Nach brutaler Attacke auf Kinder in Schaffhausen: Forensiker beobachtet beunruhigenden Trend

Lucas Blumer | 
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Nach dem Angriff bei der Avia-Tankstelle flüchtete der Mann über die Finsterwaldstrasse in Richtung Wiesenweg, wo er zwei Kinder verletzte. Symbolbild: Google Streetview

Am Sonntag griff ein 25-jähriger Mann im Kanton Schaffhausen wahllos zwei Kinder an und verletzte sie so schwer, dass sie ins Spital gebracht werden mussten. Der Vorfall ist einer von mehreren ähnlichen Angriffen, die in den letzten Monaten stattgefunden haben.

Am Sonntag hat ein 25-jähriger Slowake zwei Kinder in der Stadt Schaffhausen angegriffen und verletzt. Offenbar wahllos habe er auf die Kinder eingeschlagen. Diese erlitten Verletzungen und mussten ins Spital gebracht werden. Zuvor ist er bei der Avia-Tankstelle an der Hochstrasse auf eine Frau losgegangen.

Am Tag nach der Tat erteilt die Schaffhauser Polizei keine weiteren Auskünfte zum Tathergang oder Ermittlungsstand. Auf Nachfrage der SN macht die Polizei auch keine Angaben, ob der Täter an einer psychischen Krankheit leide, die im Zusammenhang mit der Tat stehen könnte. Gegenüber «Blick» sagte ein Tankstellenmitarbeiter, dass der Täter «verwirrt» gewirkt habe.

In diesem Jahr gab es schweizweit bereits eine Handvoll Fälle, bei denen Erwachsene wehrlose Kinder angegriffen haben. Im November verletzte ein 52-Jähriger einen zehnjährigen Knaben mit einem Werkzeug schwer am Kopf. In Zürich ging  Anfang Oktober ein chinesischer Student mit einer Stichwaffe auf mehrere Kleinkinder los. Im März attackierte ein 26-Jähriger unter Drogeneinfluss einen Zwölfjährigen, der schwere Verletzungen erlitt.

Die Umstände dieser Taten sind unterschiedlich, doch eines verbindet sie: Alle Täter griffen gezielt wehrlose Kinder an. Wie lässt sich das erklären?

Liegt es am Nachahmereffekt?

Gegenüber dem Online-Nachrichtenportal «20 Minuten» erklärt der Forensiker Thomas Knecht, dass er in den Vorfällen einen beunruhigenden Trend sehe. Einen klaren Grund für die Häufung solcher Taten gebe es nicht. Als mögliche Erklärung nennt er den sogenannten Nachahmereffekt. Knecht erklärt: «Nachahmer gibt es bei allen Formen der Kriminalität. Menschen prägen sich verbrecherisches Verhalten ein. Bei Attacken auf Kinder haben sie dieses Jahr mehrfach gesehen, dass solche Taten besonders viel Schrecken und Angst mit sich bringen.»

Täter, die amokartige Phänomene aufwiesen, wollten genau das. «Sie sind in eigener Sache unterwegs, setzen sich in Szene und haben dabei einen riesigen Zerstörungsdrang.» Dass aber gleich mehrmals Kinder attackiert wurden, sei ungewöhnlich so Knecht. «In meiner Erfahrung waren es in den letzten Jahren mehrheitlich Gleichaltrige, die zum Opfer wurden».

Nur traurige Zufälle?

Gewaltexperte Dirk Baier hingegen sieht keine Anzeichen für einen echten Trend. Er geht von einer zufälligen Häufung aus und weist darauf hin, dass die Täter alle psychisch auffällig waren. «Psychische Auffälligkeiten wie Psychosen können hierfür bedeutsam sein. Zudem kann solche Gewalt auch drogeninduziert sein. Zu berücksichtigen ist zugleich, dass ein einzelnes Merkmal nie ausreichend ist, dass es zu solchen Taten kommt. Letztlich ist es immer eine unglückliche Kombination von Faktoren, die solche Gewalt bedingt.»

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