Schaffhauser Regierung will, dass die Landgemeinden mehr Geld bekommen – Stadt kritisiert Idee bereits

Dario Muffler | 
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Volkswirtschaftsdirektor Dino Tamagni (links) hat einen Vorschlag, wie die Landgemeinden finanziell entlastet werden sollen. Daniel Preisig findet das schlecht. Bild: Melanie Duchene

Die Landgemeinden im Kanton Schaffhausen sind teils finanzschwach. Die Regierung will ihnen nun unter die Arme greifen. Das soll in zwei Schritten geschehen.

Es gibt Schaffhauser Gemeinden, die in Geld schwimmen, während andere darben. So profitiert die Stadt Schaffhausen von hohen Steuereinnahmen von juristischen Personen, also Unternehmen. Kleine Gemeinden auf dem Land haben derweil immer höhere Ausgaben, gleichzeitig aber keine steigenden Steuereinnahmen durch Unternehmen. Der Schaffhauser Regierungsrat will ihnen nun helfen, indem er zwei Gesetzesanpassungen vorschlägt.

Zum einen soll der Finanzausgleich des Kantons reformiert werden. Dazu startet der Regierungsrat am Freitag eine Vernehmlassung. So will die Regierung ein Anreizsystem schaffen, mit dem Steuersenkungen in den Gemeinden gefördert werden sollen. Bezahlt werden soll das über einen Fonds, der mit Einnahmen aus der direkten Bundessteuer geäufnet wird. Zugleich soll an der Formel, wie der interkantolane Finanzausgleich berechnet wird, geschraubt werden.

Schaffhausen und Neuhausen verlieren

Parallel dazu will der Regierungsrat Sofortmassnahmen durchs Parlament bringen. Künftig sollen Steuermittel des Kantons anders auf alle Gemeinden verteilt werden. Der Regierungsrat schlägt eine proportionale Verteilung vor. Weil für kleine Gemeinden die finanzielle Belastung pro Einwohner für eine Infrastruktur höher ist, erfolgt die Verteilung unterproportional.

Es profitieren gemäss Regierung fast alle Gemeinden: Schaffhausen und Neuhausen sind die Verlierer dieser Reform. Das stört den Schaffhauser Stadtrat, wie er in einer ersten Stellungnahme bekannt gibt.

Die Anpassung soll auf fünf Jahre befristet sein, weil danach der neue Finanzausgleich zum Zug kommen soll.

So reagiert der städtische Finanzreferent

Daniel Preisig, Finanzreferent und Parteikollege von Volkswirtschaftsdirektor Dino Tamagni, schreibt: 

Die Stadt ist solidarisch mit allen Gemeinden und deshalb auch für die Anpassung des Finanzausgleichs, damit auch den Landgemeinden finanziell mehr Luft bleibt. Der Stadtrat wurde von der Vorlage überrascht. Als Direktbetroffene zusammen mit Neuhausen wurden wir nicht abgeholt.

In einer ersten Analyse beurteilt der Stadtrat die vorgeschlagene Umverteilung von Steuergeldern als systemwidrig: Der Finanzausgleich muss im dafür vorgesehenen Finanzausgleichsgesetz gemacht werden, nicht im Steuergesetz. Sonst haben wir bald in allen möglichen Gesetzen einen versteckten Finanzausgleich. Zudem: Der Finanzausgleich muss natürlich auch weiterhin, wie im Gesetz geregelt, von Kanton mitgetragen werden. Schliesslich fallen die hohen Steuererträge vor allem auch beim Kanton an. Es kann nicht sein, dass einfach nur einseitig umverteilt wird von der Stadt aufs Land.

Es ist bedauerlich, dass mit dieser Vorlage versucht wird, den Fokus auf die Interessensgegensätze der Gemeinden zu legen, statt die Zusammenarbeit zu fördern. Dem Stadtrat ist es ein grosses Anliegen, mit dem Kanton und den Gemeinden konstruktiv und partnerschaftlich zusammen zu arbeiten. Die Standortattraktivität ist schlussendlich die Summe der Leistungen des Kantons und der Gemeinden. Nicht gegeneinander, sondern miteinander bringen wir die Region weiter.

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Kommentare (1)

Richard Schärrer Fr 16.08.2024 - 15:02

Die Stadt Schaffhausen gehört seit Jahren zu den Bezügern im kantonalen Finanzausgleich. Das darf man auch nicht vergessen.

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