Nach Vorwurf der Belästigung verliert ein Berufslehrer seinen Job - Nun erstattet er Anzeige

Lina Türkoglu-Schepler | 
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BBZ, Berufs Bildungszentrum, fotografiert am Freitag 14. Januar 2022, in Schaffhausen. (Roberta Fele / Schaffhauser Nachrichten)
Mario L* unterrichtete über 15 Jahre am Berufsbildungszentrum Schaffhausen (BBZ). Bild: Roberta Fele

Der Schaffhauser Berufschullehrer Mario L.* verliebt sich in seine Kollegin. Zwei Jahre später beschwert sie sich bei der Schulleitung, woraufhin er gekündigt wird. Nun hat er Anzeige erstattet, wie der «Blick» berichtet.

Im Frühjahr 2022 gesteht der Berufsschullehrer Mario L* . seiner Kollegin Sandra P* . seine Gefühle. Sie weist ihn per Mail ab, schreibt «Blick». Mario L. antwortet: «Danke für deine Klarheit. Das Leben ist manchmal kompliziert und peinlich – sorry! Aber ich bin sicher, dass uns das nicht weiter belasten wird.»  Im selben Jahr verliebt er sich in eine andere Frau, mit der er noch heute in einer Beziehung ist. Mario L. hat mehrere Kinder, lebt aber getrennt von deren Mutter. Er unterrichtet seit über 15 Jahren am Berufsbildungszentrum Schaffhausen (BBZ). Als sein Arbeitskollege 2021 pensioniert wird, übernimmt die Sandra P. die Stelle. 

Im Herbst 2024 erzählt Sandra P. während ihres Mitarbeitergesprächs, ihre «Integrität» sei durch Mario L. verletzt worden. In einem Mail an den Schulleiter, das  «Blick» vorliegt, nennt sie Beispiele: Unter anderem habe sie mit ihm in einem Mehrbettzimmer übernachten müssen, obwohl er laut eigener Aussage zwei Einzelzimmer gebucht habe. Mario L. zeigt «Blick» die damalige Buchungsofferte. «Das war ein Fehler seitens der Unterkunft», erklärt er. «Ich habe dann vorgeschlagen, über Nacht nach Hause zu fahren.»

Ein weiterer Vorwurf betrifft einen Fall während einer Projektwoche in Genf. Er habe sie nach dem Unterricht zum Apéro eingeladen. Sie habe das ignoriert, doch er habe nicht locker gelassen. Zudem habe sie zusammen mit L. Holzgestelle aufgebaut. Da habe er sie gefragt, ob sie den Pullover nicht ausziehen wollen. Laut L. habe die Nachfrage praktische Gründe gehabt. «Es war nur ein gut gemeinter Rat, damit ihr Pullover nicht dreckig wird und sich ihre weiten Ärmel nicht mit dem Akkuschrauber verheddern. Ich hatte doch keine sexuellen Absichten, schliesslich waren die Türen des Schulzimmers offen.» 

Anzeigen wegen Ehrverletzung

Nachdem Sandra P. die Vorfälle geschildert hatte, lud der Schulleiter Mario L. letzten Dezember zu einem Gespräch Anhörung ein. Mit dabei war auch die Personalverantwortliche des Kantons. Er sollte zu den Vorfällen Stellung nehmen. 

Mario L. erklärt den beiden seine Sicht, doch der Schulleiter und die Personalberaterin legen ihm direkt die Kündigung vor - ohne dass die beiden überhaupt noch beraten. L. erstattet Anzeige gegen Sandra P., den Schulleiter und die Personalverantwortliche wegen Ehrverletzung und Urkundenfälschung. 

Sandra P., der Schulleiter und die Personalverantwortliche antworten nicht auf die Blick-Anfragen. Gegen Mario L. läuft kein juristisches Verfahren. Weder Sandra P. noch die Schulleitung haben eine Anzeige erstattet. L. hofft, mit seiner Anzeige seinen Ruf zu retten und in seinem Beruf weiterzuarbeiten.

* Namen geändert 

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