Dreifacher Bach: Einer der grössten Musiker aller Zeiten hatte auch talentierte Verwandte

Am Sonntagabend überzeugte und begeisterte das Schaffhauser Barockensemble im St. Johann.
Das 4. Brandenburgische Konzert, am Sonntag in einer Variante mit zwei Traversflöten vorgetragen, ist wohl für jeden Zuhörer der Beweis, dass Johann Sebastian Bach (1685–1725) zu den grössten Musikern aller Zeiten gehört.
Es ist deshalb dem Schaffhauser Barockensemble – unter der Leitung von Roland Müller und Konzertmeisterin Johanna Pfister – hoch anzurechnen, dass es sich dieses Stück in seinem Konzert als Schlussfuriose aufsparte. So konnte verhindert werden, dass Bach der Grosse den beiden anderen Vertretern der riesigen Bach-Dynastie vor dem musikalischen Licht stehen würde. Denn Letzteres wäre schade und irgendwie «ungerecht» gewesen.
In der Tat: Dass man Johann Bernhard Bach (1676–1749) und Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784) ausserhalb von Fachkreisen kaum kennt, ist weniger eine Frage der Qualität als vielmehr eine solche der modernen Aufführungspraxis. Es war nämlich «ohrenfällig», dass Johann Sebastian seine Verwandten in deren künstlerischer Tätigkeit nicht lähmte, sondern sie ebenfalls zu musikalischen Höhenflügen animierte.
Der Cousin als Entdeckung
Von Johann Bernhard Bach habe er zuvor noch nie etwas gehört, meinte ein Gast, selbst Musiker, nach dem Konzert. Der Cousin zweiten Grades von Johann Sebastian sei geradezu eine Entdeckung. Er wolle sich weiter mit ihm befassen, auch um sich ein Bild über die hörbaren französischen Einflüsse zu machen. Und vielleicht findet dereinst ein Musikhistoriker doch noch das eine oder andere Werk von Johann Bernhard, denn bis jetzt sind nur einige wenige Orgelwerke sowie vier Suiten von ihm bekannt; vorgetragen wurde jene in g-Moll.
Wilhelm Friedemann, der älteste Sohn von Johann Sebastian, kann als ein Brückenbauer zwischen Barock und Sturm und Drang angesehen werden. Das Duett für zwei Traversflöten sowie Adagio und Fuge in d-Moll stiessen derart auf Anklang, dass sogar die St.-Johann-Glocken im genau richtigen Moment mit ihrem Wohlklang in den Applaus einstimmten.
Dass man so freundlich über diese beiden weniger bekannten Bach-Komponisten reden kann, hängt natürlich nicht nur mit deren Fähigkeiten als Komponisten zusammen, sondern ebenso sehr mit jenen des Schaffhauser Barockensembles. Die Musikerinnen und Musiker begaben sich mit grosser Empathie auf ihre künstlerische Zeitreise, und sie überzeugten die mehr als 90 Zuhörerinnen und Zuhörer nicht nur in der Beherrschung ihrer alten Instrumente, darunter auch Violone und Theorbe, sondern vor allem als harmonisches Ensemble.
Da es sich um zehn Künstlerinnen und Künstler handelt, können sie leider nicht alle erwähnt werden. Bemerkenswert ist aber, dass Lukas Stamm sehr kurzfristig für die erkrankte Cembalistin einsprang.