So überleben Ihre Pflanzen die Sommerferien

Eva Kunz | 
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Um ein paar Tage länger über die Runden zu kommen, kann man beispielsweise eine mit Wasser gefüllte PET-Flasche kopfüber in die Erde stecken. Bild: Eva Kunz

Wenn wir in den Ferien das Weite suchen, bleiben sie zurück: unsere Pflanzenlieblinge. Ein Giess-Pate ist nicht immer gefunden und ganz ohne Vorbereitung kommen wohl nur Kakteen über die Runden. Doch keine Bange – mit diesen Tricks überleben Topfpflanzen mindestens eine Woche.

Pflanzen-Götti oder -Gotti organisieren

 

Seine Pflanzenkinder über die Ferien einem Menschen mit hoffentlich grünem Daumen anvertrauen – das wäre natürlich die Nummer Eins der Lösungen. Doch längst nicht immer kann der Nachbar oder die Mutter vorbeischauen, wenn man für ein paar Tage wegfährt. Topfpflanzen sind hier besonders heikle Kandidaten. Gemäss Andy Weber von Grün Schaffhausen können sie im Gegensatz zu Pflanzen im Freien nur selten länger als eine Woche ohne menschliches Zutun überleben. Hier gilt zudem: je kleiner der Topf, desto kleiner das Wasserreservoir. «Natürlich kommt es auch auf das Wetter an», ergänzt Weber. Bei heissem und trockenem Wetter mit viel Sonne trockne eine Topfpflanze innert kürzester Zeit aus. Bei Regenwetter sei die Lage etwas entspannter. Hinzu kommen die individuellen Bedürfnisse der Pflanze. «Sukkulenten wie Kakteen kommen über Wochen sehr gut ohne Giessen aus», sagt Weber, «Husarenknöpfe zum Beispiel sind hingegen sehr durstig.»

Pflanze beobachten

 

Damit Geranie, Palme und Co. auch ohne menschliche Giesshilfen überleben, rät Weber in einem ersten Schritt, sie ein paar Tage zu beobachten: «Wo fühlen sie sich am wohlsten? Wann beginnen sie, schlappe Blätter zu bekommen? Um welche Art von Pflanze handelt es sich?»

Grundsätzlich könne man den Wasserbedarf einer Pflanze auch an ihren Blättern ablesen: Je schneller sie nach der letzten Wassergabe schlapp werden, desto wasserbedürftiger sind sie. Und Pflanzen mit sehr weichen und zarten Blättern – wie sie etwa ein Basilikum trägt – seien besonders durstig. «Geranien kommen hingegen gut eine Woche ohne Wasser klar.» Auch wenn sie mit der Zeit welk und schlapp werden, erholen tun sie sich gemäss Experte beim nächsten Giessen schnell wieder.

Ein möglichst schattiges Plätzchen suchen

 

Auch wenn es sich bei der Pflanze um eine Sonnenanbeterin handelt: Weber rät, sie bei einer mehrtägigen Abwesenheit trotzdem an ein schattiges Plätzchen zu stellen. Denn: «Bekommt sie ein paar Tage lang kein Wasser, kann auch eine Pflanze, die nicht sonnenempfindlich ist, schnell welk werden.» Der Pflanzenexperte empfiehlt, wann immer möglich, die Nordseite eines Hauses als Ort zu wählen, weil dort die Sonneneinstrahlung am schwächsten ist. Besonders wichtig sei dies für Schattenpflanzen wie Farne.

Verlockend erscheint bei diesem Punkt bestimmt das Zügeln des Balkon-Dschungels in Innenräume – dort ist es ja ebenfalls schattig, oder? «Das schon», sagt Weber, «aber es ist trotzdem nicht zu empfehlen.» Ein Umzug tue gerade Balkonpflanzen nicht gut, da sie sich das Leben draussen gewohnt seien. Hier solle man einfach besonders auf ein gutes Abschirmen vor der Sonne achten.

Sonnenschutz installieren

 

Bevor man die Pflanzen sich selbst überlässt, solle man darauf achten, dass sie vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind. Weber rät hier aber von Sonnenschirmen ab: «Man weiss nie, wie das Wetter wird.» Ein Schirm halte allfälligen Windböen nicht stand. Besser sei eine Wand, etwa aus Holz oder Bambus. Vor direktem UV-Licht sollten auch Zimmerpflanzen geschützt werden. Hier reicht meist das Versetzen der Töpfe in einen schattigen Raum.

Grosse Unterteller besorgen

 

Ohne Wasser geht es kaum. Deshalb rät Andy Weber, der Pflanze einen möglichst grossen Untertopf zur Verfügung zu stellen. «Und ihn randvoll mit Wasser zu füllen», ergänzt der Gärtner bei Grün Schaffhausen. Von diesem Wasservorrat könne manch ein Gewächs mehrere Tage zehren.

An den PET-Flaschen-Tropf «hängen»

 

Eigentlich wäre das passende Verb «stecken». Denn bei diesem Survival-Trick steckt man eine Flasche in den Topf. Dazu nehme man eine PET-Flasche mit einem Fassungsvermögen von einem bis zwei Litern. Weber empfiehlt, den Boden wegzuschneiden. Am besten sticht man dazu mit einem scharfen Messer ein Loch in die PET-Haut und schneidet danach den Flaschenboden heraus. Wegen Verletzungsgefahr ist bei diesem Prozedere besondere Vorsicht geboten!

Danach schraubt man den Deckel weg und steckt die Flasche kopfüber ein paar Zentimeter in die Erde. Bevor sie von oben mit frischem Wasser gefüllt wird, sollte man die Pflanze bereits reichlich gewässert haben. Auch sollte der Tipp mit einem besonders grossen Untertopf (siehe oben) beherzigt werden.

Gemäss dem Pflanzenkenner soll sich das Pflänzchen auf diese Art je nach ihrem Wasserbedarf sozusagen selbst tränken.

Zurück aus den Ferien

 

Das Wiedersehen mit seinen botanischen Freunden dürfte auf den ersten Blick nicht immer berauschend sein. Denn trotz der obigen Überlebensmassnahmen kann es gut sein, dass die eine oder andere Pflanze traurig daherkommt. Ein schlappes oder gar verdorrtes Blätterkleid sei durchaus möglich, bemerkt Weber. Doch meist sehe es dramatischer aus als es schlussendlich sei. «Die meisten Pflanzen erholen sich nach dem ersten Giessen relativ schnell wieder.» Für Sukkulenten seien die Ferien des Menschen gar eine Wohltat. «Denn viele giessen Kakteen tendenziell zu oft.»

Zum Wellnessprogramm gehört zum Beispiel ein Wasserbad. Auch etwas Dünger könne nicht schaden, so der Experte. «Und keine Scheu vor der Schere.» Verdorrte Blätter könne man getrost wegschneiden.

Zu guter Letzt gibt Andy Weber noch diesen Tipp: «Untersuchen Sie Ihre Pflanzen regelmässig auf Schädlinge.» Denn durch die ungewohnten Strapazen könnten sie geschwächt und deshalb anfälliger auf Pilze oder Parasiten sein.

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