Nach über sechs Jahren beim FC Schaffhausen: Bujar Lika sucht einen neuen Verein

Über sechs Jahre lang war Bujar Lika für den FC Schaffhausen im Einsatz. Nach über 200 Ligaspielen ist er nun nicht mehr Teil des grossen Umbruchs in der Munotstadt. Dabei wäre er gerne weiter an Bord geblieben.
Sein Lachen ist ansteckend, seine Motivation immer riesengross. Bujar Lika war über viele Jahre eines der Gesichter des FC Schaffhausen. Mit Willen ging er stets voran. In guten Zeiten. Aber auch in Phasen, in denen es ruckelte und holprig war. So absolvierte er über 200 Ligaspiele in Gelb-Schwarz. Er erlebte den Fast-Aufstieg 2022 mit. Aber nun auch den Abstieg in die Promotion League. Und auch viele Trainer kreuzten seinen Weg. Murat Yakin, Hakan Yakin, Martin Andermatt, Jürgen Seeberger, Christian Wimmer oder Ciriaco Sforza. Was sie bekamen, war immer klar: Lika war nie der grosse Künstler, nie der Feingeist, der für die Kabinettstückchen zuständig war. Sondern er ging voran als Kämpfer, als Leader. Als Identifikationsfigur. Und als einer, der wusste, wie man die Kabine verbindet und den Teamgeist pflegt.
Das ist nun vorbei. Der Umbruch nach dem Abstieg findet ohne Lika statt. Dabei hätte er sich gut vorstellen können, beim Neuanfang weiter mit dabei zu sein. Die Gespräche dazu fanden noch vor dem Saisonende statt. «Eigentlich sah es so aus, als machen wir noch mal gemeinsam weiter», gesteht der 32-Jährige. Doch in den Ferien wurde ihm dann das Ende mitgeteilt, der auslaufende Vertrag wird nicht verlängert. «Natürlich geht das nicht spurlos an mir vorbei, ich war mit ganzem Herzen ein Schaffhauser», sagt Lika – und führt weiter aus: «Aber so ist der Fussball. Ich nehme diese Entscheidung nicht persönlich, sie wollten vielleicht ein neues Profil auf meiner Position, das ist das gute Recht der Verantwortlichen.»
Spät erst eingestiegen – und dann schnell durchgestartet
Doch hängen lassen gibt es nicht bei Lika. Topfit ist er weiterhin, für seinen unbändigen Trainingswillen war er schon immer bekannt. Wenn andere nach einer Einheit auf dem Platz den Tag eher gemütlich ausklingen liessen, ging es für ihn schon immer darum, weiter an seinem Körper zu feilen. Denn das war und ist sein grosses Kapital. Lika weiss selbst, dass er kein Messi ist, der mit Zaubertricks die Zuschauer unterhält. Relativ spät, erst mit 15 Jahren, ist er so wirklich in den Fussball-Zirkus gekommen. Durch Zufall wurde er auf dem Schulhof entdeckt und trat dem SC Kriens bei. Doch Lika hatte den Willen, den Rückstand aufzuholen, indem er einfach mehr machte als seine Konkurrenten. Stetig stieg er auf, zunächst in die U21 vom FC Luzern, dann zum FC Wohlen. Bis er im August 2017 vom damaligen FCS-Coach Murat Yakin in die Munotstadt geholt wurde. Lika etablierte sich als Stammkraft, spielte als Aussenverteidiger und auch im defensiven Mittelfeld. Und dann, mit 26 Jahren, erfüllte er sich den Traum von der Super League, folgte er Yakin zum Grasshopper Club Zürich. 26 Spiele bestritt er für den Schweizer Rekordmeister, sogar zwei Länderspiele für Albanien durfte er zu jener Zeit absolvieren, gegen Norwegen wurde er eingewechselt, im brisanten Duell gegen den Kosovo spielte er 90 Minuten durch. Aber mit dem Abgang von Yakin in Zürich endete auch die Zeit von Lika bei den Hoppers – und im Juli 2019 ging es zurück nach Schaffhausen.

Seither hat er eine kleine Ära in der Munotstadt geprägt. Für zahlreiche Spieler war und ist Schaffhausen ein Sprungbrett nach oben. Akteure wie Amir Saipi (Lugano und Kosovo) oder Uran Bislimi (Lugano und Schweiz) schafften den Sprung nach oben und wurden sogar Nationalspieler. Andere zog es nach den ersten Erfolgen aus Schaffhausen weg, wurden aber in der Fremde nicht glücklich wie die Ex-Torschützenkönige Rodrigo Pollero oder Joaquin Ardaiz. Geblieben ist immer Lika, der auch gleichzeitig immer der verlängerte Arm des Trainers auf dem Feld war. Mal mit Captain-Binde, aber auch ohne. Und wenn er nur wenig spielte wie unter Trainer Sforza, dann war er trotzdem stets parat und pushte von draussen.

