kantischülerinnen und Kantischüler des Maturajahrgangs 2017 sich im Parkcasino in elegantem Tuch zum Abschlussball treffen, liegt vor ihnen eine rauschende Nacht mit Musik und Tanz. Weder Vater noch Mutter oder andere Erziehungsberechtigte machen dem Vergnügen ein Strich durch die Rechnung. Vor einem halben Jahrhundert scheint das aber anders gewesen zu sein?

 

Maturaball oder Kantifest?

1956: Markus Feldmann wird Bundespräsident der Schweiz, in der DDR wird die Nationale Volksarmee gegründet, in Stuttgart der Fernsehturm eingeweiht und Marokko wird unabhängig. Im gleichen Jahr lädt die Kantonsschule zum Maturaball. In den Schaffhauser Nachrichten vom 6 Oktober 1956 lesen wir:

Maturaball hiess das Fest, das alle Schüler, ihre Eltern und ihre Lehrer in die Kantonsschule zu frohem Feiern und Tanzen lud.

Maturaball 1956

Ach du grüne Neune, denkt sich der Leser. Endlich Party, endlich Feiern und Mama und Papa im Schlepptau. Der Traum eines jeden Maturanden.

Zu den Klängen des auf dem Treppenabsatz sehr günstig placierten Orchesters «Argentina» drehten sich ober- und unterhalb der Treppe die Tanzbegeisterten jeglichen Datums, indessen die solchem Sport weniger Geneigten sich männlich hinter einen Vorhang aus Biertellern zurückzogen (der für Heraustretende nicht «unverfänglich» war — man sucht einem so gewaltigen Spinnennetz nicht ungestraft zu entrinnen!).

Bei weiteren Lesen des Artikels wird dann aber sehr schnell klar, dieser Maturaball aus dem Jahre 1956 erinnert stark an die Form des heutigen Kantifests. Denn:

Nach so vielfältigen Augen- und Gaumenfreuden und Anstrengungen ist ein Kaffee fällig. Der Weg dazu ist klar markiert: «Auch die modernste Migräne verblasst beim Duft eines reellen Kaffees», heisst es da, und über die Stationen «Schwarz wie die Nacht», «Heiss wie die Hölle» und «Süss wie die Liebe» führt der Weg in die Kaffeestube.

 

Saufen in den Siebzigern

Passend: 1970 ist «Internationales Jahr der Bildung». Tragisch: der Swissair-Flug 330 stürzt wegen eines Bombenattentats in der Schweiz ab. Historisch: Bundeskanzler Willy Brandt fällt in Warschau auf die Knie.

Maturball 1970

Der Maturaball 1970 scheint denn schon eher in Richtung eines richtigen Balls gegangen zu sein, spielten doch zwei Bands – oder im Wortlaut aus den Siebzigerjahren: zwei Orchester - auf, die für Stimmung sorgten.

Die Mannen vom «Marmo» spielten jene Weisen, die ein Durchschnittsbürger zur Tanzmusik zählt, derweil die sich zur Hauptsache aus Kantischülern rekrutierende «Free Blues Child» Popgelüste zu stillen wusste.

Natürlich galt damals schon, was heute gilt:

Das Schönste an einer (bestandenen) Prüfung ist unzweifelhaft die Erinnerung daran.

Dann hoffen wir, dass die Besucherinnen und Besucher der Festivitäten auch die Erinnerung an diesen offenbar feuchtfröhlichen Abend konservieren konnten.

So tranken sich denn gut hundert Kanti-Jubilare ebenso wie die vier anwesenden Professoren-Ehepaare während ganzer sechs Stunden kreuz und quer durch die Getränkekarte.

 

Am Schluss einfach gut aussehen

Über diesen Eintrag aus dem Jahr 2009 sind wir dann noch in einem Forum gestolpert.

Forum 2009

 

 

 

 

 

 

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