Ein kühles Nein danke? Bierkonsum auf Rekordtief – so reagiert die Brauerei Falken

Ist die Bierbranche noch zu retten? Zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen ist der Bierkonsum in der Schweiz unter 50 Liter pro Person gefallen. Markus Höfler, CEO der Brauerei Falken, nutzt Herausforderungen als Antrieb und setzt auf Kreativität, Kooperation und alkoholfreie Varianten.
Muss es immer Alkohol sein? Lange war das Feierabendbier ein festes Ritual, heute greifen viele lieber zu alkoholfreien Varianten. Der «Sober Lifestyle» gewinnt an Popularität, besonders bei jungen Menschen, deren Skepsis gegenüber Alkohol wächst. «Das Konsumverhalten von Alkohol hat sich stark verändert», bestätigt Markus Höfler, CEO der Brauerei Falken AG. «Das sieht man auch an den Regalen im Supermarkt: Es gibt immer mehr nichtalkoholische Varianten, nicht nur bei den Bieren, auch bei den Weinen und Spirituosen.»
Historischer Tiefstand
Dass die Lust auf ein kühles Blondes nachgelassen hat, zeigt auch der Jahresbericht 2024 des Schweizer Brauerei-Verbandes (SVB). Der Bier-Pro-Kopf-Konsum ist unter 50 Liter und damit auf ein historisches Tief gesunken. Das wachsende Gesundheitsbewusstsein mag einer der Gründe dafür sein: Aktuelle Studien der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass Alkohol schon in kleinen Mengen gesundheitsschädlich ist.
Gleichzeitig bleibt Bier ein Kulturgut – gesellschaftlich akzeptiert und weiterhin beliebt. Die Veränderung ist also weniger ein radikaler Verzicht, sondern ein schleichender Wandel.
Kann alkoholfreies Bier die Branche retten?
Der Geschmack des Bieres sagt aber nach wie vor vielen zu. Der SVB berichtete nämlich auch, dass der Absatz von alkoholfreien Varianten im selben Jahr um 12 Prozent stieg. Auch die Brauerei Falken AG investiert vermehrt in alkoholfreie Biere. Sie gelten nicht mehr als schwächere Alternative, sondern als eigenständige Kategorie, die sich immer grösserer Beliebtheit erfreut. Ob alkoholfreies Bier die Branche vor dem Untergang retten kann, bleibe aber fraglich. Auch dass alkoholfreies Bier den Status eines Promillebieres erreichen könnte, bezweifelt Höfler: «Alkoholfreies Bier bleibt eine Nische, obwohl sich die Technik bei der Herstellung sehr verbessert hat, sodass viele alkoholfreie Biere durchaus mit ihren alkoholhaltigen Pendants mithalten können.»
Kooperationen als Chance
Die Brauerei Falken setzt auf Flexibilität. Mit einer Mikro-Abfüllanlage können auch Kleinmengen abgefüllt werden – ideal für saisonale Sorten, limitierte Auflagen oder Kooperationen: «Wir arbeiten gerade mit einem Start-up zusammen, das Limonade aus der koreanischen Zitrusfrucht Yuzu herstellt», so Höfler. Mit einer befreundeten Brauerei aus dem Berner Oberland sei ausserdem ein Bier für die Expo in Osaka (Schweiz-Pavillon) gebraut und in Dosen gefüllt worden.
Bierbranche seit Jahren im Wandel
Dass herausfordernde Veränderungen zur Braubranche dazugehören, weiss Höfler aus Erfahrung: «Während meiner 20 Jahre bei der Brauerei Falken gab es viele Einschnitte: die – vernünftige! – Promillegrenze beim Autofahren, das Rauchverbot in der Gastronomie, die Energiekrise oder die Pandemie …»
Für den CEO-Chef, der Herausforderungen schon immer gesucht habe, waren diese Ereignisse jedoch keine Hindernisse, sondern Antrieb zum Umdenken und um kreative Lösungen zu finden. «Mir bleiben noch fünf Jahre bis zur Pensionierung; meine grösste Sorge ist, dass ich bis dahin nicht all meine Ideen umsetzen kann!», sagt er
Zu nass für Bier, zu heiss für Bier!
Trotz sinkender Gesamtmengen bleibt der Sommer die wichtigste Saison. Bis zu 40 Prozent des Jahresvolumens werden in den warmen Monaten verkauft. Bei Grillabenden, Open-Air-Konzerten, in Gartenwirtschaften oder an Festivals. Doch das extreme, wechselhafte Wetter sorgt für weitere Unsicherheiten: «Letztes Jahr hat es den ganzen Frühling geregnet, dieses Jahr ist es extrem heiss. Beides beeinflusst den Umsatz negativ.» Das ideale Bierwetter gemäss Höfler: «24,5 Grad und leicht bewölkt – das ist keine Wissenschaft, sondern Erfahrung!»
Bye-bye Bier?
Der Markt ist im Wandel, und Veränderungen gehören dazu: Bier bleibt also – aber anders. Regionale Biere, alkoholfreie Alternativen, flexible Kleinauflagen und Kooperationen könnten die Antwort auf das veränderte Konsumverhalten sein. «Was wir aus den vielen Herausforderungen gelernt haben, ist, dass wir uns nicht im Erfolg sonnen dürfen.
Prozesse und Strukturen gehören ständig hinterfragt – nicht erst dann, wenn wir müssen», sagt Höfler. «Ich schätze mich glücklich, von einem Team umgeben zu sein, das motiviert ist, stets neue Ideen umzusetzen.»