Fertig, aus, das Kapitel Schaffhausen ist nun beendet. Leise und still aber, einen grösseren Abschied gab es bisher nicht, da vor Saisonende ja nicht klar war, wie es weitergeht. Keine Blumen, kein Winken ins Publikum, keine Abschiedsrede von den Funktionären. «Das braucht es auch nicht», sagt Lika mit einem Lächeln.

Doch vorerst ist der Routinier weiter auf Vereinssuche. Einige lose Anfragen sind bereits eingetroffen, doch das Richtige war noch nicht dabei. Er könne sich vieles vorstellen, sagt Lika offen. «Ich habe noch das Feuer und auch die Power, um eine gute Rolle in der Challenge League zu spielen. Aber ich kann mir auch ein ambitioniertes Projekt in der Promotion League vorstellen.» Dass es weiter oben wohl eher keine Chance mehr gibt, dessen ist sich der Schweiz-Albaner bewusst. Das Ausland wäre noch eine gute Alternative, findet der 32-Jährige. «Es kann auch etwas Verrücktes sein. Aber ich brauche in meinem Alter eine gewisse Sicherheit. Deshalb muss das Angebot seriös sein.»
«Es kann auch etwas Verrücktes sein. Aber ich brauche in meinem Alter eine gewisse Sicherheit. Deshalb muss das Angebot seriös sein.»
Fit hält er sich aktuell bei der Spielergewerkschaft «SAFP», die vertraglosen Fussballern ein Training unter professionellen Bedingungen offeriert. Angeleitet werden die Spieler von den Ex-Profis Ivan Audino und Joao Paiva, es ist fast schon wie eine Saisonvorbereitung in einem Klub, auch Testspiele werden ausgetragen. Einige bekannte Gesichter mischen da mit neben Lika, auch die Ex-Schaffhauser Jetmir Krasniqi und Nuno Da Silva, die beide zuletzt bei der AC Bellinzona spielten, halten sich hier in Form. Zuletzt waren auch Orges Bunjaku und Keeper Simon Enzler anwesend, diese haben aber inzwischen einen Vertrag unterschrieben in Wil (Bunjaku) und Yverdon (Enzler). Bedeutet: Der aktuelle Transfermarkt ist zwar noch recht ruhig, aber es gibt immer Möglichkeiten, bei einem Verein unterzukommen. «Dafür halte ich mich fit. Wenn ich eine Chance bekomme, will ich parat sein», sagt Lika.

Und wenn dann doch nicht das Richtige kommt? Lika weiss, dass es mit bald 33 Jahren nicht einfach wird, eine neue Stelle zu finden. Die Jugend rückt nach, Kaderplätze sind knapp, gerade in der Challenge League muss jeder Franken umgedreht werden. Hat er einen Plan B? «Ich würde gerne im Fussball-Business bleiben», offenbart Lika. Er könne sich etwas im Funktionärsbereich vorstellen. Oder im Teammanagement. «Trainer will ich aber keiner werden, das schliesse ich aus», sagt der Aussenverteidiger klipp und klar. Führungsqualitäten hat Lika zwar. Er kann auch gut kommunizieren und hat unter einigen namhaften Trainern gespielt. Aber das «Hamsterrad» eines Coaches will er sich nach der aktiven Karriere nicht antun, im Profifussball herrscht eine immense «Hired-and-Fired»-Mentalität vor, die Halbwertszeit von Trainer ist sehr kurz.
Bevor dieser Plan B aber zum Einsatz kommt, will Lika doch noch ein paar Jahre auf dem Platz stehen. An seine Zeit in Schaffhausen erinnert er sich schon jetzt gerne zurück, auch wenn er aktuell weiter in der Munotstadt wohnt und von hier aus wieder durchstarten will. Das Geschehen rund um den FCS verfolgt er weiterhin. Mit dem Einstieg des neuen Investors scheinen ruhigere Zeiten auf den Klub zuzukommen. «Das hätte ich natürlich gerne noch selbst miterlebt, die letzten Jahre waren doch recht schwierig und nervenaufreibend», sagt Lika. Doch er wünsche dem Team nur das Allerbeste. «Ich bin überzeugt, dass der FCS eine richtig gute Rolle spielen wird in der Promotion League. Vielleicht gelingt ja der direkte Wiederaufstieg, das würde mich freuen.»