«Mein Morgen riecht nach Blumen und Kaffee»

Wie beginnt Ihr Tag? Mit einem Kaffee, einer Joggingrunde oder direkt mit dem ersten Meeting? Jeder Morgen sieht anders aus. In dieser Rubrik werfen wir einen Blick auf den Start in den Tag verschiedenster Menschen. Heute gibt Martin von Bergen, Florist, Zierpflanzengärtner und Inhaber vom «Bluemeträff» in Neuhausen, Einblick in seinen Morgen.
Täglich kommen Kundinnen und Kunden in den «Bluemeträff» und sagen: «Oh, wie frisch das duftet!», aber weil ich den ganzen Tag von Pflanzen und Schnittblumen umgeben bin, rieche ich das selbst gar nicht mehr. Mir wurde gesagt, dass auch ich stets nach «Grün» dufte – aber es gibt ja schlimmere Gerüche!
Als mein Wecker heute um 5.30 Uhr klingelt, will ich vor allem eines riechen: den Duft frisch gebrühten Kaffees. Da ich pünktlich um 7.30 Uhr auf dem Blumengrossmarkt in Wangen ankommen möchte, davor noch Mails mit möglichen Kundenbestellungen und Spezialaufträgen abrufe, beginnt mein Arbeitstag immer um 6 Uhr. Kein Problem, wenn ich den Tag mit einem Tässchen meines koffeinhaltigen Lebenselixiers starten kann.
Nach dem Zähneputzen und Blick auf meine Mails mache ich mich schon bald mit dem Lieferwagen auf den Weg zur Blumenbörse. Heute wird es eine grosse Ladung geben, der Muttertag steht vor der Tür. Für uns Floristen der wohl hektischste Tag des Jahres. Selbst um den Valentinstag herum ist nicht so viel los. Da beschenken sich ja vor allem die Verliebten. Mütter werden hingegen von allen Seiten beschenkt: von ihren Töchtern und Söhnen, von ihren Enkeln, Ehemännern und Schwiegersöhnen. Das sind viele Blumensträusse!
Angekommen im Blumenparadies treffe ich auf viele bekannte Gesichter: die Floristinnen und Blumenhändler aus der Region. Beim gemeinsamen Kaffee tauschen wir uns über das Wetter aus. Nicht weil wir keine besseren Gesprächsthemen hätten, sondern weil Regen oder Sonnenschein, winterliche Minusgrade oder Sommerhitze zu grossen Teilen über das Geschäft entscheiden.
Jetzt beziehen wir gerade wieder viele Blumen aus der Schweiz, auch wenn sie derzeit meist noch aus dem Treibhaus stammen. Daneben kommen die Schnittblumen aus ganz Europa: aus Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden und teils auch vom afrikanischen Kontinent. Zurzeit blühen die ersten Pfingstrosen, die rund um den Muttertag besonders gefragt sind. Besonders schön sind sie in Kombination mit Kamille, das gibt dem Arrangement etwas Leichtes und Natürliches.
Nach dem frühmorgendlichen Einkauf fahre ich mit vollbepacktem Lieferwagen zurück nach Neuhausen, um noch vor Ladenöffnung anzukommen, mir nochmals einen Kaffee zu machen und die Ware anzuschauen. Was mir an meinem Beruf besonders Freude bereitet: Sobald ich die frischen Blumen sehe, habe ich sofort unzählige Ideen im Kopf, wie ich sie arrangieren könnte.
Als kurz vor 9 Uhr nach und nach meine drei Mitarbeitenden eintrudeln, beginnen wir mit dem Binden der rund 20 Blumensträusse für die Ladenauslage. Wir gestalten Blumenarrangements für Lieferaufträge: stellen Sträusse für Kundenbestellungen zusammen, binden Kränze oder Gestecke. Ob für Hochzeiten, Geburtstage oder Beerdigungen, es gibt für jeden Anlass die passenden Blumen.
So vergeht auch der heutige Morgen wie im Flug. Mehrere Kundinnen und Kunden waren bereits im Laden, atmeten den blumigen Duft ein, holten Bestellungen ab, kauften Sträusse oder liessen sich beraten. Bis zum Mittag ist der grösste Teil des Tagesgeschäfts bereits gemacht – der Laden läuft, die ersten Bestellungen sind ausgeliefert, und das Team ist im Takt.