Theater ist nichts als pures Teamwork
Die Neunkircherin Olivia Stauffer ist derzeit mit der Truppe Theater Total und William Shakespeares «Perikles» auf Tournee.
Das Theaterprojekt Theater Total aus Bochum ist wohl im ganzen deutschsprachigen Raum einzigartig. Im Rahmen eines elfmonatigen Praktikums lernen junge, angehende Schauspielerinnen und Schauspieler alle Aspekte der Schauspielerei kennen – inklusive einer Tournee mit 50 Aufführungen an 28 verschiedenen Orten.
Mit dabei ist bei der 21. Durchführung, die im vergangenen September begann, auch eine junge Neunkircherin: die 20-jährige Olivia Stauffer. Am Mittwoch, 17. Mai, wird sie mit ihren 22 Kolleginnen und Kollegen, die alle zwischen 18- und 23-jährig sind, mit dem Stück «Perikles» von William Shakespeare auf der Bühne der Beringer Zimmerberghalle gastieren.
«Jedes Mal echt»
Theater zu spielen war schon immer Stauffers Leidenschaft. Nachdem sie die Kantonsschule in Schaffhausen absolviert und ein Studium begonnen hatte, ist sie mehr durch Zufall auf Theater Total gestossen, hat dort vorgesprochen – und wurde prompt engagiert. Und auch nach dem Ende des Projekts Ende Juni möchte sie sich in diese Richtung weiterentwickeln. Sie will sich an verschiedenen Schauspielschulen bewerben oder den Weg in Richtung Theaterpädagogik gehen.
Am Schauspiel fasziniert sie vor allem, dass es «jedes Mal echt» ist, wie sie es selbst ausdrückt. «Es ist nicht wie bei einem Film, den man einfach abspielen kann», sagt die junge Klettgauerin. «Man muss immer im Moment wieder präsent sein und Lust zu spielen haben.» Auch sei Theater nur als präzise aufeinander abgestimmtes Teamwork überhaupt denkbar. Und sie habe sich vor diesem Projekt kaum vorstellen können, was es hinter den Kulissen alles brauche, bis eine Produktion zustande komme – von der Inszenierung bis zur Pressearbeit.
Eine persönliche Odyssee
Eine Hauptrolle hat Stauffer im von Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer inszenierten «Perikles» zwar nicht. Sie spielt lediglich einen kleinen Fischerbub sowie verschiedene Personen im Volk. Aber das macht ihr nichts aus – zumal die Rollen im Verlaufe der einzelnen Aufführungen durchaus auch mal ausgetauscht würden.
Im Stück, das sich nur lose an die gleichnamige Sage anlehnt, geht es um einen jungen Mann, der seine Vorstellungen vom Leben hat, aber bald einmal auf die Nase fällt, weil sich diese nicht mit der Realität decken. Daraufhin zieht er zu einer regelrechten persönlichen Odyssee aus, sammelt überall Erfahrungen und findet am Schluss sein Glück – auch wenn dies für ihn nicht nur positiv ist. «Die Handlung lässt sich durchaus ein wenig mit der Struktur unseres Projekts vergleichen», sagt Stauffer.
«Tag und Nacht zusammen»
Finanziert wird das Ganze mit Unterstützung der deutschen Kulturstiftung des Bundes, diversen Sponsoren und den Zuschauergeldern. Die Schauspielenden verdienen nichts. «Wir zahlen sogar noch etwas Schulgeld», so Stauffer, «aber das ist in etwa mit einem Semester an der Universität vergleichbar.» Die Unterkunft in Bochum müsse jeder Teilnehmer selbst organisieren, auf der Tournee wohne man bei Gastfamilien. Gekocht wird in Bochum jeweils am Mittag gemeinsam.
«Die Stimmung in unserer Truppe ist sehr speziell», sagt die Neunkircherin. «Denn man ist fast Tag und Nacht zusammen und hat weder freie Wochenenden noch fixe Arbeitszeiten.» So lerne man sich sehr gut kennen. Alle hätten ein gemeinsames Ziel vor Augen, und das motiviere einen sehr, auch wenn man manchmal schon sehr eng aufeinander «oben hockt», wie Stauffer schmunzelt.
Geschlechtermässig sei die Truppe genau im Verhältnis 50:50 aufgeteilt. Darauf werde schon beim Aufnahmeworkshop geachtet, und dies sei auch bei staatlichen Schauspielschulen fast immer so.